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Königreich der Himmel

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Königreich der Himmel Kritik

Königreich der Himmel Kritik

Königreich der Himmel Kritik
0 Kommentare - 23.06.2023 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Königreich der Himmel" ist.

Bewertung: 2 / 5

Während der Kreuzzüge wird die heilige Stadt Jerusalem von Saladins (Ghassan Massoud) attackiert. Unterdessen macht sich der Schmied Balian (Orlando Bloom) aus der französischen Provinz auf dem Weg in das heilige Land. Sein Vater Godfrey (Liam Neeson) ist ein hoch angesehener Mann, der bei einem Kampf stirbt. Als Balian die Stadt erreicht, wird er Teil der Intrigen des Tempelritter Guy de Lusignan (Marton Csokas).

Es ist kein allzu weiter Gedankengang, um auf Königreich der Himmel zu kommen. Gerade, wenn man fünf Jahre zuvor mit Gladiator (2000) eine kleine Renaissance des Monumentalfilms einläute. Okay, letzteres ist sicherlich übertrieben, dennoch schien Ridley Scott nach seinem großartigen Rache-Film in jenem Genre, auch in diesem zunächst bleiben zu wollen. Eigentlich bietet sich das auch ganz gut an, so sind doch die Kreuzzüge als Thema in Filmen maximal am Rande einer Robin Hood-Geschichte filmhistorisch relevant. Auch hier versuchte sich Scott mit Robin Hood (2010) und scheiterte kläglich. Für Königreich der Himmel gilt wohl das gleiche, denn der Film, der eine große Heldenreise aufbereitet, leidet an ganz banalen Problemen, die dafür sorgen, daß man das Werk maximal als optisch opulent empfinden sollte. Das fängt zum Beispiel dabei an, daß der junge Schmied Balian, ironischerweise Orlando Bloom, der in Fluch der Karibik (2003) bereits einen Sohn spielte, der von der Abwesenheit seines Vaters angetrieben wird, eigentlich nie ein richtiger Charakter ist. Seine Beweggründe belaufen sich auf die banalsten Aspekte der Dramenlehre und es würde nicht schockieren, wenn Edward Norton als König Balduin durch seine Maske zu Balian spräche und ihm offenbare, daß er sein Vater sei. Nie lernt man diesen Charakter kennen. Es gibt da kaum eine zu erzählende Geschichte und die angepeilte Banalität der Geschichte erinnert indessen sehr stark an den ebenso unsäglich langweiligen Legende (1985).

Trailer zu Königreich der Himmel

Der Kino-Cut zu Königreich der Himmel ist unanschaubar. Ja, ganze Beziehungskonstellationen und Figuren bleiben bloße Behauptungen. So etwa die von Eva Green verkörperte Sybilla, die frei nach dem Motto „Film braucht Loveinterest, Hugga. Hugga" im Film einfach nur auftaucht und da ist. Nichts erfährt der Zuschauer über ihre Figur. Nichts passiert da in der Beziehung zwischen ihr und Balian und am Ende, soll der Zuschauer eben glauben, daß es sich hierbei um eine Beziehung handelt. Allgemein ist das Beziehungsgeflecht der vielen Figuren mehr noch eine Behauptung, als wirklich von Spannung geprägt. Und das ist schade, so hat man doch mit Jeremy Irons, Liam Neeson, Edward Norton, Eva Green, Brendan Gleeson oder David Thewlis absolut charismatische Charakterdarsteller, deren Leinwandpräsenz eigentlich einen Film tragen könnte. Dummerweise gilt das nicht für Orlando Bloom. Erstaunlich ist ja ohnehin, wie Bloom eine Karriere in Hollywood starten konnte. Schließlich wird er in den Pirates of the Caribbean-Filmen (2003-2017) von Johnny Depp an die Wand gespielt, in Der Herr der Ringe (2001-2003) von Viggo Mortensen und in Troja (2004) von Brad Pitt und Eric Bana. Bloom hat keinerlei Ausstrahlung und Präsenz, er wirkt hier eben wie das Bübchen, daß um Papi und Mami trauert, aber wie niemand, der einen gesamten Film tagen kann. Natürlich ist es nicht alleinig Blooms verschulden, daß sein „Charakter“ so eindimensional geschrieben ist, daß man ihn auch einfach als die Verkörperung des Guten bezeichnen könnte, auf der anderen Seite ist Bloom einfach ein nicht sonderlich guter Schauspieler.

In einem Film, der sich die Kreuzzüge zum Thema gemacht hat, ist es natürlich klar, daß der Glaube eine zentrale Rolle im Film spielen muss. Ab hier wird es recht komplex und wenn man nicht gerade (Hobby-) Historiker ist, dann wird man Schwierigkeiten haben, Auslöser und Konflikt richtig zuordnen zu können. Das ist nicht Scotts Verschulden, sondern eigene Mängel. Allerdings fällt es schon auf, daß es hier um einen Konflikt zwischen Muslimen und Christen geht. Jener Konflikt ist natürlich in einer Welt von Post-9/11 durchaus spannend zu beobachten. Während sich das rechte Amerika, auch Jahre später noch auf „die bösen Araber“ stürzte und die antagonistische Kraft klar definiert wurde, ist Scotts Film der Versuch eine Brücke zwischen den Völkern zu schlagen. Die Frage nach Gott, eine ohnehin völlig belanglose Frage für das Leben, wird hier zum Ursprung allen Übels. Es ist schon beinahe zu platt, wie Scott die Vertreter der Kirche in allen Belangen zeichnet. So etwa, wenn ein Priester in Balians Dorf ihn dazu bringen will, in das Heilige Land zu ziehen und zu kämpfen. Dabei stellt sich dann heraus, daß die Frau Balians enthauptet wurde und dieser Priester die Kette seiner Frau trägt. Natürlich rächt sich das für den Priester. Ebenso wie der Patriarchen, der eigentlich hofft, daß die Bürger der Stadt für Seinesgleichen den Kopf hinhalten. In diesen Momenten offenbart sich dann, was wirklich im Glaubenskrieg wichtig und insofern auch, was davon letztlich zu halten ist.

Im Kern möchte Scott wohl auf eine Art Völkerverständigung hinaus, welche ein nobles Ziel ist, hier aber weder aufseiten des Protagonisten, noch des Antagonisten getragen werden kann. Denn dafür sind beide Figuren schlicht und ergreifend zu banal und eindimensional gehalten. Ein bisschen von dem, was auf konzeptioneller Ebene schiefgeht, kann Scott durch seinen wahnsinnigen Gigantismus wieder wettmachen. Da kommt es dann zu wirklich großen Bildern, die eben für Scott typisch auch immer eine gewisse Wucht haben. Gleichsam fehlt es Königreich der Himmel trotz dessen so ein wenig an Rohheit, brachialen Momenten und Schmerz. Es ist seltsam, sowas sagen zu müssen, aber man fürchtet sich eigentlich kaum um die Figuren. Das liegt natürlich an der Schreibe, auf der anderen Seite fehlt dem Film eben auch die gewisse Härte. Überdies gibt sich der Film glücklicherweise aber auch nicht mit dem so anmutenden Heile-Welt-Szenario zufrieden, sondern zeigt auf, wo die gesellschaftlichen Fehler liegen. In Gewalt, in Fanatismus und dem, was so egozentrisch am Dasein vieler Menschen anmutet.

Ein Epos in Bildern, daß kein Epos im Herzen ist, präsentiert Ridley Scott in Königreich der Himmel. Eine großartige Besetzung, die trotz schwacher Figurenzeichnung und Orlando Bloom sicherlich einen gewissen Reiz hat. Blöd nur, daß die Geschichte eben keinen hat und so erinnert man sich an den Film primär, weil er soviel Potential auf dem Weg liegen lässt.

Königreich der Himmel Bewertung
Bewertung des Films
410

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