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Der Räuber Hotzenplotz

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Der Räuber Hotzenplotz Kritik

Der Räuber Hotzenplotz Kritik

Der Räuber Hotzenplotz Kritik
0 Kommentare - 31.12.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Der Räuber Hotzenplotz" ist.
Der Räuber Hotzenplotz

Bewertung: 3.5 / 5

Der fürchterliche Gauner Räuber Hotzenplotz (Nicholas Ofczarek) ist auf freiem Fuß. Eines Tages steht er vor dem Haus von der Großmutter (Jedi Kriegskotte) und stiehlt ihre Kaffeemühle, die ihr von Kasperl (Hans Marquanrdt) und seinem besten Freund Seppel (Benedikt Jenke) geschenkt wurde. Als die Polizei unter Wachtmeister Dimpfelmoser (Olli Dittrich) nicht sofort mit einer Lösung des Falls kommen, beschließen Kasperl und Seppel die Jagd nach dem Räuber auf die eigene Schulter zu nehmen.

Im Film gibt es das unbeschriebene Gesetz, daß Qualität nur dann besonders auffällt, wenn das Handwerk dahinter in Extreme von gut und schlecht abdriftet. Beispiele für Schlechtigkeit gibt es international genügend. Vom absoluten Kult-Disaster The Room (2003), bis hin zum dreisten Remake besserer Filme eines Dilettanten in Form von Joker (2019). Deutsche Filme sind da häufig anders, weil sie oft eben nur einen Zustand abfilmen und einfach auch begrenzte Möglichkeiten haben. So gut Filme wie Systemsprenger (2019) oder Rheingold (2022) inhaltlich auch sein mögen, wissen sie häufig nichts mit den Bildern, die sie kreieren, anzufangen. Beispiele für Innovation wäre in diesem Zusammenhang der Film Sweet Disaster (2022), der sehr viel mit Bildsprache spielte. Die Kamera auch in Der Räuber Hotzenplotz nur eine Beobachterposition, während das Drehbuch sich stellenweise so anfühlt, als würde man eher schlecht als Recht irgendwie mehrere Romane von Preußlers Räuber zusammenmischen, wie es seltsamerweise auch die Bratwürste mit Sauerkraut in mehreren Filmen schon taten. An der Stelle muss man das schon als Metapher begreifen. Darüber hinaus gehen die Macher hinter dem Werk auch insgesamt zu sehr auf Nummer sicher, weil man zwar inhaltlich einiges mischt und dennoch zu wenig Eigenständigkeit wagt und sich mal auf unbekanntest Terrain begebe, um vielleicht tonal, an den Charakterisierungen oder an anderen Dingen etwas Gewagtes zu machen.

Trailer zu Der Räuber Hotzenplotz

Ein kleines Problem, das einfach der Lokalisierung geschuldet ist, sind zudem die ein oder anderen Effekte. Und daß es da keine anderen Möglichkeiten gäbe, wäre eine erlogene Erklärung, die jeder widerlegen kann, der Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer (2018) gesehen hat.

Die Geschichte von Der Räuber Hotzenplotz ist keine, die ohne einen bestimmten Grad an Zugänglichkeit auskommt. Das ist wohl eine Erkenntnis, die keine ist, schließlich gilt das irgendwo für jeden Film. Und dennoch ist es den Machern gelungen, einen Konsens zu finden, nachdem man einer Figur folgen will und kann, die mit einer Pfefferpistole eine Kaffeemühle von einer Großmutter stiehlt, ein Zauberer unfähig ist, Kartoffelschalen wegzuzaubern, eine Fee in einen Frosch verwandelt wird und so weiter und so fort. Sicherlich leistet sich der Film den ein oder anderen schlechten Witz, kommt aber auch mit sehr viel Feingefühl für diese Charaktere daher und versteht sie in ihrem Kern. Und selbst wenn dann nicht jede Pointe immer alles trifft, wie sie vielleicht intendiert war und der ein oder andere peinliche Fäkalwitz teil der Geschichte wird, präsentiert das Ensemble des Films eine herrliche Spielfreude. Die titelgebende Hauptfigur und der bösartige Geschäftspartner Zwackelmann in Form von Nicholas Ofczarek und August Diehl sind atemberaubend. Wenn diese beiden auf der Leinwand erscheinen, dann gehört sie ihnen und natürlich steht da ein herrliches Overacting im Vordergrund. Doch wie sollte man solche Figuren auch sonst transportieren? Das ist mit Sicherheit ein Spiel mit dem Feuer, welches die Macher in Angriff nehmen. Doch es gelingt. Auch das restliche Ensemble wird von dieser Spielfreude angesteckt und dann geht der Plan voll auf.

Es ist klar, daß man im Falle von Der Räuber Hotzenplotz von einer Kinder- und Jugendbuchadaption spricht. Dem vorausgeschickt, ist es dennoch wichtig über die Moral der Geschichte zu sprechen und auch zu erklären, wie Hotzenplotz hier als Figur gemeint ist. Schließlich ist das schon interessant, weil der Charakter im Laufe der Geschichte natürlich einer Strafe zugeführt wird. Gleichsam darf Hotzenplotz als Figur der bleiben, der er ist. Die Moralkeule über das Verhalten wird nicht allzu sehr geschwungen und ist vielleicht im Vergleich mit den Vorlagen ohnehin tonal versöhnlicher. Eine härtere Gangart im Allgemeinen hätte hier vielleicht sogar noch mehr bewirken können. Und dennoch sorgt die Geschichte insgesamt dann doch dafür, daß man viel Sympathie für das vermeintlich böse aufbringt. Gerade wenn Hotzenplotz viel Empathie für einen frierenden Seppel aufbringt, bringt man diese ihm auch gegenüber. Wenngleich man hier auch ein wenig von der Vorlage abweicht. Gleichsam überspitzt und persifliert das Werk den postmodernen Drang, jedwede kleine Eigenschaft mit irgendeiner Form von Trauma aus der Vergangenheit zu erklären. Schließlich wissen Zuschauer seit 2022 auch um die tragische Ursprungsgeschichte von Hercule Poirots Bart dank Tod auf dem Nil. Ja, das war sicherlich notwendig. Nein, auch sonst hält sich der Film weitestgehend mit der Tragik einzelner Charaktere zurück und bleibt glücklicherweise sehr leichtherzig.

Es ist schon erstaunlich, daß die Macher, die auch hinter einer anderen Preußler-Verfilmung namens Die kleine Hexe (2018) steckten, hier tonal wie auch inhaltlich mehr Stimmung erzeugen konnten. Gleichsam spart man sich auch gekonnt eine Form von anbiedernder Identitätspolitik, wie es im modernen Film so üblich ist, aus. Der Räuber Hotzenplotz ist als Film sicher nicht ideologiefrei, ist aber angenehm darin, sich nicht als pseudointellektuelles Werk zu verstehen, daß irgendwelche Zeitgeistphänomene bedienen müsste.

Nicht in allen, aber in den meisten Momenten fühlt sich Der Räuber Hotzenplotz wie in ungewzungenes und adäquates Werk an. Es trifft den Kern der Vorlage, liefert es ein spielfreudiges Ensemble ist und dabei erstinstanzlich kurzweilig. Charmant, witzig und Potenzial zu so viel mehr.

Der Räuber Hotzenplotz Bewertung
Bewertung des Films
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