Bewertung: 4 / 5
Am 14. Juni ging Marvels Jessica Jones Staffel 3 als finale Season der Marvel/Netflix-Serie online. Und die hat es in sich! Auch wenn in vielen Comicserien die Frage lautet, was es bedeutet, ein Superheld oder eine Superheldin zu sein, hat wohl keine das je so schmerzhaft und dramatisch ausgelotet wie diese Staffel. Marvels Jessica Jones bleibt bei aller cooler Action und Superpower ein tiefgründiges Charakterdrama über nicht nur eine unkonventionelle Superheldin - und die finale Staffel das Highlight der Serie.
Der Cliffhanger von Marvels Jessica Jones Staffel 2 teaserte bereits eine neue Superheldin in New York City an, und um deren Originstory dreht sich der Start der neuen Season: Zwischen Jessica (Krysten Ritter) und Trish (Rachael Taylor) ist Funkstille, während die eine ihre Wut in Alkohol ertränkt, pimpt die andere sich via Kampftraining zur Superheldin. Ein lange im Schatten bleibender nicht Super- aber Oberschurke sorgt für eine noch mehr geschwächte Jessica und zusammen mit Trish auf dem Selbstjustizlerpfad für ein hochdramatisches Dreiecksgeflecht, in der die Frage von Gut und Böse sowie wahrem Heldentum immer wieder neu gestellt wird...
Trailer zu Marvels Jessica Jones
Man muss sich in Marvels Jessica Jones Staffel 3 erst einmal daran gewöhnen, nicht gleich einen interessanten Oberschurken vor die Nase gesetzt zu bekommen, doch wenn man die ganze Staffel kennt, versteht man auch, warum das so aufgebaut wurde. Es ist Wahnsinn, was hier vor allem Ritter und Taylor noch einmal leisten an dramatisch-emotionalen Abwärtsspiralen auf ihrem je eigenen Entwicklungsweg, auf dem die Grenze zwischen Gut und Böse für beide ein sehr schmaler Grat ist. Vor allem Taylor, als mal so scheinbar zuckersüße Patsy, legt eine Entwicklung hin, die man so intensiv wahrlich nicht kommen sieht, und die ihr eine Emmy-Nominierung einbringen sollte. Doch auch die Charaktere um das Trio herum gehen spannende (Ab-)Wege, inklusive überraschend interessantem neuen Love-Interest für Jessica.
Am Ende staunt man nach 13 Episoden rückblickend, was für einen Entwicklungsweg man da gerade mit Marvels Jessica Jones Staffel 3 mitgegangen ist, welch krasse Wendungen und neuartige Schurken die Season hervorbringt, die zu Beginn noch recht langsam in Gang zu kommen scheint. Die immer mal Zeitsprünge nach vorn mit dann rückblickend erzählenden Aufklärungen gestalten das Ganze zusätzlich abwechslungsreich mit reichlichen Oha-Momenten. Es fühlt sich wie ein sehr finsteres Super-Drama in drei Akten an, das nach Episode 4 an Fahrt gewinnt, und nach Episode 8 einfach nur noch ein ziemlich krasses Psychodrama darstellt.
Marvels Jessica Jones Staffel 3 setzt den Schlusspunkt tragisch, aber in der letzten Szene auch mit Hoffnung und Mut zu wahrem Heldentum. Nett ist auch eine Cameo-Überraschung, die den Fans in einer der letzten Folgen präsentiert, was sie leider aufgrund der komplett gecancelten Marvel/Netflix-Serien eben nur in Cameo-Länge zu sehen bekommen. Unbedingt anschauen, es lohnt sich!