Bewertung: 4 / 5
Wenig im Vorfeld beworben entpuppt sich die neue zehn-episodige Netflix-Comedy Daybreak rasch als herrlich unterhaltsame Endzeit-Parodie einer Heldenreise samt Samurai-Begleiter, die passend zum Start von Zombieland 2 - Doppelt hält besser nicht nur dieses Franchise, sondern auch Mad Max, Star Wars, Arthur-Filme, Deadpool und andere Comicfilme und -serien als gelungene Highschool-Coming of Age-Serie im Zombie-Mad Max-Land durch den Kakao zieht. Wie gut die Serie dabei die Graphic Novel von Brian Ralph adaptiert, können wir dabei jedoch nicht beurteilen, Kenner bitte gern etwas dazu kommentieren, mit Spoilermarkierung.
Josh (Colin Ford), ein 17-jähriger Highschool-Außenseiter, macht sich im postapokalyptischen Glendale, Kalifornien, in dem nahezu alle Erwachsenen sich in Ghoulies genannte Zombies verwandelt haben, auf die Suche nach seiner verschwundenen Freundin Sam (Sophie Simnett). Dabei begleiten ihn der ehemalige Highschool-Rüpel, jetzt pazifistische Samurai Wesley (Austin Crute) und eine zwölfjährige durchgeknallte Pyromanin namens Angelica (Alyvia Alyn Lind).
Trailer zu Daybreak
Kritik "Daybreak"
Auch wenn in der Premiere von Daybreak sowie im Verlauf für Erwachsene so mancher Augen roll-Joke dabei ist, sollte das einen bloß nicht vom Weiterschauen abhalten, denn was da in zehn Episoden für ein toller fantasievoller Mix als postapokalyptische Parodieserie ausgerollt wird, ist frisch, modern und gespickt mit unzähligen Film- und Serienreferenzen. Die kurzweilige und durchaus auch mal mit ordentlichen Schockern arbeitende Serie bietet immer wieder tolle Wendungen und insgesamt verrückt-absurde Ideen, die einfach Spaß machen und gespannt darauf warten lassen, was sich die Macher Aron Eli Coleite und Brad Peyton noch alles haben einfallen lassen. Dabei geht es durchaus auch mal recht blutig mit fliegenden Gliedmaßen und madigen Ekelmomenten zu. Auf Logik wird bei all dem fröhlich gepfiffen.
Ähnlich wie in Deadpool durchbricht der führende Ex-Außenseiter und nun Held Josh (aber im Verlauf nicht nur er) immer wieder unterhaltsam die vierte Wand, während er zusammen mit seinen Begleitern in der Postapokalypse bei seiner Suche nach seiner geliebten Sam gegen ziemlich flotte Zombies und Mad Max-like Bösewicht-Gangs inklusive Musik-Talentshow mit Darth Vader-like Oberschurken-Anführer antreten muss.
Alle Hauptcharaktere machen dabei in Daybreak spannende Charakterentwicklungen durch und haben dabei so manches Geheimnis zu verbergen, inklusive Held Josh selbst. Verrückte Outfits und Fahrzeuge wie in Mad Max neben der gut bekannten visuellen Farbgebung der neueren Filme, gemischt mit ebenso bekannten Spielorten wie der Highschool selbst für den Teenie-Highschool-Touch und eine Mall für den klassischen Zombieflair, dazu das Haupttrio mit einem unsicheren aber einfallsreichen tapferen Held mit klarer Mission, einem kämpferisch guten, aber pazifistischen und weise Sprüche klopfenden Samurai, der als Ex-Rüpel auf dem Wiedergutmachungstrip ist, und einer durchgeknallten Pyromanin, die eine passende Gruppe als Ersatz-Familie sucht - allein diese Mischung sorgt schon für viel Spaß.
Im Verlauf von Daybreak gesellen sich weitere coole Gefährten dazu wie der zutiefst egoistische Eli (Gregory Kasyan) und Ex-Lehrerin turned Ghoulie-Hexe Ms. Crumble (Krysta Rodriguez) als eine Art besondere Zombieversion mit Köpfchen, die sehr an Enchantress aus der Justice League erinnert. Aber auch Matthew Broderick hat als Ex-Schuldirektor Michael Burr eine ziemlich coole Rolle, deren Entwicklung wir hier nicht spoilern wollen. Ihr werdet rasch merken, dass wir hier noch längst nicht alle Referenzen benannt haben, die indirekt und oftmals auch ganz direkt mit Benennung derselben verwurstet werden. Die Darsteller passen dabei durch die Bank hervorragend in ihre Rollen.
Mit durch den Kakao gezogen werden auch aktuelle Trends im Film- und Seriengenre, dramaturgisch-inszenatorisch wie auch in der Charakterzeichnung. So entpuppt sich später im Verlauf auch Sam als etwas andere zu rettende "Prinzessin" aka Homecoming-Königin als Josh sie sich vorgestellt hat. Bei aller Comedy ist genug Drama und moralisch und gesellschaftlich Hinterfragendes dabei, um das Ganze nicht ins allzu Oberflächliche abdriften zu lassen.
Kurz, lasst euch diesen postapokalyptischen Zombiespaß im Comic-Mad Max-Land nicht entgehen! Man könnte das Finale von Daybreak so stehen lassen, dennoch hoffen wir auf Staffel 2.