Bewertung: 4.5 / 5
Anya Taylor-Joy als aufstrebende Schach-Weltmeisterin mit Suchtproblemen in den 60er Jahren, das allein sollte schon neugierig machen auf Das Damengambit. Wer wegen des Schachthemas noch zweifelt - diese Netflix-Serie legt euch das Spiel der Könige, in dem sich nun eine Dame behauptet, auf ganz besonders ergreifende und spannende Weise ans Herz!
Beth Harmon (Taylor-Joy) wächst als Waisenkind auf und lernt das Spiel, das ihr Leben werden wird, vom Hausmeister (Bill Camp) des Waisenhauses - sie spielt fortan mit ihm im Keller, wann immer es ihr möglich ist. So früh ihre Schachkarriere ihren Anfang nimmt, so früh tut es auch die Suchterkrankung - dank der Beruhigungspillen, die man im Waisenhaus ausgab, bis dies verboten wurde. Doch es ist schon zu spät, die Weichen, die ihr ganzes Leben bestimmen, sind schon gestellt...
Trailer zu Das Damengambit
Das Damengambit Review
Was Scott Frank mit der Miniserie Das Damengambit geschaffen hat, wird hoffentlich bei den nächsten Emmys gewürdigt werden! Für The New Mutants-Star Anya Taylor-Joy ist es die spannendste Rolle ihrer Karriere, die sie mit Bravour meistert und die ihr einen mächtigen weiteren Karrieresprung verschaffen dürfte. Wir sind uns sicher, man wird sie nun noch häufiger auf der Leinwand oder dem TV-Bildschirm zu sehen bekommen!
Nein, man muss sich nicht für Schach interessieren, um völlig hin und weg von dieser Miniserie zu sein, gerade das ist das Tolle, dass ein vielen vielleicht eher unwichtiges Thema durch Beth Harmon eine Magie und Spannnung bekommt, die man getrost mit der Rocky-Filmreihe vergleichen kann: Boxerfilme sind für die Damenwelt thematisch meist erst einmal wenig interessant, doch der Aufstieg vom Niemand zum Jemand zum Weltstar - das fesselt jeden und entspricht natürlich auch dem amerikanischen Traum, der auch in Das Damengambit das Leben von Harmon in ungeahnte Höhen schwingt.
Dennoch kann auch dieser Weg eines Aufstiegs trotz vieler Hürden nur dann einen packen, wenn sowohl die tragende Figur wie auch die gesamte Inszenierung und Dramaturgie die Magie eines Wunders transportieren können - und das schafft Das Damengambit auf wirklich bezaubernde und anrührende Weise. Hinzu kommt die Magie der 60er Jahre, in der die Geschichte spielt, und wie man sich schon fast denken kann, ist der große zu schlagende Gegner am Ende natürlich der Russe. Passend zum Spiel ist Borgov (Marcin Dorocinski) eine faszinierend kühle Ikone der Schachwelt, die in dieser Zeit von Russland beherrscht wurde.
Das Damengambit liefert also einen mehrfachen Kampf: Den einer Frau, die in einer Männerdomäne einen Siegeszug hinlegt, aber auch den einer Amerikanerin, die sich an die Weltspitze spielt. Und den eines Waisenkinds, das trotz aller Widrigkeiten ihren Traum lebt. Nicht zu vergessen den einer Suchterkrankten, die gegen die Sucht ankämpfen lernen muss. Ein tolles Paket, in dem nicht nur Taylor-Joy völlig begeistert, sondern auch die weiteren Rollen das Bild famos abrunden: Harry Potters Dursley Harry Melling als ihr erster großer lokaler Herausforderer und Thomas Brodie-Sangster als US-Champ, aber auch alle anderen fügen ihre wertvolle Figur im Spiel perfekt hinzu.
Kurz, eher zufällig reingezappt hat Das Damengambit uns nun zwei Tage gefesselt und geflasht, warum wir sie euch unbedingt ans Herz legen möchten. Nicht zögern wegen des Themas, es lohnt sich! Am Ende hatten wir Tränen in den Augen, und das will beim Thema Schach schon was heißen. ;-)