Bewertung: 3.5 / 5
Schwimmen, Fische fangen, in der Kälte überleben. Alles Dinge, die ein Pinguin instinktiv weiß. Oder auch erlernt. Doch bis es soweit ist, muss ein kleiner Pinguin, zusammen mit seiner Familie, viele Prüfungen bestehen. Denn das Leben im ewigen Eis ist hart und unerbittlich. Und bietet viele Gefahren.
Vor ziemlich genau 12 Jahren hat Luc Jacquet die Dokumentarfilmwelt mit Die Reise der Pinguine überrascht. An Stelle von nüchterner Objektivierung setzte er auf die Dramatisierung des antarktischen Lebens der Kaiserpinguine. Die Reise der Pinguine 2 - Der Weg des Lebens beginnt da, wo der erste Teil aufgehört hat.
Trailer zu Die Reise der Pinguine 2 - Der Weg des Lebens
Mit atemberaubenden Bildern von hohem Wiedererkennungswert fängt Jacquet das Schicksal eines Pinguinpärchens mit ihrem Ei ein. Vom Brüten bis zum Erwachsenwerden verfolgt er die Wege der Drei. Unzählige Stunden Filmmaterial hat der Tierfilmer dafür zu einem 85-minütigen Kinodrama geschnitten. In der Wärme des Kinosaals können die Zuschauer verfolgen, wie in der unwirtlichen Landschaft des Südpols eine neue Generation Pinguine heranwächst.
Zweifelsohne - so diskutierte die Jury - hat Jacquet von den geringen Unterscheidungsmöglichkeiten von Pinguinen profitiert. Weil für das ungeübte Auge ein Tier wie das andere aussieht, war es dem Tierfilmer möglich, eine unterhaltsame Geschichte aus den Aufnahmen unterschiedlicher Pinguine zusammenzuschneiden. Diverse Pinguine mitsamt Nachwuchs standen in der Dokumentation Pate für Jacquets drei tierischen Stars, einen Kaiserpinguin, dessen Weibchen und ihr Junges.
Jacquet ist ein Meister der Inszenierung. Mitunter wagt er sogar mit völlig unterschiedlichen Filmgenres zu spielen. So watschelt durchaus auch einmal ein Pinguin vor markantem Hintergrund zu Westernmusik durchs Bild.
Im überwiegenden Teil seines Films aber neigt der Dokumentarfilmer nach Ansicht der Jury eher zum Gigantismus. Sein bildgewaltiges Werk orchestriert er mit so monumentalem Score, dass sich die Jury zur Überlegung hingerissen sah, ob Jacquet mitunter der Kraft seiner Bilder nicht traue. Die Reise der Pinguine ist ein aufwändiger Dokumentarfilm, dem es gelingt, mit Zügen des Spielfilms dokumentarische Inhalte zu vermitteln. Ähnlich wie im ersten Teil spielt Jacquet auch im Nachfolger mit naheliegenden Vermenschlichung der zweibeinigen Polbewohner. Das schafft Nähe zum Objekt und Verständnis für das Leben in der menschenfeindlichen Eislandschaft.
Jacquets besonderer Ästhetizismus spielt eine entscheidende Rolle in der Rezeption seiner Werke. Man sieht dem Film seine unendliche Arbeit und Sorgfalt, sowohl während der eigentlichen Aufnahmen als auch später im Schnitt. Was auf der visuellen Ebene ohne Frage sehr gut funktioniert, wird, in den Augen der Jury und zu ihrem Bedauernimmer wieder von der akustischen-Ebene unterlaufen.
Prädikat: wertvoll
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung