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Berüchtigt

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Berüchtigt Kritik

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Berüchtigt Kritik
0 Kommentare - 12.02.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Berüchtigt" ist.

Bewertung: 3 / 5

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs erklärt sich Alicia Huberman (Ingrid Bergman) dazu bereit, die Verschwörergruppe ihres Vaters zu entlarven. Der FBI-Agent T.R. Devlin (Cary Grant) wird dadurch auf Alicia angesetzt. Sie leidet unter einem Alkoholproblem und dennoch verlieben sich die beiden ineinander.

Einen schlechten Film von Alfred Hitchcock zu benennen ist in etwa so, wie die Nadel im Heuhaufen zu finden. Es ist beinahe unmöglich und der Regisseur, der vielleicht der bedeutendste Regisseur war, der je gelebt hat, hat natürlich insbesondere mit seinem Spätwerk um Vertigo – Aus dem Reich der Toten (1958), Psycho (1960) und Die Vögel (1963) für dermaßene Furore gesorgt, daß er sich mit all diesen Filmen auch in jeder Bestenliste mindestens mit einer Platzierung wiederfindet. Ja, sein Œuvre ist wohl das bedeutendste, was es in der Filmkunst je gegeben hat. Wenngleich man natürlich sagen kann, daß Hitchcock sein Können ja auch nur über seine Studien in Deutschland erlernte und es sicherlich irgendwo anders herkam. Doch diese Debatten sind eigentlich dann wiederum völlig sinnlos, weil man nie den allerersten und allerbesten zugleich in etwas finden kann und das auch der völlig falsche Anspruch ist. Nun muss man dazu sagen, daß Berüchtigt zunächst nicht so anmutet, wie ein Film, den man zu den besten von Hitchcock zählen würde. Viel zu üblich scheinen die Figuren dort, viel zu üblich der grundsätzliche Plot und eigentlich alles, was den Film so ein wenig aus der Masse hervorstechen lassen könnte, wird quasi in etlichen Nebensätzen und vermeintlichen Nebensächlichkeiten abgehandelt. Ja, es ist eben nicht sein bester.

Nun ist Berüchtigt aber dennoch zunächst ein unglaublich interessantes Werk, daß vor allem eine Zeit vorwegnimmt, die in der amerikanischen Geschichte und natürlich auch in der Deutschen Geschichte erst noch kommen sollten. Dabei gibt es aber gleich auch mehrere Ebenen. Die da zum einen daraus besteht, daß Menschen indoktriniert werden, um einander auszuspionieren. Klar, daß erinnert an die Politik damaliger Geheimdienste und ist eben das, was den Kalten Krieg auch so berüchtigt machte. Wenngleich der natürlich durch andere Themen noch einmal eine Spur härter war. Und auf einer anderen Ebene sind es natürlich die Gedanken, diese eine besondere Waffe zu haben, bevor sie der „Feind“ in die Hände bekommt. Insofern geht es hier schon im Kern, oder zumindest auf einer übergeordneten Ebene darum, den Kalten Krieg für sich zu entscheiden, der noch nicht einmal völlig ausgebrochen war. Dadurch, daß Berüchtigt im Jahr 1946 erschienen ist, ist diese Analyse schon bemerkenswert. Es geht aber auch für den antagonistisch angehauchten Alexander Sebastian darum zu vertrauen, vielleicht sogar zu blind in die schöne Alicia Huberman zu vertrauen und das sogar trotz der Warnung durch die eigene Mutter, die eben nicht so blauäugig in die Welt schielt.

Und auch da spricht Hitchcock nicht etwa nur ein Thema an. Denn einerseits ist die wütende Mutter, die ihren Sohn beschützen will natürlich auch ein Freudsches Thema und man kann sagen, daß Berüchtigt hier auf jeden Fall eine ödipale Bindung andeutet. Die Mutter ist herrschsüchtig, warnend und eben auch allwissend, was sie natürlich gleichsam für den Zuschauer auch unglaublich nervig macht. Gleichzeitig wird damit aber auch eine Gefahr suggeriert. Ob man so weit gehen kann, Bergmans Charakter, als Femme fatale zu bezeichnen, darf hier bezeichnet werden, aber die Angst vor der Frau ist überdeutlich. Und das ist durchaus auch interessant, weil der Film dadurch irgendwie auch einen zeitgemäßen, feministischen Touch bekommt. Gleichsam spielt auch dieser Film in seiner Gesamtheit immer wieder auf ein Thema an, daß spätestens mit Das verlorene Wochenende (1945) in seiner Gänze ausdefiniert wurde. So spielt das Vertrauen und vor allem der Hang zum Alkoholismus auf Partys auch hier eine Rolle. Natürlich auch ein zeitgemäßes Thema, wenn man mal einen Abend in einer falschen Disko verbracht hat. Und so geht es hier auch um den Einfluss von Drogen, der zwar nie so direkt ausdefiniert wird, aber es ist klar, auf welche Gewalt damit angespielt wird. Generell ist Berüchtigt sehr gut darin, viele kleine, auch nach wie vor zeitgemäße Facetten und Einzelheiten einzubauen. Allerdings ergibt sich dadurch auch nicht zwangsläufig immer ein stimmiges Muster. Interessant ist zudem noch, daß Hitchcock gar keinen Sinn für Patriotismus hat. Zwar spielt der Zweite Weltkrieg auch nur marginal eine Rolle, daß muss man schon sagen, auf der anderen Seite ist es doch relativ ungewöhnlich, für einen Film, der vielleicht sogar noch zum Ende jenes grausamen Krieges verfasst und geplant wurde, nicht mit Pathos um sich zu werfen. Generell hat Hitchcock sich da ja eigentlich nie so richtig blamiert. Aber wir schweifen ab.

In Berüchtigt werden sehr viele Themen vermischt, die alle für sich spannend sind. Nur gelingt es Hitchcock nicht immer, diese auch zu gewichten und so bleibt die Erkenntnis, daß hier einige Jahre vorweggenommen wurden und ganze Analysen über die Gesellschaft treffsicher sind. Nur ist der Film als solcher, einfach zu unbedeutend, um wirklich großartig zu sein.

Berüchtigt Bewertung
Bewertung des Films
610

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