
Bewertung: 3 / 5
Es ist schwer Jurassic World - Die Wiedergeburt losgelöst vom Rest der Reihe zu bewerten. Auch wenn die Macher ganz offensichtlich versuchen eine neue Trilogie auf die Beine zu stellen, so ist man natürlich in der Historie gefangen. An vielen Stellen ist Jurassic World - Die Wiedergeburt daher weniger mutig, als wir es uns gewünscht haben und zu oft verliert man sich in unnötigen Referenzen. Handlung, Logik bleiben bereits nach wenigen Minuten auf der Strecke, worüber man sich fast schon selbstreflexiv lustig macht. Die Protagonisten wissen, am Ende sind sie doch nur die Nebendarsteller und Snacks der wahren Attraktionen. Dieser Film wird nie als Meisterwerk in die Geschichte eingehen, er wird keine Preise abstauben und niemanden überzeugen, der auch von einem Popcornfilm etwas Anspruch erwartet. Doch wer hingegen zwei Stunden abschalten möchte, einen reinrassigen Abenteuerfilm erleben will, der lustig, gruselig und manchmal auch etwas Drama bietet, sollte sofort das nächste Boot chartern und einen Trip auf die Isle Saint-Hubert wagen.
Jurassic World - Die Wiedergeburt Kritik
Dinosaurier sind zum Alltag in unserer Welt geworden und vom einstigen Hype um die urzeitlichen Wesen ist nicht mehr viel geblieben. Aus den meisten Regionen sind sie sogar bereits wieder verschwunden, nahezu ausgestorben und nur noch in ausgewählten und verbotenen Zonen rund um den Äquator schaffen es die Urzeitwesen zu überleben. Doch genau diese verbotenen Orte sind das Ziel einer abenteuerlichen Expedition. Im Auftrag eines Pharmakonzerns wird ein Team rund um die Abenteurerin Zora Bennett (Scarlett Johansson) und dem Wissenschaftler Dr. Henry Loomis (Jonathan Baily) zusammengestellt. Gemeinsam wollen sie auf der Isle Saint-Hubert drei Dinosaurierproben entnehmen. Mit diesen sollen neue medizinische Durchbrüche möglich werden und natürlich sehr viel Geld winken. Doch als sich dann noch die Wege mit einer in Notlage geratenen Familie kreuzen und alle auf der Insel stranden, geht schnell die heilige Dreifaltigkeit aus Rennen, Beißen und Schreien los...
Trailer zu Jurassic World - Die Wiedergeburt
Obwohl Jurassic World - Ein neues Zeitalter gerade einmal drei Jahre her ist und die letzte Trilogie mit Jurassic World 2015 vielversprechend begann, war schnell wieder die Luft raus. Vor allem beim letzten Teil wurde überdeutlich, dass bis auf Fanservice den Verantwortlichen die Ideen ausgegangen waren. Es wurde also wieder Zeit, einen Soft-Reboot zu wagen. Der kommt nicht ganz so radikal wie vor zehn Jahren daher und Jurassic World bleibt als Marke bestehen, dennoch deutet Jurassic World - Die Wiedergeburt in seinem Titel schon darauf hin, dass neue Wege beschritten und idealerweise eine neue Filmreihe in dem Franchise gestartet wird. Entsprechend neu ist die Besetzung, die vor allem von Scarlett Johansson, Jonathan Bailey und Mahershala Ali in Zukunft getragen werden soll. Mit Regisseur Gareth Edwards holte man sich dazu noch einen Regisseur, der in der Vergangenheit immer wieder bewiesen hat, dass er ein Händchen für eindrucksvolle Szenen hat. Es ist also nur logisch, ihn auf eindrucksvolle Wesen loszulassen.
Bei Jurassic World - Die Wiedergeburt unterstreicht Edwards dieses Händchen nun einmal mehr. So entstehen ein paar der schönsten Dinomomente in der Geschichte der Reihe, vor allem auch deswegen, weil die üblichen Verdächtigen zwar im Film vorkommen, der tatsächliche Fokus aber auf neue oder bisher zu kurz gekommene Dinosaurierarten gelegt werden. Dies ist auch eine der großen Stärken des Films, der es neben der namhaften Besetzung zwar nicht schafft, gänzlich eigene Wege zu gehen, aber nicht erneut versucht, den Zuschauer mit den immer gleichen Dinosaurier zu nerven. Dabei fließen auch in vielen Momenten neue wissenschaftliche Erkenntnisse ein. Der Spinosaurus ist hier ein gutes Beispiel. Wurde dieser in Jurassic Park 3 (2001) noch als der dem T-Rex überlegene Dinosaurier inszeniert, hat dies wenig mit dem heutigen Kenntnisstand der Wissenschaft zu tun. Die Sicht auf diesen Dinosaurier hat sich fundamental gewandelt und dies wird jetzt auch im Film so wiedergegeben. Leider werden diese Anpassungen aber nicht konsequent umgesetzt, entsprechend werden andere Saurier weiterhin falsch dargestellt, weil man dies schon immer so machte. Man mag aber darüber hinwegsehen, da optisch viel geboten wird, die Trickeffekte sitzen, auch wenn wir uns immer wieder wünschen, man würde wieder mehr auf praktische Effekte setzen.
Doch trotz dieser schönen Bilder, werden sich keine ikonischen Momente in das kollektive Gedächtnis brennen, da die eigenen Ideen im Film dünn gesät sind. Jurassic World - Die Wiedergeburt kann letztlich nicht leugnen, dass es der siebente Teil einer Reihe ist, die im Kern das immer gleiche Thema hat. Menschen mit dummen Ideen machen dumme Sachen und werden dann von Dinosauriern gefressen. Positiv sei hier anzumerken, dass dem Film als erster Teil seit langer Zeit wieder dieses Abenteuergefühl innewohnt, wie es einst Steven Spielberg in Jurassic Park auf die Leinwand zauberte. Er ist aber auch der Teil, der wohl die dümmsten Handlungsentscheidungen durch seine Protagonisten treffen lässt und das will etwas bedeuten in einer Reihe, bei dem dumme Entscheidungen der Figuren fast schon zur DNS gehören.
Entsprechend schwierig ist es Jurassic World - Die Wiedergeburt zu bewerten und wir hatten das Glück (oder das Pech) den Film zu dritt sehen zu können und die Meinungen gingen massiv auseinander. Zwar waren wir uns alle einig, dass der Film Spaß macht und ein echter Popcornfilm ist, doch darüber hinaus liegen zwischen den Einschätzungen "Der beste Teil seit 1993!" und "Rehabilitation von JP3!" eben Welten. Diesen Film daher objektiv zu bewerten ist unglaublich schwer und was ein Zuschauer mitnimmt, hängt stärker denn je von der Erwartungshaltung ab. Doch was sorgt denn für diese unterschiedliche Wahrnehmung?
Drückt man es hart aus, dann ist Jurassic World - Die Wiedergeburt wie ein Videospiel. Die Suche nach den drei Dinos zu Wasser, zu Land und in der Luft fühlt sich an, als würden die Helden des Films Quests abarbeiten, bei dem am Ende sogar ein Endboss nicht fehlen darf. Verbunden werden die Abschnitte durch Wechsel zwischen den Handlungssträngen der wissenschaftlichen Abenteurergruppe und familiärer Notlage. Innerhalb der Familie wird dann noch ein Nebenplot mit einem der schnellsten und folgsamsten Minidinos der Filmgeschichte für das Merchandising eingebaut, er erzeugte bei uns auch auf unerklärliche Weise Lilo & Stitch-Vibes. Die beiden Handlungen haben eigentlich nichts miteinander zu tun, sollen den Film aber auf die notwendige Laufzeit bringen, denn mit einem Handlungsstrang wäre Jurassic World - Die Wiedergeburt nach 60 Minuten zu Ende gewesen. Innerhalb dieser zwei Handlungen, die nur zu Beginn und am Ende Schnittpunkte haben, sollten Zuschauer aber keine Charakterentwicklung erwarten. Alle Figuren sind schablonenhaft, haben kaum Charakterzeichnung noch eine echte Entwicklung im Film zu durchlaufen. Das Casting von Scarlett Johansson und Jonathan Bailey ist zwar gelungen und die Chemie stimmt, aber das war es auch schon
Hinzu kommt, dass Edwards es zwar schafft schöne Szenen und Motive auf die Leinwand zu zaubern, ikonisch wird davon aber keine einzige werden. Denn Jurassic World - Die Wiedergeburt wird ertränkt im Who-is-Who der markanten Jurassic Park-Szenen, was fast schon einer Bankrotterklärung gleichkommt, da den Autoren wohl keine eigenen Ideen mehr einfallen oder sogar die KI das Ruder übernommen hat. Dabei geht Jurassic World - Die Wiedergeburt weiter, als alle bisherigen Teile, denn es wird nicht nur einfach Fanservice betrieben, sondern es werden Momente und Szenen beinahe 1:1 nachgestellt und nur minimal variiert. Oft weiß man dabei auch nicht, ob dieser siebente Teil ein Abenteuerfilm mit Horrorelementen sein möchte, oder eine komödiantisch überspitzte Satire auf die Reihe. Schon früher haben sich Figuren nicht unbedingt als die hellsten Kerzen auf der Torte präsentiert, doch Jurassic World - Die Wiedergeburt ist hier anscheinend eine bewusste Aneinanderreihung von dummen Ideen. Manche Szenen könnten so direkt einer Parodie entspringen, in anderen macht sich der Film über seine eigene Geschichte lustig. Das, was Jurassic World - Die Wiedergeburt der Reihe an neuen Ideen mitzugeben hat, die Idee von genmanipulierten Hybridwesen/Mutationen, wird recht stiefmütterlich behandelt.
Doch es gab auch die andere Sicht in der Redaktion, die des im Herzen noch immer fasziniert kleinen Kindes, welches gern über Ungereimtheiten hinwegsieht, wenn in den gezeigten Dinosauriern und ihren Szenen so viel Magie inne wohl. Die Filme sollten schon immer vor allen Abenteuerfilme für große und kleine Kinder sein, bei der die Handlung nur das vorgeschobene Argument ist, ein Abenteuer mit Dinosauriern zu erleben. Jurassic World – Die Wiedergeburt gelingt dieses Kunststück mit Bravour: Selbst wenn man die Kritikpunkte nicht von der Hand weisen kann, ist es schwer, sich dem inneren Kind zu entziehen, wenn es einem mit leuchtenden Augen zuruft: "Was für ein irrwitziges Abenteuer!"
