Bewertung: 3.5 / 5
Die britischen Offizierstöchter Cora (Madeleine Stowe) und Alice (Jodhi May) wollen ihren Vater Colonel Edmund Munro (Maurice Roeves) besuchen. Ein indianischer Scout namens Magua (Wes Studi) jedoch lockt sie in eine Falle. Zum Glück sind Trapper Hawkeye (Daniel Day-Lewis), der Häuptling Chingachgook (Russel Means) und Uncas (Eric Schweig) nicht fern. Sie retten die Damen und Major Duncan Heyward (Steven Waddington). Doch damit ist die Gefahr nicht beseitigt, denn es herrscht Krieg zwischen den Franzosen, Engländern und verschiedenen Indianerstämmen.
Makelloses Kino gibt es nicht. Wenngleich universelle Thesen besonders leicht abgesondert werden können und von Person zu Person mit Emotionen erklärt werden. Da wird es schwierig gegenzuhalten, weil man Emotionen selten aus nachvollziehbaren Gründen hat und gleiches gilt aber auch, wenn man diese zu erklären versucht. Das macht die Rezessionskultur so anstrengend, wenn man sich nicht auf rein technische, wie metaphorische Aspekte versteifen möchte und einen Film anhand gewisser Parameter entweder verachtet oder verehrt. Der letzte Mohikaner zum Beispiel ist ein Film, den man kennt. Dessen Schauspieler, wie auch Künstler hinter dem Werk man einfach kennt. Daß man Daniel Day-Lewis mag oder vielleicht auch Michael Mann, ist keine gewagte Aussage. Aber zu erklären, was die beiden eventuell so großartig, oder eben nicht so großartig machen, ist unglaublich komplex. Und Der letzte Mohikaner zum Beispiel, ist ein Film, der weder sonderlich komplex ist, noch unglaublich. Aber es ist ein Film, der unterhalten kann und das ist in dem Falle auch schon fast alles, was man erwarten muss und sollte. Besonders originell ist ein verträumtes Historiendrama nicht, wenn man sich die Hollywood-Geschichte jener Tage mal genauer anschaut. Malerische Bilder, eine Reise zwischen Gewalt und der Abscheu dieser. Ein großer Konflikt zweier Parteien. Nein, dieser Film ist definitiv von Der mit dem Wolf tanzt (1990) inspiriert. Doch der grandiose Unterschied ist, daß Daniel Day-Lewis im Gegensatz zu Kevin Costner tatsächlich nicht vergleichbar ist. Denn die beiden trennen ganz eindeutig Welten und Day-Lewis stellt hier das Positiv-Beispiel, wie Costner so häufig das Negativ-Beispiel dar.
Anders jedoch ist es beim Film. Denn Regisseur Michael Mann findet in seinen wunderbaren und gleichzeitig erschreckenden Landschaftsaufnahmen keinen tieferen Sinn, den Costner nicht bereits mit seinem Aussiedler-Western getroffen hätte. Und somit ist Der letzte Mohikaner auf einer schauspielerischen Ebene zwar deutlich besser, aber auf einer künstlerischen Ebene eben nicht. Damit könnte tatsächlich auch schon alles gesagt sein und man könnte das Werk beruhigt zu den Akten legen und einmotten. Doch so einfach ist es nicht. Mit Der letzte Mohikaner werden eigentlich übliche Themen von Western verhandelt. Völkerverständigung und sinnlose Gewalt. Je nach Präferenz zumindest und dabei kontrastiert Mann eben jene wunderschöne idyllische Welt, während rassistische und überhebliche Figuren eher in höheren unantastbaren Funktionen zu finden sind. Gleichzeitig geht es hier um den Schutz von Hilfsbedürftigen und Wehrlosen im Krieg. Auch das ist eher ein Motiv des Western, wobei sich bei Der letzte Mohikaner um keinen davon handelt. Ganz einfach zu greifen ist der Film damit definitiv nicht, weil Mann hier eine Mischung aus Melodram, Kriegsfilm und Abenteuerfilm serviert. Das ist nie wirklich komplex und Figuren werden dabei ebenso wenig wirklich zu höherem Berufen. Tatsächlich sollte das aber auch nicht verwundern, immerhin zeichnet sich Manns Stil auch eher durch visuelles Erzählen, als durch große Inhalte aus. Wenn sie sich erbittert die Köpfe einschlagen, dann hat das schon eine härtere Wucht, als wenn sie reden.
Nun muss man sagen, daß Der letzte Mohikaner auch insgesamt eher wie ein Film wirkt, den man so in dieser Art heute nicht mehr machen würde. Gerade das sexuelle Interesse der Menschen findet sich im modernen Hollywood primär als Politikum wieder und daher sind mehrheitlich vertretene Orientierungen auch kaum noch interessant. Hier zum Beispiel kommt es irgendwann zu einer Liebelei zwischen Nathaniel Poe und der Tochter des Colonels Cora Munro. Nun mag das auf filmtechnischer Sicht zunächst Sinn ergeben, wirkt aber abseits der Tatsache, daß es natürlich schön ist, wenn heterosexuelle Menschen nicht zu a-sexuellen verklärt werden, schon etwas bei geschoben. Das hält den Film aber keineswegs auf, weil er sich eben nicht ausschließlich auf Action fokussiert, sondern eben mit seinen durchaus brillanten und eindringlichen Bildern eine Welt inszeniert, die schon eine gewisse Gewalt hat. So könnte man darin auch einen gewissen Naturalismus erkennen, der, wenn man so will auch durch das Verhalten der Figuren und der zentralen Hauptfigur bestätigt würde. Die Verbindung zur Natur ist ebenso ein Thema des Aussiedler-Westerns. Insofern auch nicht allzu verwunderlich. Und ganz salopp und einfach ausdrückt, wird Der letzte Mohikaner dadurch auch einfach schön. Es ist ein Film, der in seiner bildlichen Schönheit gewinnt und vor allem von Bildern, denn einer Geschichte lebt. Diese würde dem Genre auch nicht wirklich zu neuen Erkenntnissen verhelfen und insofern kann man verstehen, warum hier „nur“ auf Bilder gesetzt wird. Gerade weil Mann aber auf solche Bilder setzt, wirken auch seine Gewaltakte noch einmal härter. Man fühlt den Schmerz, selbst wenn es ein einfacher Schmerz ist, den man reproduziert und vor dem man sich als Zuschauer auch gerade für die Figuren fürchten würde. Und darin erkennt man auch, daß Mann ein durchaus talentierter Handwerker ist.
Und selbst wenn Der letzte Mohikaner insgesamt sehr viel mit Klischees um Figuren spielt, merkt man ihm das für weite Teile gar nicht an, oder würde ihm das Übelnehmen. Der Film ist recht straff inszeniert und kann dabei mit durchaus guten Performances aufwarten.
Einfach aber effektiv inszeniert Michael Mann in Der letzte Mohikaner die Schrecken der Gewalt. Er setzt diese in Kontrast zur Poesie der Welt, zur vielleicht etwas zu einfachen Liebe. Aber das tut er mit sehr viel Gespür für Timing und Straff, sodass es gar nicht negativ auffällt.
