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Insider Kritik

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Insider Kritik
0 Kommentare - 30.05.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Insider" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Wegen einer Verschwiegenheitsklausel muss der gefeuerte Top-Chemiker Jeffrey Wigand (Russell Crowe) dicht halten – dabei sind die Informationen über seinen ehemaligen Arbeitgeber, den Zigarettengiganten Brown & Williamson, äußerst brisant. Der TV-Produzent Lowell Bergman (Al Pacino) vom renommierten CBS-Polit-Magazin „60 Minutes“ will den Wissenschaftler in seine Sendung bringen, um den Skandal aufzudecken. Als sich Wigand nach einigem Zögern bereit erklärt zu reden, übt der Tabak-Konzern Druck aus: Wigands Familie wird terrorisiert und dem Sender mit einer vernichtenden Millionen-Klage gedroht…

Für Michael Mann ist die Welt ein kalter Ort, zumindest wenn man seinen zutiefst erschütternden Geschichten, seiner unterkühlten Inszenierung und trostlosen Atmosphäre Glauben schenken darf. Insider steht in der Tradition von Michael Manns Filmografie, nach welcher Männer unmögliches schaffen. Der Mann gegen den Staat, der Mann der den Staat zum Einsturz bringt und der pure Realismus. Doch was genau ist Insider eigentlich? Es ist ein Film, der so ein wenig aus der Reihe tanzt, bedenke man, daß Mann vor allem durch dichte Thriller bekannt wurde. Da darf es dann auch gerne mal zur Sache gehen. Doch Insider tanzt so ein wenig aus dieser Reihe, weil der gesamte Film von vorne bis hinten eigentlich ein skandalträchtiges Drama und sogenanntes Actor-Piece ist. Dabei spannt Mann seinen Zuschauer für gewisse Zeiten auf die Folter, indem er eine durchaus nötige, aber gleichsam auch langatmige Exposition liefert. Klar liegt da eine Schwere drin, schließlich geht es um Aufklärung, um die Verantwortung für den Tod und Themen, die es nicht leicht zu besprechen gilt.

Und das ist auch Segen und Fluch zugleich, weil der Film damit irgendwie im Gegensatz zu vielen großen Thrillern des Kinos steht, die ihren Reiz aus Spannung genieren. Für Insider wählt Mann einen anderen Ansatz, indem er aus der reinen Spannung eine Anspannung macht und darin brilliert. Was zunächst nur eine Antithese für ein ganzes Genre zu sein scheint, ist aber in Wahrheit nicht nur ein reines Gimmick. Und das liegt daran, daß man nie genau sagen kann, wie sich das Leben seiner Hauptfigur entwickeln wird. Alle Menschen scheinen so ein wenig nüchtern auf die Welt zu blicken, was zunächst nur wie eine Trophe des Noir-Kinos wirkt, entpuppt sich aber gerade im Falle der Hauptfigur als großartige Charakterstudie. Russell Crowe gibt hier abermals eine brillante Leistung ab, welche sich ebenfalls von seinen darauffolgenden Erfolgen Gladiator (2000) und A Beautiful Mind – Genie und Wahnsinn (2001) unterscheidet. Der etwas pummelige Jeffrey Wigand scheint so gar nicht recht in das Schema einer Hollywood-Hauptfigur zu passen, weil er weder besonders viel Charisma versprüht, noch irgendeine Form von Macht besäße. Dabei spielt Crowe großartig auf dem schmalen Grat zwischen Mensch und Figur, weil die Figur zwar nicht besonders ausdrucksstark erscheint, auf der anderen Seite aber klar weiß, was es zu tun gilt. Sein Innenleben trägt der Schauspieler der introvertierten Persönlichkeit stark nach außen.

Ihm gegenüber steht Al Pacino. Ein klassischer, investigativer Journalist, beziehungsweise Moderator, der so intensiv und bestimmend durch die Szenerie schreitet, daß er das starke Kontrastprogramm zu Crowe entwickelt. Sein Lowell Bergman leckt Blut und schafft es, das auszudrücken, was Wigand nicht möglich ist. Dabei gewinnt Pacino abermals durch seine bloße Präsenz. Schauspielerisch ist die Figur vermutlich nicht allzu komplex und verlangt daher auch nicht unbedingt viel von seinem Schauspieler ab, dennoch bleibt Pacino durch seine Vereinnahmung der Figur im Gedächtnis. Zwar gelingt es dem Film nicht unbedingt eine Erkenntnis zu streuen, die nicht jedem schon geläufig gewesen wäre. Nämlich, daß Unternehmen, beziehungsweise das Kapital in diesem Sinne durchaus mehr wert ist als das Menschenleben. Und auch wenn reine „Wichtigkeit“ eines Werkes noch lange kein gutes macht, so ist Manns Insider entlarvend, weil er die Machenschaften großer Unternehmen, ohne dabei auch nur an das Leben zu denken, offenlegt.

Dann ist es vor allem die Regie von Mann, die dem gesamten Werk ihren Schliff gibt. Nun mag Michael Mann als Regisseur vielleicht der neutralste Filmemacher der Geschichte sein. Schließlich lässt er seine kühlen Bilder und Figuren für sich sprechen, ohne dem Zuschauer durch etwaige Stilmittel wie überlaute Musik, oder dergleichen zu kommunizieren, wo sie nun was zu denken hätten. Auf der anderen Seite macht Mann das mitunter manchmal auch zu einem langatmigen Regisseur, der viel in Momente legt, aber dennoch dabei nicht ganz so viel in die zur Schaustellung von Gefühlen oder Bildern. Und auch Insider ist durch die innere Ruhe, die Manns Werke ausmacht, so großartig. Denn der Film lässt das Analytische im Menschen hervorkommen. Da geht es vielleicht um das minalistischte, was einen Film ausmacht. Nämlich die Beschreibung eines Zustandes. Und dennoch gibt es da keine klare Meinung, die Ad hoc gebildet werden soll. Es geht darum, sich mit Dingen auseinanderzusetzen.

Und auch wenn Wigand nicht unbedingt der Archetyp eines Hollywood-Helden ist, so steht er doch für die Dinge, die das Wesentliche am Gemeinschaftsleben ausmachen. Das Wohl aller, wiegt für diesen Helden wahrhaftig schwerer, als das eigenen Leben. Sicherlich hat er da vielleicht nicht allzu lange drüber nachgedacht, oder wusste auch ganz einfach nicht um die Konsequenzen. Daß spiegelt sich schließlich auch im Kontext der Ehe und ihrem unvermeidbaren Ende dar. Auf der anderen Seite bleibt auch die Darstellung von Crowe so undurchsichtig, weil die Figur ihre gesamten Gefühle nach innen zu legen scheint. Auch wenn gerade dieser Umstand ihn angreifbar macht und großes Potenzial für Konflikte hervorbringt, so ist aber auch genau das, was die Figur so faszinierend macht. Darüber hinaus zeigt der Film, wie viel Macht ein Unternehmen auf die vierte Gewalt ausüben kann. Einflüsse sind etwas, was gerade das amerikanische System schnell zum Einstürzen bringen kann. Und diese Welt skizziert Mann, um zu zeigen, wie kaputt sie eigentlich ist. Das ist schwer zu durchschauen, weil das gesamte Problem so verzahnt scheint, daß es auch niemanden geben soll, der daraus schlau wird. Und das gelingt dem Film, wie so vieles anderes auch. Denn er ist in erster Linie ehrlich.

Ist es die reinste Form der Wahrheit im Kino, die Wahrheit des Lebens zu zeichnen? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Michael Mann nähert sich diesem Grundgedanken dennoch mit Insider an und präsentiert eine Welt, die so absurd, so kaputt und so real erscheint. Seine Helden sind keine typischen Mustermänner und gerade Crowe und Pacino sorgen dafür, daß man das auch nicht vergisst. Doch das gesamte Werk trägt eine Spannung, selbst wenn nicht jede Länge ihren Zweck erfüllt. Und daher ist dieser Film abseits seiner brisanten Themen, auch immer noch großes unaufgeregtes Kino.

Insider Bewertung
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