
Bewertung: 2.5 / 5
Bereits ein Jahr nach The Beekeeper dürfen wir David Ayers nächstes Actionspektakel auf der großen Leinwand begutachten. Dabei scheint ihm die Arbeit mit Jason Statham derart viel Freude bereitet zu haben, dass er ihm in A Working Man erneut die Hauptrolle anbot. Seine Aufgabe bleibt hingegen dieselbe: Diejenigen zu jagen, die einer Person geschadet haben, die ihm lieb und teuer ist. Daraus ergibt sich ein Film, der sich das Wort generisch groß auf das Filmplakat drucken lassen könnte.
A Working Man - Kritik
Levon Cade (Statham) hat eine erfolgreiche Militärkarriere im Bereich Geheimoperationen hinter sich gelassen, um ein einfaches Leben als Arbeiter auf dem Bau zu führen. Als jedoch die Tochter seines Vorgesetzten, die für ihn wie eine Tochter ist, von einem Menschenhändlerring entführt wird, zieht er noch einmal in den Kampf. Bei seiner Suche stößt er auf eine Welt voller Korruption, die selbst seine schlimmsten Vorstellungen übertrifft.
Trailer zu A Working Man
David Ayers neuester Actionkracher mag wie eine simple Abwandlung von The Beekeeper wirken, doch steckt hinter der Geschichte eine Buchvorlage von Autor Chuck Dixon. Genau wie der gleichnamige Buchtitel sollte auch Ayers Film ursprünglich Levon’s Trade heißen. Trotz der Änderung im Titel folgt der Streifen der Buchvorlage und ähnelt somit nur zufällig dem letzten Projekt des Regisseurs von Suicide Squad. Das auf dem Buch basierende Drehbuch hat Ayer mit niemand Geringerem verfasst als einem der "Retter Hollywoods", dem Sonderbotschafter Sylvester Stallone. Daher wundert es uns nicht, dass A Working Man nicht mehr ist als ein weiterer One-Man-Army Action-Thriller, der sich kaum von anderen Vertretern des Genres unterscheiden lässt.
Wie oft wollen wir es denn noch durchkauen? Mann hat düstere (Militär-) Vergangenheit. Mann geht in Ruhestand und knüpft seine gesamte emotionale Identität an eine Person oder Haustier. Genannte Person oder Tier wird entführt, getötet oder anderweitig verletzt. Mann sieht sich gezwungen (ein letztes Mal) aus dem Ruhestand zu gehen, um die Übertäter zur Strecke zu bringen. Mann lässt dafür seine brutale Vergangenheit wieder aufleben. Wir können es nicht mehr sehen. Das One-Man-Army Sub-Genre ist bei aller Liebe für gut inszenierte und choreografierte Action kein langweiliger Zweig des Action-Kinos, doch ist er bei weitem einer der einfallslosesten. Die gerade ausgeführte Formel lässt sich problemlos auf Filme, wie A Working Man oder The Beekeeper anwenden. Die Kunst in diesem Genre ist es, ein Alleinstellungsmerkmal zu entwickeln. Wir lieben John Wick für seine brachial gut inszenierten Action-Sequenzen, wir feiern den charismatischen Denzel Washington in The Equalizer und fühlen mit Bob Odenkirk, wenn dieser in Nobody sein alltägliches Leben hinter sich lässt. Jeder dieser Filme hat eine herausstechende und ausgearbeitete Hauptfigur und adrenalingeladene Action-Szenen, die uns im Kopf bleiben.
Wenden wir dieses Schema auf A Working Man an, stellen wir schnell fest, dass keiner der beiden Aspekte durchdacht umgesetzt worden ist. Zwar zählen wir Jason Statham spätestens seit The Transporter zu den Schauspielern, die mit ihrer Aura einen solchen Film auf den Schultern tragen können, doch fehlt es uns an einem emotionalen Anker und einer interessanten Prämisse. Die Handlung von David Ayers Buchadaption wirkt nicht nur uninspiriert, sondern ebenso unglaubwürdig, je länger der Film andauert. Gerade weil Stathams Charakter eine eigene Tochter hat, verstehen wir auf der einen Seite, dass er die verschwundene Tochter seines Chefs finden will. Gleichzeitig legt er sich mit einer Organisation an, die seine "Blutlinie auf Generationen hinaus auslöschen" will. Aufgrund dessen fehlt uns auf der anderen Seite der innere Zwiespalt zwischen der Suche nach jemandes Tochter und dem Schutz der Eigenen. Statt ihn mit dieser Frage zu konfrontieren, macht A Working Man es sich leicht und lässt Statham problemlos durch die Reihen der russischen Mafia sähen.
Mit einer Laufzeit von 116 Minuten ist der Film für die erzählte Geschichte schlicht zu lang. Gerade durch den Fokus auf die Jagd nach den Entführern der Tochter seines Vorgesetzen zieht sich die Handlung ungemein. Dabei erwarten euch weder spannend inszenierte Action, noch kreative Tötungen der Bösewichte. Jason Statham prügelt und ballert sich erneut durch alles, was nicht bei drei auf der Baustelle ist. Die gefilmte Action ist dabei nicht nur zerschnitten, sondern auch in ihrer Form zu repetitiv. Bei zwei Stunden Laufzeit hangelt er sich an zu vielen Zielen innerhalb der Mafia entlang, wovon ihm niemand das Wasser reichen kann. Selbst die zwei am bedrohlichsten wirkenden Handlanger sind nicht mehr als Kegel, die der Bowlingkugel Statham nichts entgegensetzen können. Dadurch saßen wir nahezu gelangweilt im Kino, denn ein Protagonist ohne Schwächen und Hindernisse lässt uns emotional ebenso kalt.
Neben Protagonist und Antagonist sind es die Nebenfiguren, die essenziell für eine Geschichte sind. Sie leiten die Hauptfigur auf seinem Weg und verkörpern nicht selten die Endpunkte, an die der Protagonist gelangen könnte, sollte er ihnen folgen. Als Vater fühlt Levon mit seinem Vorgesetzten, der soeben seine Tochter verloren hat, kämpft er doch selbst gerade mit seinem Fürsorgerecht, das der Vater seiner verstorbenen Frau ihm zu entziehen versucht. Dieser wirft Levon vor, seine Tochter ermordet zu haben, kann er sich immerhin nicht von seiner gewalttätigen Vergangenheit lossagen. Zwar war die Todesursache von Levons Frau Suizid, doch scheint er sich selbst die Schuld zu geben. Aus diesem Geflecht ergibt sich eine spannende Ausgangssituation, die leider nur Fassade und nicht Kern von David Ayers A Working Man darstellt.
Abseits der genetischen Familie ist es seine Vergangenheit beim Militär, welche ihn eine weitere hat knüpfen lassen, die unter Soldaten. Bevor er sich dazu entschließt, den Auftrag seines Vorgesetzten anzunehmen, besucht er seinen alten Freund aus der Armee. Verkörpert von David Harbour, waren wir umso trauriger, als dieser lediglich im Hintergrund verbleibt und nur wenig Screen time erfährt. Darüber hinaus sahen wir Potenzial in einem Handlanger der Mafia, der ebenfalls beim Militär gedient hat. Er und Levon respektieren sich gegenseitig bis zum Schluss. Diese Verbindung zwischen Waffenbrüdern hätte tiefer ergründet werden und dann sogar Auswirkungen auf die Handlung haben können. Stattdessen bleiben die Figuren platt und haben kaum Einfluss auf Levons Taten innerhalb der Geschichte.
Fazit
A Working Man ist der nächste generische Eintrag im Action-Subgenre des One-Man-Army-Films und kann in keinem Aspekt an die großen Vorbilder heranreichen. Während das Intro mit seinem Stil und patriotischer Musik noch Hoffnung aufkeimen lässt, zerschlägt David Ayer diese rasch mit einer überhasteten Prämisse und unglaubwürdigen Charakteren. Statt der zugrunde liegenden Buchvorlage Zeit zu geben, sich zu entfalten, wird sie direkt in die zerschnittene Action gestürzt. Dabei wirft Jason Statham wie bereits in The Beekeeper mit fremdschämenden Zitaten um sich, die ihn lächerlicher wirken lassen, als sein eintöniger Gesichtsausdruck in diesem Film zulässt.
Nebenfiguren, wie die von David Harbour bleiben blass und wirken nahezu erstaunlich prominent besetzt. Grund dafür mag die sich über zehn weitere Bücher erstreckende Vorlage sein, die droht bei finanziellem Erfolg von A Working Man umgesetzt zu werden. Dagegen spricht zurzeit Stathams Terminkalender, steht bei ihm und Ayer doch erst einmal The Beekeeper 2 an. Übrig bleibt ein Film, der am ehesten für diejenigen etwas taugt, die mit Ayers letztem Eintrag im Action-Genre etwas anfangen konnten.
