Bewertung: 3 / 5
Vier Damen, die im höheren Alter noch mal mehr aus ihrem Leben rausholen, dank "Fifty Shades of Grey". Klingt bizarr, ist es vielleicht auch, aber die Spielfreude, mit der die vier gestandenen Darstellerinnen diese ganz und gar absehbare Story in Book Club spielen, hat Charme. Nicht für jede Altersgruppe etwas, aber Spaß hört ab 70 auf keinen Fall auf!
Book Club Kritik
Vivian (Jane Fonda) ist auch im hohen Alter noch keinem lockeren Abenteuer abgeneigt, Diane (Diane Keaton) grade frisch verwitwet mit zwei überfürsorglichen Töchtern, Sharon (Candice Bergen) resolut im Job, aber wehmütig nach einer Scheidung und die sonst so frisch-verliebte Carol (Mary Steenburgen) durchlebt mit ihrem Mann eine saftige Ehekrise. So trägt jede der Langzeitfreundinnen ein ganz eigenes Päckchen mit sich herum, doch einmal im Monat trifft man sich, um - seit Jahrzehnten - gemeinsam ein Buch zu lesen. Dieses Mal hat es E. L. James "Fifty Shades of Grey" erwischt und überraschenderweise haben die lüsternen Zeilen einen ganz eigenen Effekt, auf jede der Vier...
Trailer zu Book Club
Als wir von Book Club das erste Mal hörten, war unser erster Gedanke "Muss es denn unbedingt "Fifty Shades of Grey" sein?!". Eine sympathische Story und dann diese überbewertete Hausfrauenlektüre... Aber hey, man soll ja leben und leben lassen! Gegenfrage: Wäre der Film anders geworden, würden wir z.B. das Buch im Film nicht kennen? Keine Ahnung, fairerweise funktioniert die Idee um den Roman herum, da die vier Hauptdarstellerinnen ihren Job machen.
Vorneweg Jane Fonda als erfolgreiche Geschäftsfrau und Vamp Vivian, die Samantha aus Sex and the City ähnelt, aber dann doch mehr Zurückhaltung an den Tag legt. Man merkt ihr die 80 Jahre inzwischen in vielen Bewegungen an, aber es ist eine Freude, sie zu auf der Leinwand sehen und das in einer Rolle, die sie um einige Jahre jünger macht und welche sie mit Wucht ausfüllt. Diane Keaton spielt zwar wie so oft ihr huschiges Repertoire runter, hält sich dieses Mal aber doch ein wenig zurück. Auch wenn solche teenagerhaften Anwandlungen einer Frau Mitte 60 abhanden gekommen sein sollten, die ausreichend Lebenserfahrung besitzt. Vorsicht, Fremdschämen pur, wenn die Gluckentöchter ihre betagte, aber fitte Mutter gängeln und an der kurzen Leine halten.
Bergen und Steenburgen runden das Vierergespann ab, wobei speziell Bergen ein paar schöne zynische Sprüche und Blicke auf Lager hat. Leider wirkt Book Club dann an vielen Stellen aber doch typisch mit angezogener Handbremse. Es ist nicht erforderlich, dass hier explizit agiert wird, man sich auszieht oder lang und breit aus dem Roman vorgelesen wird, aber stets schwingt so ein "Hihi, Sex" und Kichern hinter vorgehaltener Hand mit. Trotz des Themas gehört eine ordentliche Keule Prüderie zum Paket, die aber eben nicht immer lebensecht wirkt, weil sich in den Jahrzehnten vielleicht nichts bzw. immer das Gleiche im Bett tat, sondern weil es das Drehbuch so formuliert. Vivian reißt mit ihrem Verhalten das Ganze noch am ehesten auf, doch am Ende ist Book Club ein Film, der locker zum Nachmittagstee mit Oma geschaut werden könnte.
Book Club sind104 Minuten, in denen geliebt, gezankt, geflirtet und gelitten wird. Aber alles recht verträglich und oberflächlich, abgerundet mit tollen Schauspielerinnen und Darstellern wie Don Johnson, Andy Garcia, Richard Dreyfuss oder Ed Begley Jr. Ein Feelgood-Movie mit einer kleinen Prise Verruchtheit und ganz viel amerikanischer Zurückhaltung, die uns sympathisch, aber eben seicht daran erinnert, dass auch im reifen Alter noch ganz viel los sein kann.