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Ben Hur

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Der zweitbeste Monumentalfilm aller Zeiten

Ben Hur Kritik

Ben Hur Kritik
0 Kommentare - 13.06.2018 von MobyDick
In dieser Userkritik verrät euch MobyDick, wie gut "Ben Hur" ist.

Bewertung: 4.5 / 5

Die Geschichte besagt, dass Lew Wallace im Zug einmal einen Mann traf, mit dem er ins Gespräch kam. Dieser Mann war ein Atheist und liess sich vom streng gläubigen Wallace einfach nicht überzeugen. Wallace war so angeekelt von diesem Mann, dass er beschloss, einen Roman über einem Mann zu schreiben, der trotz aller Widerstände letztendlich zum Glauben findet. Und so entstand der Roman Ben Hur.

Ben Hur wurde bereits in der Stummfilmzeit verfilmt und das Werk war damals schon ein monumentales Epos, und es war für William Wyler schon eine Mammutaufgabe, in diese Fussstapfen zu treten, vor allem da das Wagenrennen des Stummfilms einfach als legendär galt. Doch Wyler gab sich nicht damit zufrieden, diese Geschichte einfach so wie damals wieder zu erzählen. Nein, er drehte im Prinzip eine epische Rachegeschichte (soweit Buchkonform) mit kleinen getarnten Spitzfindigkeiten gegen das oppressive Klima der 1950er Jahre. Der Film ist daher nicht nur eine akurate Buchverfilmung, sondern auch im Kern mit allerlei aktuellen Bezügen zugepflastert, und nicht zu vergessen hochreligiös.

Zu Handlung:

Messala und Ben Hur sind beste Freunde (es wird sehr deutlich impliziert, dass da mehr dran ist), Messala ist jedoch Römer und will gerade Karriere machen und Ben Hur ist Jude. Messala bittet Ben darum, ihm die Namen der Juden zu nennen, die sich gegen das römische Imperium stellen (was eine ziemlich deutliche Anspielung auf die damalige paranoide Kommunistenverfolgung ist), und als Ben ihn diesebzüglich zurück weist, fühlt sich Messala auch von seinem geliebten Freund im Stich gelassen und betrogen. Als es zu einem kleinen Unfall kommt, läßt Messala Ben Hur wider besseren Wissens festnehmen, zum einen weil er immer noch von Ben Hurs Zurückweisung gekränkt ist und zum anderen weil, wenn er ihn verteidigen würde, er selbst unter Generalverdacht fallen könnte (wieder die McCarthy Ära Anspielung). Ben Hur landet auf den Galleeren, seine Familie wird enteignet und Messala macht Karriere. Aber Ben Hur lebt fortan nur noch für seine Rache an Messala, denn diesmal ist er derjenige, der von einer geliebten Person extrem betrogen wurde, dass es dafür keine Worte gibt...

Die ganze Geschichte ist wuchtig und differenziert zugleich erzählt, das Schauspiel aller Beteiligten ist überragend, und Boyds Messala ist einfach wunderbar in seiner Verlorenheit, und damit eigentlich auch der heimliche Star des Films, denn selbst wenn man die homoerotische Ebene für bare Münze nehmen würde, sein Charakter wäre der schwächere des Paares, der verzweifelt versucht, sich zu emanzipieren. Aber genug des schwulen Subkontext, weiter im offensichtlichen Kontext.

Ben Hur nimmt sich die nötige Laufzeit, seine Geschichte episch und elegisch zu erzählen, und er hat seinen absoluten Höhepunkt in einem Wagenrennen, dass es absolut in sich hat, und eigentlich auch als Quasi-Ende des Filmes gelten könnte. Vor allem weil auch die Hass-Liebe-Story zwischen Messala und Ben Hur sein absolut würdiges Ende findet.

Aber dann kommt die letzte halbe Stunde des Films, und das ist wirklich der Punkt, der mir fast zu viel des Guten ist. Na klar, man darf nicht vergessen, dieser ganze "Epilog" (zumindest für mich) ist der Hauptgrund dafür, dass die ganze Geschichte überhaupt erzählt wurde. Es geht ja um Vergebung und Nächstenliebe, alles sehr hehre Werte, egal in welcher Religion, aber mich hat das seit jeher extrem gestört, dass das alles so lange in die Länge gezogen werden musste. Dennoch ich kann durchaus verstehen, dass man solch ein Happy End haben musste.

Für mich persönlich ist dieser Schlußakt aber der Punkt, der Ben Hur vom Thron des besten Monumentalfilms aller Zeiten stößt, der ähnlich gelagerte - auch im Subkontext - Spartacus ist da meines Erachtens einfach der reifere Film, da er nicht den "Fehler" begeht, auf Teufel komm raus (so eine Aussage bei der Besprechung eines "Bibelfilms", nanana), ein Happy End haben zu müssen.

Alleine aus diesem Grund stehe ich einem guten Remake (und damit ist wirklich GUT gemeint) von Ben Hur durchaus positiv gegenüber: Eine epische Rachestory, die von jeglichem religiösen Ballast befreit ist, und nicht unbedingt ein Happy End haben muss. Ich hätte nichts dagegen, wenn es zu einer Geschichte wird, in der es nur um die Rachestory geht, wenn tatsächlich Ben Hurs Familie dabei stirbt und es nur noch darum geht, den Gegenüber, auch aus emotionalen Gründen zu töten. Am Ende, wenn Ben Hur gewonnen hätte, würde er in sein leeres Haus kehren und von mir aus weinend zusammen brechen und Ende. Rache bringt keine Erlösung - ganz im Sinne der koreanischen Rachefilme... Da hätte ich auch kein Problem damit, wenn Wallaces Grundintention ad absurdum geführt wäre. Hatten ja die meisten Menschen auch nicht mit der Verfilmung von der Name der Rose

Dennoch, Ben Hur ist seiner Zeit deutlich voraus, auch wegen den versteckten Anspielungen, und der Art und Weise, wie der Bösewicht, selbst ohne Subkontext, präsentiert wird. Alle Charaktere sind quasi greifbar, es wird Völkerverständigung vs Unterdrückung gepredigt und Vergebung und Nächstenliebe. Und die Action kommt keinesfalls zu kurz.

Ein absoluter Hammerfilm, der jegliche Auszeichnung, die er jemals bekommen hat, redlich verdient hat.

9 Punkte - so leid es mir tut, der (wenn auch berechtigte) religiöse letzte Akt ist mir einfach einen Punkt Abzug wert

Ben Hur Bewertung
Bewertung des Films
910

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