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Ein seltsames Paar

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Ein seltsames Paar Kritik

Ein seltsames Paar Kritik

Ein seltsames Paar Kritik
0 Kommentare - 23.09.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Ein seltsames Paar" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Der Sportreporter Oscar Madison (Walter Matthau) nimmt seinen besten Freund, den Fernsehredakteur Felix Unger (Jack Lemmon) bei sich auf. Grund dafür ist die Scheidung Ungers, nach welcher dieser Selbstmordgefährdet ist. Doch weil Unger so pedantisch ist und Madison eher in den Tag hinein lebt, streiten sich die beiden Männer recht schnell. Als sich zwei hübsche Damen zu einem Abendessen einladen lassen, kommt es zwischen den beiden Freunden zu einem großen Streit...

Die 1960er Jahre, in denen das Frauenbild eher einem Sean Connery-Gedanken entsprach, sind wohl die aufreibendsten Jahre im gedanklichen Anerkennen des anderen Geschlechts. Das ist schwierig und schwierig ist dann natürlich auch die Darstellung der Frauen in diesem Film. Natürlich muss man solche Kunst nicht canceln, wie es gerne Brauchtum in antiintellektuellen Kreisen ist, sehr wohl aber muss man sie mit einem kritischen Auge betrachten. Denn tatsächlich macht das was mit der Wirkung. Makellos geht anders und die Rollen der beiden wichtigen Frauen in diesem Werk ist eben ein klassisches Beispiel für den Zeitgeist jener Tage. Irgendwie sind sie emotional, wenn sie die Lebensgeschichte Felix Unger hören. Irgendwie geht es ihnen nur um die wahre Liebe und irgendwie sind sie eben neu in der Großstadt und haben noch keine Ahnung, was auf sie zukommen wird. Da geht es dann eben um Gebrauch. Nicht Missbrauch, aber sicherlich darum, Frauen für sexuelle Zwecke auszunutzen. Das ist ein Umstand, den man nicht wegreden kann und die einzige Genugtuung, die man dann dabei erfährt, ist, daß das Verlangen und der eigentliche Antrieb für jene vorgeschobene Farce eines gemeinsamen Dates, unerfüllt bleibt. Das ist wohl die geringste Form von Zugeständnis, die man den Frauen hier machen kann. Vielleicht Feminismus in den 1960er Jahren. Dennoch aber mit unglaublich naiven Frauen und damit eben unweigerlich auch bei weitem nicht genug.

Zuallererst bedient Ein seltsames Paar, ein Konzept, mit dem Two and a Half Men im Zuge der 2000er und frühen 2010er Jahre ebenso großen Erfolg feiern sollte. Zwei Männer gründen eine kleine, aber feine WG, geraten immer wieder, ob unterschiedlicher Ideologien aneinander und dennoch kommen sie nicht voneinander los. Nun hat dieser Film eben in dieser Hinsicht ganz klar einen Nerv getroffen. Das liegt zum einen an den Schauspielern. Denn Jack Lemmon als neurotischer Versager, ist eben eine Augenweide. Die Selbstverständlichkeit, nach welcher er das Haus putzt, Essen zubereitet und sich in seinem eigenen Mitleid suhlt, ist atemberaubend lustig. Lemmon ist nicht zuletzt auch durch Billy Wilder die Rolle des charmanten Versagers auf den Leib geschrieben worden. Und das macht er zu jedem Zeitpunkt gut, weil er auch ein Gespür für Komik hat und sich in diesen als sehr feminin angesehenen Körperhaltungen und Eifersuchtsanfällen großartig wiederfindet. Natürlich könnte man in diesem Sinne dem Film vielleicht eine unterschwellige Homophobie ankreiden, doch das Gegenteil ist hier der Fall. Denn auch wenn die Figuren ab einem gewissen Punkt das Engagement in der neuen Wohngemeinschaft infrage stellen und als absurd darstellen, wird gerade durch das Ende deutlich, daß dieser Lebensstil völlig in Ordnung ist, gar von den Personen herbeigesehnt wird. Das ist eben nicht nur einfache Freundschaft. Und daher sind die Komödien aus jener Zeit auch so bedeutsam, weil sie spielerisch gut mit solchen Themen umgehen konnten, ohne als irgendeine Form von Propaganda enttarnt zu werden.

Dem gegenüber steht mit Oscar Madison eben ein Mann, der den anderen Schlag Mann darstellt. Ein Macho im besten Sinne. Natürlich gibt es hier auch die ein oder andere unangenehme Szene, die dann im Umgang mit Frauen etwas fragwürdig wird. Doch der Film reizt dieses Verlangen nach sexueller Macht und Freiheit gut aus, indem er der Figur eben lange verwehrt, was sie eigentlich möchte. Es geht ihm nur um fleischliche Gelüste sozusagen, die er aber durch seinen Freund verwehrt bekommt, da dieser in einer Not ist. Und das macht die Frauen dann in diesem Film auch wiederum nicht ganz so problematisch. Wenngleich sie absolut passiv agieren, werden sie dennoch eben durch ihr Mitgefühl nicht zum Spielball der Männer. Das heißt, der Film treibt seinen Sexismus durch Klischees von Mitgefühl aus. Ob das nun die beste Methode ist, sei mal dahingestellt. Dennoch darf man den Film immer noch als Komödie und damit als eine härter Form von Stereotypenbildung innerhalb eines Filmes betrachten. Insofern kann man das durchaus verschmerzen und vielleicht gar verzeihen.

Zugegebenermaßen muss man dem Film auch ankreiden, daß er wirklich etwas braucht, um in Fahrt zu kommen. Da wird dann etwa das Leben der Figuren etabliert und die Ausgangslage, ist etwas dünn, um dafür soviel Zeit zu beanspruchen. Doch sobald der Film das überwunden hat, ist er zu jeder Sekunde wirklich unterhaltsam. Das liegt vor allem an der Schwarzhumorigkeit, mit welcher die Figur von Lemmon in ihrer eigenen Lethargie verschwindet. Dann die teils überfürsorglichen Freunde und ein werdender Mitbewohner, der dem Treiben nicht so viel Ernst widmen möchte. Das ist dann vor allem in der Wandlung lustig, weil er erkennt, daß es ihn so viel Kraft kostet, seinen Freund aus dieser misslichen Lage zu retten. Dabei spürt man auch, daß die Chemie zwischen Matthau und Lemmon einfach stimmt. Sie ergänzen sich und spielen eben die Antithesen zueinander, was das Gelingen des Konzeptes ausmacht. Dazu hält der Film sich im kleinen Rahmen ab, weil er als Theateradaption eben auch darauf reduziert wird. Dennoch tut das dem Treiben keinen Abbruch, weil Lemmon und Matthau auch ganz einfach tolle Schauspieler sind, die den Zuschauer für sich vereinnahmen können.

Natürlich ist Ein seltsames Paar kein Werk, für Menschen, die eine komplexe Charakterstudie erwarten. Und auch das Frauenbild lässt üblicherweise für diese Zeit zu wünschen übrig. Und dennoch gelingt es dem Film durch subtile und unterschwellige Untermauerung von Themen großer Wichtigkeit und einem starken Schauspiel zu begeistern. Er ist klein, aber dadurch nicht unwichtiger. Dazu stimmen die meisten Gags in Sachen Timing und sorgen für eine kurzweilige und gelungene Unterhaltung.

Ein seltsames Paar Bewertung
Bewertung des Films
710

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