Bewertung: 3 / 5
Trotz allem war es eine kluge Entscheidung von Regisseur Marcus Nispel, die Rolle mit einem unverbrauchten Gesicht zu besetzen, nachdem Jason Momoa zuvor hauptsächlich in diversen TV-Produktionen mitgespielt hat. Sein Conan ist anders als der Barbar, den wir kennen. Zwar reißt er keine Bäume aus, aber schauspielerisch ist er Schwarzenegger deutlich überlegen. Schwarzeneggers Mimenspiel passte damals zum rabiaten Barbaren, bis auf einige Wortfetzen und grimmig schauen wurde von ihm indessen nicht viel gefordert. Momoa hat 2011 deutlich mehr zu tun und verleiht der Figur auch in den Dialogen deutlich menschlichere Züge. Seine Statur ist athletisch und man nimmt ihm eine solch körperbetonte Rolle glaubhaft ab. Er wirkt im Vergleich zu Schwarzenegger allerdings etwas schmächtiger, das macht in andererseits jedoch deutlich agiler. Dennoch vermissen wir mitunter Schwarzeneggers so herrlich unpolitische Seiten der Figur. Wo 1982 noch Sprüche geklopft wurden über den Sinn des Kriegers, dass dieser den Feind bekämpfen, verfolgen und vernichten soll und sich dabei am Geschrei der Weiber erfreuen darf, ist es Momoa nur gegeben, Sprüche wie: "Ich lebe, ich liebe, ich töte...ich bin zufrieden!" von sich zu geben.
Doch was nützt ein heldenhafter Barbar, wenn ein Gegenspieler fehlt. Schwarzenegger hatte hier James Earl Jones als Thulsa Doom, Momoa bekommt es im Gegenzug mit Stephen Lang (Avatar) als Khalar Zym zu tun. Lang gibt sich in Conan sichtlich Mühe, fies und gemein zu wirken, nur gibt ihm das Drehbuch nicht genügend Raum um zu zeigen, ob bei ihm die Gier nach Macht oder die Sehnsucht nach seiner Frau dominiert. Viel cooler als Zym ist sowieso seine Tochter Marique. Rose McGowan (Grindhouse - Planet Terror) spielt diese Rolle wirklich zauberhaft und sie bekam ein Outfit, das der Zuschauer so schnell nicht vergessen wird. Eine weitere wichtige Rolle in der Handlung nimmt Rachel Nichols (G.I. Joe - Geheimauftrag Cobra) als Tamara ein; als Nachfahrin der alten Hexenmeister ist sie hübsch anzusehen, aber für mehr als eine Gespielin von Conan reicht es nicht. Im Großen und Ganzen sind alle Figuren im Film wie zu erwarten recht eindimensional dargestellt. Für einen normalen Abenteuerfilm mit bewährten Zutaten ist das ausreichend, doch als Zuschauer kann man mehr verlangen, vor allem, weil Conan an so vielen verschiedenen Orten in Hyboria spielt. Etwas mehr Substanz in der Handlung und bei den Figuren hätte durchaus für Stimmung sorgen können.
Trailer zu Conan
Dank recht simpel gestrickter Story umgeht Conan vor allem in der ersten Hälfte viele Logiklöcher, leider mehren sich diese gegen Ende hin auf unerklärliche Weise. Da steht Tamara ohne ersichtlichen Grund im Wald, wo doch vorher noch karge Küsten, Höhlen und Berge die Wanderschaft prägten. Da ist Khalar Zym, der gegen Ende des Films endlich im Besitz der vollendeten Maske auch nicht deutlich bedrohlicher erscheint. Ebenso unerklärlich ist, wie Tamara als einfache Tempeldienerin, beinahe besser kämpft als ein über Jahre ausgebildeter Barbar. Da sind unzählige Klischees, wie einstürzende Felsformationen und Burgen, immer dann, wenn es dem Schurken ans Leder geht. Alles unnötig und wenig durchdacht, hier hält Nispel unsinnigerweise an alten Konventionen fest. Ebenso nervt es im Laufe des Films, wie oft Momoa als Conan sein Schwert gen Himmel reckt. Zeitweise erinnert er mehr an He-Man. Auch der 3D-Effekt, mit dem der Film massiv beworben wird, ist kein Vorteil. Vereinzelt erfreuen nette Landschaftsaufnahmen, aber deutlich ist zu merken, dass 3D nur in der Nachbearbeitung entstand. Hier wird nicht in der Oberliga gespielt, weswegen ein 2D-Besuch vielen Zuschauern ausreichen sollte, dies dürfte vielen Szenen auch die Künstlichkeit nehmen. Nicht zu vergessen, der fehlende markante Soundtrack. Die Musik plätschert recht bescheiden vor sich hin, es fehlen bombastische Melodien, die auch nach dem Gemetzel in Erinnerung bleiben. Hier schuf Basil Poledouris 1982 mit seiner musikalischen Untermalung ein wahres Meisterwerk der Filmgeschichte, doch Nispel verschenkt bei seiner Interpretation deutlich Atmosphäre. Herausragende Filme haben herausragende Soundtracks, Punkt.
Der neue Conan ist kein Meisterwerk geworden, aber auch das Original war genaugenommen "nur" ein atmosphärisch dichter Film und wurde erst über die Jahre zu einem Kultfilm. Losgelöst vom Originalfilm ist der neue Conan aber trotz seiner Schwächen vor allem eins, ein gelungener Abenteuerfilm, der die nötige Härte bietet, die viele Filme heutzutage vermissen lassen. Conan ist nicht innovativ und beschreitet auch keine neuen Wege, steht dafür aber auch ziemlich allein in einem fast schon ausgestorbenen Genre. Er ist das, was The Scorpion King vor einigen Jahren hätte sein sollen. Vielleicht wäre es sogar cleverer gewesen, diesen Film nicht als Conan zu veröffentlichen, sondern etwas in Anlehnung an jenen zu erschaffen. Für Genreliebhaber bietet der Film kurzweilige Unterhaltung und ist durchaus einen Kinobesuch wert. 3 von 5 Hüten - dies aber auch nur, wenn man sich von Schwarzenegger lossagen kann.
PS: Der Name Krom fiel in diesem Film übrigens nur ein einziges Mal. Das klang auch mehr nach Chrom.
(Kinogänger: Alexander S.)