Bewertung: 3.5 / 5
Speziell Hauptdarsteller Taylor Kitsch könnte die Geister scheiden, der uns persönlich gut gefiel, aber - story- und charakterbedingt - nur mit halbem Tempo fährt. Wir trauen dem Darsteller auf jeden Fall mehr zu, der in Actionszenen eine großartige Kondition an den Tag legt. An seiner Seite Lynn Collins, die die heroische Marsprinzessin spielt und mit ihren schwarzen Haaren den unzähligen grafischen Vorlagen von Künstlern und Fans recht nahe kommt. Dennoch stimmt für uns die Chemie zwischen ihr und Kitsch überhaupt nicht. Sie ist die große Fehlbesetzung, ein weiteres wirklich bekanntes Gesicht hätte dem Film in diesem Punkt gut getan. Von der filmischen Umsetzung kann man Stanton und seinem Team dagegen keinen Vorwurf machen: Der Film ist solide, ja fast liebevoll inszeniert, und dürfte gerade jüngeren Zuschauern viel Spaß machen. Auch die eingestreuten witzigen Momente und Dialoge werden so manchem Zuschauer ein Schmunzeln ins Gesicht treiben.
Stanton sagt selbst, er las die Romane im perfekten Alter - als er ein Junge war - und genau hier liegt der Woola begraben. Als Kind staunt man über die Fantasie eines Jules Verne, über die Stop-Motion-Monster eines Ray Harryhausen oder Die Reise zum Mond des Filmpioniers Georges Méliès. Doch Zeiten ändern sich, Ansprüche ändern sich und John Carter - Zwischen zwei Welten fällt mit der Erwartungshaltung an diese als Meilenstein angekündigte Verfilmung. Das ist sie nicht - das kann sie nicht mehr sein. Die Umsetzung ist beeindruckend, aber nicht spektakulär, die Geschichte nicht innovativ, sondern in anderer Ausführung schon zigmal erlebt. Es reicht nicht, sich eine berühmte Vorlage zu greifen, wenn diese nicht mehr mithalten kann. 2012 markiert den 100. Jahrestag von Burroughs' Roman, doch manchmal genügt es eben nicht, der Vorreiter zu sein. Im kollektiven Bewusstsein wird John Carter - Zwischen zwei Welten stets mit Filmen wie Avatar - Aufbruch nach Pandora verglichen werden - nur dass statt großer blauer Wesen nun große grüne Wesen zu sehen sind. Viele Momente erinnern an Star Wars: Episode VI - Die Rückkehr der Jedi-Ritter, den Wüstenplaneten Tatooine und den Kampf über dem Sarlacc. Da können Fans noch so betonen, dass Burroughs zuerst da war - die Verfilmung kommt einfach zu spät. Auch wirken aus heutiger Sicht nicht nur manche Namen lächerlich (Helium, Zodanga), sondern auch die menschenähnlichen Marsbewohner und die Tatsache, dass John Carter die geringere Schwerkraft des Planeten zu Vorteil gereicht. Warum können die gleichgroßen Bewohner Heliums nicht auch springen? Größere Masse?! All diese Gedanken schießen einem durch den Kopf und das stört den Filmgenuss.
So revolutionär die Vorlage war, so absehbar ist John Carter - Zwischen zwei Welten nun. Manchmal kann man als Erster starten und ist doch als Letzter im Ziel. Gäbe es die "Kopien" all der Filmschaffenden nicht, die sich an Burroughs gütlich taten, wäre es ohne Umschweife ein visionärer Film. So ist dies trotz großspuriger Ankündigung nur ein Fantasyfilm unter vielen, dem auch 3D keinen moderneren Anstrich verpasst. Wer Avatar fehlende Tiefe vorwirft, darf mit unserem heutigen Anspruch bei John Carter - Zwischen zwei Welten nicht mit zweierlei Maß messen. Vielleicht ist der Roman in dieser Hinsicht ja wirklich unverfilmbar. Wir vergeben 3,5 von 5 Hüten.
(DV)