Bewertung: 3.5 / 5
Detroit an Halloween. Die Straßen werden von Banden beherrscht. Auf ihrem Heimweg, werden Musiker Eric Draven (Brandon Lee) und seine Verlobte Shelly Webster (Sofia Shinas) von einer dieser angegriffen. Sie werden ermordet, doch ein Jahr später wird Draven von einer Krähe wieder zu den Lebenden geholt. Von nun an sinnt er auf Rache und sucht all die Menschen auf, die an dem Mord beteiligt waren. So auch den Anführer der Gang, Top Dollar (Michael Wincott), der alle Register zieht, um seinen Widersacher ein für alle Mal zu erledigen.
Für manche Filme gilt das Kredo „Je einfacher, desto besser.“! Viele Filme avancierten so zu Klassikern, oder zumindest einem gewissen Kult, den man nicht abstreiten kann. Daß ein Film einer besonderen Komplexität bedarf, ist ohnehin fraglich. Zumal man auch mal die platte These in den Raum werfen darf, was eigentlich komplex ist, wenn alles im Leben ein Konstrukt der Menschheit darstellt. The Crow - Die Krähe ist jedenfalls kein komplexer Film. Die Figuren und ihre Motive sind sehr einfach, wenn auch zuweilen nicht gänzlich durchleuchtet. So darf man sich schon fragen, was genau eigentlich der seltsame Mafiosi-Verschnitt Top Dollar im Film macht. Irgendwas mit Eigentum, und dadurch ist er zu dem großen Chef geworden. Nein, daß ist ein wenig dünn und der Film bleibt auch überdies in seiner gesamten Ausführung sehr dünn, sehr zeitgemäß und damit sicherlich auch als Kult nachvollziehbar. Als Mischung aus bekannten Antihelden und gefühlt auch ein wenig sehr nahe an dem, was Sam Raimi mit Darkman (1990) zu schaffen versuchte, hat der Film sicherlich seine Probleme damit, irgendwas zu definieren. Wenngleich die gesichtslose Masse um Top Dollar eben durchaus ihren Reiz auf den Zuschauer haben kann, so lernt man nichts über Motive und Beweggründe. Da bleibt der Film leider zu sehr Trash, als wirklich intelligent sein zu wollen.
Nun kann man darüber streiten, ob man jene Erzählung braucht, oder ein Film auch auf einem anderen Level durchaus überzeugen kann. The Crow – Die Krähe ist dahingehend schon diskutabel. Schließlich weiß er in den allermeisten Momenten vor allem rein filmisch zu überzeugen: So dunkel, daß selbst Batman v Superman - Dawn of Justice (2016) Kindergarten ist und man wird das Gefühl nicht los, als habe sich auch The Dark Knight (2008) an der ein oder anderen Stelle mal bedient. Doch Referenzen in das Gegenwartskino machen noch keinen guten Film. Und wenn man so will, entscheidet das Gefühl darüber, ob man dem Werk folgen möchte. Regisseur Alex Proyas berichtet vom Abschaum der Menschheit. Einer Stadt, deren Bewohner in den dreckigsten Spelunken zuhause sind und deren Lebtag damit zugebracht wird, daß sie kaputt sind und andere mit in diesen Strudel ziehen. Dann reiht man Klischee an Klischee und als findiger Zuschauer weiß man natürlich schnell eine Verbindung zwischen einer kaputten Stadt, Korruption, Drogen, Gewalt und Prostitution herzustellen. Das ist Systemik und es ist die einfachste Form der Systemik, weil dem Zuschauer ein Gemälde gezeigt wird, was er nicht anders interpretieren kann, als es gemeint ist. Insofern ist der Film vielleicht platt. Es mag aber auch gleichermaßen daran liegen, daß es unmöglich wäre, jemanden für dumm zu verkaufen.
Viel gelingt hier vor allem über den Style. Zack Snyder muss sich bis heute ärgern, daß er so was auch nicht kann. The Crow – Die Krähe spielt in der Dunkelheit, im Dreck, zwischen Leichen und einer einfachen Moral. Es ist ein Rachefilm, der hin und wieder mal den Anspruch wagt, gewagt zu sein, wenn er sich an christlichen, beziehungsweise Metaphern und Werten jedweder Religion zynisch abarbeitet. Allein das Thema der Auferstehung entspricht schon nicht mehr dem, was gelehrt wurde. Klar, man kann das natürlich breiteten und in diesem Kontext analytisch betrachten. Doch so schwer und so wichtig ist es dann auch nicht. Einfach gesagt, zeigt der Film Figuren, deren Moral und deren Leidenswegs nicht so philanthropisch ist, wie die von Gott. Zumindest dem Neutestamentarischen. Nun findet Proyas auf die Einfachheit des Drehbuchs vor allem darin eine Antwort, daß sein visuelles Gespür deutlich mehr Kraft zu sich hat. Es sind die Bilder, die Bilder, die man so ganz schwer beschreiben kann. Mal sind sie kalt, dann düster, dann erinnern sie quasi an das, was Tim Burton mit Batman (1989) etablierte. Und mal erinnern sie auch an gefallene Heldenfiguren. Es ist durchaus möglich, da vieles hineinzudeuten und dann kann man sagen, daß es auch clever ist, ein so leerläufiges Drehbuch vor sich zu haben. Denn wenn es keine Antworten gibt, dann muss man sich selber welche suchen. Ebenso aber auch die Fragen. Und was man letzten Endes allumfassend sagen kann, ist, daß The Crow – Die Krähe ein sehr zynisches Werk ist.
Die generelle Dramaturgie erinnert beinahe an die, eines Videospiels. Insofern doch recht einfach. Eric Draven sucht nun nach und nach all diejenigen, die ihm schadeten, die sein Leben zerstört haben und was daraus entsteht, ist also eine Opfer-Täter-Umkehr. Wie gesagt, da findet sich kaum eine sinnige Moral wieder, was auch gut ist und unterstreicht, daß man hier niemandem gefallen muss. Konventionell geht auf jeden Fall anders.
Auch ein hauchdünner Plot, wie ihn The Crow – Die Krähe aufweist, ist nicht immer ohne Effekt. Hier legt man den Fokus klar auf Bilder und das Spiel mit Grenzen der Moral. Das macht Spaß und erweckt den Eindruck, als habe man hier einen sehr überzeichneten Vorreiter für gewisse andere Werke geschaffen.