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Das brandneue Testament

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Das brandneue Testament Kritik

Das brandneue Testament Kritik
3 Kommentare - 09.09.2015 von Moviejones
Wir haben uns "Das brandneue Testament" für euch angeschaut und verraten euch in unserer Kritik, ob sich dieser Film lohnt.
Das brandneue Testament

Bewertung: 4 / 5

Was ist von einem Film zu erwarten, der einen heruntergekommenen Typen als Gott ausgerechnet in Brüssel zeigt und es sich zur Aufgabe gemacht hat, Das brandneue Testament zu erzählen? Eine Menge, denn diese wahrlich originelle Geschichte wartet mit viel Herz auf und hat uns einen der nettesten Kinoabende des Jahres verschafft.

Gott (Benoît Poelvoorde) lebt in einer düsteren Wohnung in Brüssel, an seiner Seite seine stille Frau (Yolande Moreau) und seine kleine Tochter Ea (Pili Groyne). Der Alltag gestaltet sich recht banal, eben ganz so wie auf Erden (kein Wunder, sind wir doch das Ebenbild von Gott!) und viel zu sagen haben sich Gott und Göttin auch nicht. Die einzige Freude für Gott ist es, sich in sein tristes Büro zurückzuziehen, den Rechner anzuwerfen und die Menschheit mit garstigen Geboten und Vorfällen zu gängeln, denn das erheitert ihn. Das kann sich Ea nicht länger mitansehen und so stimmt sie sich mit Bruder JC (David Murgia) ab, das was geschehen muss: Ea sendet von Gottes PC allen Menschen das Datum ihres jeweiligen Todes und begibt sich zur Erde, um die Geschichten einiger Weniger zu erfahren und aufzuzeichnen - für ein ganz neues Testament...

Trailer zu Das brandneue Testament

Das brandneue Testament Kritik

Es gibt diese Filme, in denen Fantasy auf Realität trifft und die beim Zuschauen ein komisches Gefühl hinterlassen, so als ob etwas nicht ganz passt. Und dann gibt Filme wie die Harry Potter-Reihe und eben auch Das brandneue Testament, in denen es ganz vorzüglich harmoniert. Dabei wartet der neue Film von Jaco Van Dormael mitnichten mit fantastischen Welten auf, für die man nur zu gern sein normales Leben hinter sich lassen würde. Es ist die Art, eine altbekannte Geschichte vom Welterschaffer auf eine, sagen wir, moderne Stufe zu heben und das Leben "da oben" mit dem Leben "hier unten" so konsequent rotzig zu verschmelzen. Gott ist nicht anders als wir, zudem ein widerlicher Brutalo, sozial inkompatibel und fähig, uns allen das Leben zur Hölle zu machen, was ihm einen unbändigen Spaß bereitet.

Benoît Poelvoorde spielt diese Rolle mit einer derart garstigen Attitüde und es macht ihm sichtlich Freude. Wir erleben einen jähzornigen Gott, einen eingreifenden Gott, der den biblischen Überlieferungen des Alten Testaments alle Ehre macht. Weniger Freude steht seiner stillen Frau ins Gesicht geschrieben, gespielt von Yolande Moreau, die nicht den Hauch einer Chance hat, sich oder selbst ihre Tochter vor Gottes Zorn zu schützen. Ein Lob an das wundervolle Casting der kleinen Ea, die von Pili Groyne überaus liebenswert und warmherzig dargestellt wird, die keine Vorurteile kennt und unvoreingenommen auf ihre Umwelt zugeht.

Das brandneue Testament hat viele wunde Momente, schon allein wenn man das traurige Familienleben zwischen Gott, seiner Frau und der kleinen Ea sieht, aber er verbindet auf wirklich liebenswerte Weise Drama und Lachen zu einer wahren Tragikomödie. Daran sind auch die traurigen und teils skurrilen Geschichten der "Apostel" Schuld, auf die Ea auf Erden trifft und die für einen Moment die Chance haben, ihre innere Leere mitzuteilen. Da ist Aurelie (Laura Verlinden), eine einsame junge Frau, Martine (Catherine Deneuve), eine einsame alte Frau oder François (François Damiens), der "Killer", der eine wundersame Begegnung macht. Die Geschichten und Wünsche der einzelnen Personen wirken teils bizarr, aber auch nicht lächerlich - und schlussendlich schwebt jedem im Angesicht des Todes, ob nun in 59 Tagen oder erst in fünf Jahren der gleiche Gedanke vor, was mit der verbleibenden Zeit anzufangen ist. Und ob das Leben, das hinter einem liegt, wirklich das ist, was so weitergehen soll.

Besonders erfrischend ist es, wenn scherzhaft moderne Strömungen aufgegriffen werden, etwa wenn in den sozialen Medien Videos die Runde machen, wie sich Leute versuchen umzubringen, die noch ganze Jahrzehnte vor sich haben. Irgendwie ist bei aller Tristesse auch immer ein Moment des Schmunzelns dabei und wenn man so will, hat Gott selbst mit das schlimmste Leben von allen, der allein in seinem Büro hockt und dessen Dasein einfach nur leer ist.

Das brandneue Testament Fazit

Wundervoll, amüsant, dramatisch, sensibel und originell - das sind die Schlagworte, die uns beim Schauen von Das brandneue Testament einfielen. Es ist ein absurder Film über einen absurden Gott mit einem hoffnungsvollen Ende. Allein die Idee, Gotts Appartement und ihn derart heruntergekommen zu zeigen, ihn an einen alten Rechner zu setzen und eben Gott spielen zu lassen, ist traurig und witzig zugleich. Das brandneue Testament ist ein stiller Film, der unterhält und ein bisschen zum Nachdenken anregt - nur leider gibt er keinen Rat, wie man die langsamste Kassenschlange umgehen kann.

Das brandneue Testament Bewertung
Bewertung des Films
810

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3 Kommentare
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Moviejones : : Das Original
11.12.2015 19:43 Uhr
0
Dabei seit: 15.10.08 | Posts: 2.358 | Reviews: 1.216 | Hüte: 181

Das ist ja cool, wir werden zitiert! smile 

Wir hatten den Film auf Französisch gesehen und er hat uns wirklich gut gefallen. Vielleicht, weil er uns im richtigen Moment erwischt hat, keine Ahnung. Aber es stimmt schon, man kann sich an ihm reiben.

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eli4s : : Moviejones-Fan
11.12.2015 13:43 Uhr
0
Dabei seit: 22.02.12 | Posts: 2.700 | Reviews: 31 | Hüte: 115

Jetzt vielleicht doch noch...

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eli4s : : Moviejones-Fan
11.12.2015 13:30 Uhr | Editiert am 11.12.2015 - 13:31 Uhr
0
Dabei seit: 22.02.12 | Posts: 2.700 | Reviews: 31 | Hüte: 115

Gestern den Film gesehen...

zunächst @Moviejones war mir im Foyer des Kinos das Infoblatt zum Film aufgefallen bzw ich habe es aus Langeweile angeschaut. Da fiel mir auf, dass unter anderem Moviejones bei den kurzen Pressestimmen zitiert wurde. Das fand ich irgendwie cool und interessant, deshalb hab ich gleich ein Foto gemacht (das man hoffentlich jetzt sehen kann). ... leider ist das bild wohl zu groß - jedenfalls konnte ich den Kommentar mit Bild nicht posten... egal...

So nun aber zum Film.
Ich fürchte, ich kann euch da gar nicht zustimmen. Mir ging der Film von Beginn an gegen den Strich. Ich denke auch, weil ich eine bitterböse, schwarze Komödie erwartet habe, die es richtig ernst meint. Der Film schien eher den Eindruck zu wecken, als dachten die Macher, sie machen was total unanständiges. Dabei ist der Film zahm wie ein Lamm.
Da liegt auch gleich das erste große Problem. Der Humor versagt kläglich auf ganzer Linie. Ein paar mal hab ich geschmunzelt, aber ich stelle mir vor, dass die Macher eher einer älteren Generation angehören und aus einem gut bürgerlichen Milieu stammen und noch nie etwas wirklich "politisch inkorrektes" gesehen haben, das im Angesicht des Wagnisses wirklich erstaunt und belustigt hätte.
Damit war ich auch bei Gott nicht der einzige. Der Kinosaal war still wie beim Gebet. Nur ein (ebenfalls älterer) Herr links hinter mir hat hin und wieder gelacht...

Nun könnte man, wenn man den Film gesehen hat, sagen, dass Komödie gar nicht im Fokus stand. Das stimmt irgendwo auch. Aber dafür reicht die Geschichte nicht aus.
Denn eigentlich ist diese "was wäre wenn...-"Geschichte nicht mehr als eine kleine Gedankenspielerei. Dass den Autoren der Stoff für eine durchgehend kohärente Narration fehlt, wird an vielen Stellen deutlich.

Die ganze Prämisse hat eigentlich wenig Sinn. Das "Familiendrama" im Haus Gottes ist, genau wie sämtliche Figuren, total flach und unausgereift. Wobei die Idee, Gott zum Menschen zu machen, eigentlich nicht so schlecht ist. "Gott exisiert. Er lebt in Brüssel" - das allein soll wohl schon witzig sein, reicht aber nicht aus.
Vielmehr hat Gott hier im Grunde nur einen einzigen Charakterzug: er ist gelangweilt und verbittert, weswegen er der Menschheit Leid beschert, womit die Theodizeefrage auf simpelste Art geklärt wäre. Seine Rolle beschränkt sich größtenteils darauf, vulgär zu fluchen.
Seine Tochter ist das Leben zu Hause deshalb zuwider. Sie zieht los, um ... ja, was genau zu tun? Die Welt zu verbessern und Gott eins auszuwischen.
Hier kommt der eigentliche Clue an der ganzen Story: sie verrät den Menschen, wann sie jeweils sterben werden - was natürlich zunächst für Chaos sorgt.

Anhand von 6 Figuren (Aposteln) wird dann diese Frage reflektiert. Wenn ein Mensch wüsste, wann er stirbt, was würde er mit seiner verbleibenden Zeit tun?
Sicher eine spannende Frage für eine philosophische Debatte unter Freunden. Der Film schießt aber mit seinem Konzept weitgehend vorbei und streift bestenfalls die Oberfläche.
Die 6 Episoden sind weder sonderlich spannend, noch ausführlich und alles, was dabei herum kommt, ist oft nur eine Platitüde aus dem Kalender ("Das Leben ist wie eine Schlittschuhbahn").
Die Banalität der Geschichten liegt auch einfach dran, dass der Film wenig (neues) zu sagen hat. Alles eben vor dem dramaturgischen Dilemma, dass die beiden Handlungsstränge (Familienkonflikt/Gott vs. Tochter und die Frage nach dem menschlichen Wesen) eigentlich gar nichts miteinander zu tun haben. Man hätte genauso gut die ganze Theologie weglassen können und die Frage unter einer humanistischen Perspektive beleuchten können.

Erleuchtung oder Erlösung ist der Film nun wirklich nicht. Ein Glück, dass ich schon vorher skeptisch war und keine Wunder erwartet habe...

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