Bewertung: 3 / 5
Handlung...
Während einer Mars-Mission wird de junge Astronaut Mark Watney schwer verwundet und von der Crew für tot gehalten. Die Mannschaft muss den Planeten verlassen und sie lassen ihren Kameraden zurück, nicht wissend, dass dieser noch am Leben ist. Da die nächste Mars-Mission erst vier Jahre später eintreffen wird, muss der Botaniker mit den knappen Ressourcen, die ihm geblieben sind und den widrigen Umweltbedingungen unseres Nachbarplaneten zurechtkommen, um nicht zu sterben und Kontakt zur NASA herzustellen...
Trailer zu Der Marsianer - Rettet Mark Watney
Meinung...
Es wird immer wieder gesagt, dass man Literatur und Film schlecht miteinander vergleichen könne. Und wenn ein Buch verfilmt wird, könne man auch nur die Essenz eines Buches auf die Leinwand bringen. Der geneigte Buchleser (dazu zähle ich mich auch) mag es ja gerne, den Film mit dem geschriebenem Wort zu vergleichen, zu sehen, wie die Filmemacher gewisse Dinge umgesetzt haben, ob es vielleicht seine Lieblingsszene in den fertigen Film geschafft hat und er hofft, dass der Film nicht zu sehr vom Buch abweicht... Peter Jackson hat mit Der Herr der Ringe eine nahezu perfekte Version abgeliefert, Dino Park von Michael Crichton hatte zwar große Abweichungen zu Spielbergs Version, aber der Geist des Buches (Wissenschaft vs. Natur) wurde sehr gut transportiert, und ich behaupte mal, die Fans von Game of Thrones lieben es, die Bücher mit der TV-Show zu vergleichen. Soweit, so gut...
Der Marsianer habe ich in nicht mal zwei Wochen verschlungen, konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen, habe immer mit dem "McGyver im Weltall" mitgefiebert, ob er die nächsten Knüppel, die ihm der Mars zwischen die Beine geworfen hat, überwinden kann. Er hat uns mit in die Wohnkuppel genommen, wir haben neben ihm im Rover gesessen und ihm jedes kleine Puzzleteil, womit er etwas basteln konnte, was ihm das Leben rettet, selbst in die Hand gegeben, während die NASA-Leute auf der Erde fast schon verzweifelt nach einer Lösung gesucht haben.
Mit diesen Vorschusslorbeeren und einem fetzigem Trailer habe ich mich frohen Mutes in den Kinosessel niedergelassen, um mal wieder einen großen Ridley-Scott-Blockbuster genießen zu dürfen, der große Altmeister hat uns in der Vergangenheit ja schon häufiger mit großartigen Filmen verwöhnt.
Wo das Buch schnell in der Handlung voranschritt, zog sich das Tempo des Films wie ein alter Kaugummi, mußte Mark Watney im Buch im wahrsten Sinne des Wortes puzzlen, war der Rover im Film schon fertig gepackt, das Klebeband schon in der Hand, die Weltraum-Rationen in Windeseile abgezählt und sortiert.
Mir ist bewußt, dass im Film einfach Abstriche gemacht werden müßen, einfach weil das Medium ein anderes ist, weil die Handlung schneller vorankommen muß und man sich nicht mit mehr oder weniger unwichtigen Informationen aufhalten kann, aber es hätte dem Film mehr als gut getan, hätte er gezeigt, wie Watney etwas erschafft, etwas baut, um sein Überleben noch glaubwürdiger darzustellen, um den Wert dessen zu erkennen, was er geschafft hat, um einfach (emotional) näher dran zu sein! Stattdessen hechelt Ridley Scott durch die Handlung, schneidet viele Themen an, damit der Buchleser auch etwas wiederzuerkennen hat, er lässt Mark Watney agieren wie in einem Ferien-Zeltlager. Muss sich Watney im Buch ernsthafte Gedanken über die Navigation im Rover auf der Oberfläche des Mars machen, um sich nicht in der roten Einöde hoffnungslos zu verirren, fährt er im Film einfach los, einfach so, als würde man hier auf der Erde das Navi anschmeißen und zum Sonntagsausflug losfahren... zugegeben sorgte eine Szene im Rover für eine der besten und witzigsten Stellen im Film, Ihr werdet sie erkennen! ;)
Wenn, wie oben erwähnt, man eher die Essenz eines Buches auf die große Leinwand bannen kann, dann, lieber Mister Scott, fehlen mir wirklich zwei essentielle Szenen aus dem Buch. Ich hoffe, ich verrate nicht zuviel (Hallo, luph!), wenn ich nur die Stichwörter "Grillen" und "Eingang zum Schiaparelli Krater" nenne! Hätte man diese beiden Szenen filmisch umgesetzt, hätte das dem Film eine dramatischere, emotionalere Wendung geben können, die das ganze Bild hätten runder erscheinen lassen. So war es einfach nur eine Aneinanderreihung von Geschehnissen, die Watneys Wochenendtrip "etwas spannender" gemacht haben. Und das finde ich einfach nur schade, weil hier sehr viel mehr Potenzial drin gewesen wäre.
Das Buch war unter anderem deswegen so faszinierend, weil Watney dem Leser erklärt hat, was er gerade macht. Und obwohl ich nicht alle wissenschaftlichen Fakten nachvollziehen konnte, dafür reichen meine (Astro-)Physikkenntnisse einfach nicht aus, waren alle seine Erfindungen durchweg logisch. Dem Film dagegen hätte vielleicht eine kleine Erklärung gut getan, was beispielsweise eine Oxygenator ist (ich kann mich jetzt zumindest nicht daran erinnern, dass es erklärt wurde), und wenn diese Erklärung auch spielerisch gewesen wäre...
Aber war es deswegen ein schlechter Film? Mitnichten, unterhaltsam war er, da macht uns Ridley Scott nichts vor. Das Buch war an genau den richtigen Stellen humorvoll, was die Gesamthandlung auflockerte, genauso der Film. Die Thematik hätte man auch bierernst umsetzen können, aber das ein um andere Mal konnte man einen (kleinen) Lacher nicht unterdrücken, was den Filmabend etwas kurzweiliger gemacht hat.
Die Darsteller waren gut besetzt, größtenteils merkte man ihnen auch den Spaß am Spielen an, wobei mein Eindruck war, dass der Film leider keinen Hauptdarsteller hatte. Wechselte das Buch den einen Haupt-Handlungsort (Mars) hin zum anderen Haupt-Handlungsort (NASA) und somit zu einem neuen Spannungsbogen, ging mir das im Film viel zu schnell. Kaum hat Watney etwas auf dem Mars geschafft, waren wir wieder bei der NASA, waren wir wieder bei Watney... so gern ich Matt Damon auch sehe, hier wurde er etwas verschenkt, konnte er sich nicht als zentrale Figur etablieren. Heimlicher Held war für mich der junge Wissenschaftler, der ein bestimmtes Manöver ersonnen hat... Oscar für Matt Damon?! Dafür habe ich zu wenig von ihm gesehen.
Effekte-technisch muss ich ehrlich gestehen, der Film war top gemacht. die Felsen und Berge des Mars kamen im 3D richtig schön raus, waren gestochen scharf und wuchsen gefühlt Richtung Himmel. Besser wurde der Mars filmisch noch niemals dargestellt!
Ich finde es einfach nur schade, dass das Buch mehr oder weniger in diesem schnell erzähltem Film mit so mancher, ärgerlicher Länge, in denen einfach nichts passiert, ein wenig verbrannt wurde, weil ein jeder Film-Fan doch weiß, dass es Ridley Scott, auch bei Filmen mit "langer Überlänge" einfach besser kann! Manche User auf dieser Seite haben ja in Bezug auf Prometheus/Alien - Paradise Lost schon spekuliert, ob der große Meister nicht langsam zu alt wird?! Gestern habe ich mir das erste Mal ernsthafte Gedanken darüber gemacht...
Positiv muss ich noch das Ende herausheben! Zum einen kam da das erste Mal so etwas wie Dynamik/Spannung in der Handlung auf, zum anderen weil das Ende des Films unbewußt einige meiner offenen Fragen/Gedanken aufgreift und etwas über das Buch hinausgeht.
Meine Hoffnung liegt in der Heimkino-Version, die laut Scott ja um einige Minuten länger werden soll. Ich hoffe, dass dann zumindest der ein oder andere meiner Kritikpunkte verschwinden wird, weil der Handlung dann die Zeit gegeben wird, sich besser zu entfalten. Das hat sie einfach verdient!