Bewertung: 4 / 5
Amanda Waller (Viola Davis) stellt für die US-Regierung eine Truppe krimineller Söldner zusammen, um sie skrupellos bei Einsätzen ohne Rückfahrkarte einzusetzen. Belohnung ist Hafterleichterung, Strafe bei Befehlsverweigerung der Tod. Gleich bei ihrem ersten Einsatz wird das zusammengewürfelte Suicide Squad (=Selbstmordkommando) mit übernatürlichen Kräften konfrontiert...
Vorneweg gesagt, ich bin kein Comickenner und kann den Film nur anhand des gezeigten Materials beurteilen. Soweit, so gut. Das MCU habe ich inzwischen zum allergrößten Teil nachgeholt, beim DCU bin ich von Anfang an dabei. MoS war ein gefälliger Film, BvS war da schon eher nach meinem Geschmack, im Ultimate Cut sogar noch besser.
Trailer zu Suicide Squad
Es ist mein rein persönlicher Geschmack und mit keinerlei Wertung verbunden, aber das DCU spricht mich eher an, sei es von der dunklen Optik oder vom etwas "erwachsenerem" Ansatz her.
Ehrlich gesagt verfolge ich hier auf unser aller Lieblingsseite die Diskussionen Marvel vs. DC oder ob nun beispielsweise die Martha-Szene in BvS Sinn ergibt oder nicht (für mich ergibt sie durchaus Sinn, wenn auch etwas "plump" dargestellt. Punkt.), mit einem leichten Lächeln im Gesicht, frei nach dem Motto "Wir bewerfen uns solange mit Wattepads, bis einer weint!" Dem einen gefällt es, dem anderen nicht, nicht mehr und nicht weniger, so sehe ich das. Diskussion ist gut und richtig, aber der Himmel bleibt auch dann noch blau, auch wenn es jemandem nicht gefällt.
Gut, nun aber zum neuesten Filmstreich. Was wird uns geboten?
- Eine bunt zusammengewürfelte Truppe aus Auftragsmördern, Dieben, Psychopathen, das verspricht eine ganze Menge Spaß
- eine Story, die zugegenermaßen leicht verwirrend daherkam. Ich habe mich erst relativ spät reingefunden
- ein fetziger Soundtrack mit vielen Oldies und modernen Stücken, die immer wieder hier und da eingestreut werden
- ein Cast, der doch in sehr vielen Punkten sehr gut harmoniert
Besonders hervorheben möchte ich in diesem Zusammenhang die junge Margot Robbie und Jared Leto! Im Gegensatz zu manch anderen Usern hier fand ich das Zusammenspiel der beiden als auch ihre Einzeldarstellungen doch schon herausragend! Robbie (Jahrgang 1990, ich muss irgendwas falsch gemacht haben^^) spielt ihren Part herrlich überdreht und so psychopathisch, ein Psychiater wäre schon lange an ihr verzweifelt!
Multitalent Leto gibt hier einen fulminanten Joker ab! Es ist wohl ein Prädikat dieser Rolle, dass man keine Darstellung miteinander vergleichen kann. Weder die vom Altmeister Jack Nicholson noch die meisterhaft geniale von Heath Ledger, möge er in Frieden ruhen! Leto gibt dem Joker einen furchtbar bösen Einschlag, er ist jemand, dem ich nicht gegenüber sitzen möchte, alleine schon dieser irre Blick in den Augen! Für mich persönlich eine wahnsinnig gute Darstellung, eine sehr gute Wahl!
Natürlich muss man sich in einer Großproduktion auf einige Charaktere fokussieren, da fällt die Wahl schnell auf so jemanden wie Will Smith aka Deadshot. Ein Auftragskiller, der sich doch nach seiner Familie sehnt, er lebt in zwei Welten und weiß nicht, wo er hingehört. Smith darf hier endlich mal wieder spielen wie zu seinen besten Zeiten, ich mag ihn und seine Art zu spielen einfach. Ich habe ihn nie als einen "Standard-Blockbuster-Schauspieler" empfunden, er hat es immer verstanden, seinen Filmen einen ganz eigenen Stempel aufzudrücken. Schade, dass er eine so lange Durststrecke hatte, mit Suicide Squad sollte ihm sein Comeback gelungen sein.
Rein optisch fällt der Film leicht aus dem Rahmen, waren MoS und BvS in der Farbgebung und der Stimmung noch sehr dunkel und teilweise morbide, dominieren hier die knalligen Neontöne und schräge Sprüche, eine durchaus angenehmene Abwechslung und passend zu der bunten Truppe, die sich erst einmal selber finden muss, um den Wert von Zusammenhalt und Opferbereitschaft schätzen zu lernen.
Die Cameos und Anspielungen waren durchweg positiv und haben dazu beigetragen, sich wirklich wie in einem einzigen Universum zu fühlen.
Aber wenn solch gute Grundlagen vorhanden sind, warum wird der Streifen in der Fangemeinde so zwiespältig aufgenommen?
Ok, in der Handlung hakt es hier und da gewaltig. Die Motivation vor allem der Endgegner bleibt einigermaßen im Dunkeln, da hätte ich mir doch ein wenig mehr Hintergrund gewünscht, Potential war da. Auch nimmt der Film sich gewaltig viel Zeit für die Einführung der Figuren, das Erzähltempo bleibt da vor allem zum Ende hin gewaltig auf der Strecke, obwohl ich nur sehr wenige bis kaum wahrnehmbare Längen wahrgenommen habe.
Ich erwarte in solchen Filmen, wie ich schon in meiner Batman vs. Superman-Kritik erwähnt habe, keinen Shakespeare mit grün gefärbten Haaren, diese Art von Filmen sind dazu da, um uns zu unterhalten und Spaß zu machen, und das schafft der Film auf fulminante Art und Weise, aber in Sachen Dialoge und flotter Sprüche hätte es dem Drehbuch doch ganz gut getan, wenn es nochmal ein weiteres Wochenende überarbeitet worden wäre, um es etwas stimmiger zu gestalten.
Vielleicht täte es manchem Fan auch ganz gut, seine eigenen Erwartungen an das DCU im Speziellen und an Filme im Allgmeinen in erfüllbare Sphären etwas abzusenken. Dabei meine ich mitnichten, dass man von vornherein niedrige Erwartungen haben sollte, aber um Filme genießen zu können, sollte man nicht die Messlatte in Milchstraßenhöhe anlegen, sondern bei vielen Dingen einfach auf dem Teppich bleiben.
Schlechtere Bewertungen, weil Leto zu wenig Screentime hat?! Erstens war es von Anfang an angekündigt, dass er nur eine mehr oder weniger Nebenrolle haben wird und zweitens habe ich dann wohl einen anderen Film gesehen als so manch anderer. Die Figur tauchte immer dann auf, wenn sie musste und trug wesentlich zur Auflockerung und zur näheren Erläuterung der Harley Quinn bei. Es war von vornherein klar, dass es sich hierbei um nicht mehr als eine Einführung handelt.
Wie gesagt, ich kenne die Comics nicht, habe somit keinen Vergleich und kann die Filme quasi unbelastet ansehen, aber jeder sollte sich bewusst machen, dass Film und Papier zwei unterschiedliche Medien sind, die sich nicht 1:1 übertragen lassen. Gut, einerseits hat Deadpool gezeigt, dass ein R-Rating funktionieren kann, aber Warner hat sich nunmal für den Weg einer niedrigeren Freigabe entschieden, aber damit ist das gezeigte Material noch lange nicht weichgespült oder massentauglich geworden. Natürlich will man Geld verdienen, und das geht nunmal nur mit ein paar Leuten mehr als den Fans der Comics. Deadpool hätte auch nach hinten losgehen können.
Wenn überhaupt, dann krankt der Film am (wie so häufig) liegen gelassenem Potential, an handwerklichen Fehlern, die so leicht hätten vermieden werden können, aber damit ist das gezeigte Produkt nicht per se schlecht.
Der Film wird seinen Platz im DCU finden, er ist ein ebenso wichtiger Baustein wie die schon gezeigten als auch die zukünftigen Filme. Dabei muss ich ehrlich gesagt mal feststellen, jetzt schon den Stab über Wonder Woman zu brechen, ist mal ganz, ganz, ganz großer Käse! Vielleicht hat sich Warner in der Vergangenheit nicht allzu klug angestellt, was Produktion und Marketing angeht, aber uns doch drei wirklich sehenswerte Filme präsentiert, die gut funktionieren und miteinander harmonieren.
Seinen finanziellen Erfolg gönne ich dem Film und sehe ihn nicht als Zeichen dafür, dass Massentauglichkeit zur Regel wird, sondern dass trotz mancher Kinderkrankheiten, vielleicht etwas mehr als bei MoS oder BvS, ein Film daherkommt, der Spaß macht, unterhält und uns in kurzweiliger Form mal wieder in ein alternatives (Film)-Universum entführt.
Von mir gibt es gute 4/5 Hütchen mit noch etwas Luft nach oben. Die Schauspieler sind zum allergrößten Teil gut besetzt, der Joker erhält einmal mehr neue Facetten, Harley Quinn ist, Entschuldigung an die Damenwelt, der Traum vieler schlafloser Männerträume, Smith is back!, und der Film ist in vielen Dingen so anders, so gut und so (positiv) krank, ein willkommener Farbtupfer im nahendem Herbst!
Ich für meinen Teil freue mich auf die Zukunft des DCU! In diesem Sinne...