Bewertung: 4.5 / 5
Vom australischen Independent-Streifen zum modernen Mega-Blockbuster. 1980 schuf George Miller mit Mad Max eine der berühmtesten Action-Filmreihen, die 1982 mit Mad Max 2 - Der Vollstrecker fortgesetzt wurde. Dieser Film definierte auch, was wir heute unter Postapokalypse verstehen, rau und tödlich. Leider konnte sich Max des Ruhmes nicht entziehen und so war 1985 mit Mad Max - Jenseits der Donnerkuppel das Finale erreicht, er verkam zum Mainstream. Die Reihe zeigte jedoch nicht nur Millers Talent, sondern machte Mel Gibson auch schlagartig berühmt. 30 Jahre mussten wir auf eine Fortsetzung warten und mit Mad Max 4 - Fury Road haben wir sie nun bekommen - zwar ohne Gibson, dafür aber nicht minder spektakulär.
VIDEOKRITIK
Trailer zu Mad Max 4 - Fury Road
Max Rockatansky (Tom Hardy), einst aufrechter Polizist, inzwischen gebrochener Einzelgänger. Seine Welt ist Staub und Blut, sein Leben nur noch vom Instinkt getrieben, er will überleben. Er durchstreift das Ödland, auf der Flucht vor seiner Vergangenheit. Irgendwo in der Wüste, an anderer Stelle, hat Immortan Joe (Hugh Keays-Byrne) sein eigenes grünes Reich geschaffen, das er mit Härte regiert. Max, gefangengenommen und zu einem Sklaven degradiert, gerät unvermittelt in einen Konflikt, mit dem er nichts zu tun haben wollte. Furiosa (Charlize Theron), einst Vertraute von Immortan Joe, nun Aussätzige, muss sich mit Max verbünden und das Ödland durchqueren. Zusammen wollen sie mit ein paar entflohenen Frauen eine ferne Zuflucht erreichen. Doch der Weg dorthin ist eine endlose Straße durchs Nirgendwo, vor ihnen nur Staub und Sand und hinter ihnen Immortan Joe mit seiner Bande...
Mad Max - Fury Road Kritik
Die Trailer für Mad Max 4 - Fury Road haben nicht zu viel versprochen. Lange waren wir skeptisch, nicht ganz unschuldig war Warner Bros. im Vorfeld selbst, bis wir innerhalb von wenigen Minuten hineingeworfen wurden in diesen apokalyptischen Höllenritt. George Miller können wir nur loben für das Actionfeuerwerk, welches hier abgefackelt wird. Bereits mit seinen Happy Feet-Filmen hat er bewiesen, welch audiovisueller Meister in ihm steckt, doch in dem Ödland dieses Films lebt er sich auf eine unglaublich kreative Weise aus. Noch nie war die Apokalypse so intensiv und vielfältig, ist diese Endzeit vollgestopft mit unzähligen verrückten Ideen.
Dabei hatte es Miller nicht leicht, Mad Max 4 - Fury Road auf die Beine zu stellen. Jahrelang versuchte er, einen weiteren Teil der Reihe zu drehen und als es endlich soweit war, machte ihm die Natur einen Strich durch die Rechnung: Ganze Sets gingen im Wüstensand nach sintflutartigen Regenfällen unter und die Produktion musste monatelang unterbrochen werden. Aber Mad Max 4 - Fury Road ging gestärkt daraus hervor, denn das Mehr an Zeit, das der Film dadurch gewann, nutzte Miller, um ihn kreativ anzureichern. Nein, die Story wird keinen Preis gewinnen, sie ist Mittel zum Zweck und nur das Vehikel, welches die Protagonisten auf der Straße treibt, hier bleibt sich die Reihe treu. Es ist das Drumherum, welches einen gebannt auf die Leinwand starren lässt - und selbst dies alles als Wahnsinn zu bezeichnen, wird dem Gezeigten nicht gerecht.
Während der ersten 45 Minuten des Films gibt es kaum eine Sekunde, in der man als Zuschauer Luft holen kann, kleines Manko jedoch, dass Max hier ein wenig zum Nebendarsteller verkommt. Furiosa und die Effekte stehen im Mittelpunkt, die Einführung in die staubige Welt. Danach nimmt Miller das Tempo raus, fördert die Story und arbeitet auf den actionreichen Showdown hin und endlich wird auch Max stärker in den Mittelpunkt gerückt. Diese Dreiteilung gibt dem Zuschauer einen roten Faden, ist aber auch Schwäche des Films, denn die einzelnen Teile fügen sich nicht gänzlich zusammen. Vor allem die vieldiskutierte Freigabe im Vorfeld wird offensichtlich. Es scheint fast so, als hätten die Macher sich während der Dreharbeiten entschieden, den Film doch auf eine höhere Altersfreigabe (FSK16) zu trimmen, denn während die erste Hälfte Gewalt fast komplett ignoriert, wird der Blutzoll in der zweiten Hälfte sprunghaft nach oben getrieben. Dabei hätte dem Film noch einen Tick mehr Härte gut getan, ohne zu explizit zu werden. Miller orientiert sich in der zweiten Hälfte an der gesunden, aber nicht übertriebenen Härte von Mad Max 2 - Der Vollstrecker, erreicht diese aber nicht ganz.
Auch Tom Hardy macht als neuer Max eine gute Figur, die Rolle passt zu ihm und zusammen mit Charlize Theron rocken sie zusammen die Endzeit. Schade nur, dass die Verbindung zu den alten Teilen kaum ersichtlich ist, denn wie die Filme zuvor, steht auch dieser für sich allein. Die zeitliche Chronologie war bereits bei den ersten Teilen im Eimer. Zwar kann man Mad Max 4 - Fury Road auch durchaus als Reboot sehen, doch dafür hätte mehr charakterliche Tiefe gebildet werden müssen. Etwas mehr übergeordnete Rahmenhandlung, die auch der Figur Max mehr Kontur gibt, wäre nicht zu viel gewesen.
Kurz vorm Schluss wollen wir Miller noch für ein besonderes Geschenk danken, denn Mad Max 4 - Fury Road zeigt uns endlich mal wieder, wie großartig handgemachte Effekte sein können. Auch wenn in etlichen Sequenzen auf CGI-Tricks zurückgegriffen wurde, die Masse an Effekten in diesem Film ist echt. Die Dynamik der Verfolgungsszenen ist ein Genuss, wie wir es lange nicht mehr erlebt haben. Jede Explosion und jeder Crash ein Fest, denn die Authentizität von echtem zersplitterndem Metall kann kein noch so schneller Computer bieten. Miller setzt auf ein gesundes Maß an Tricktechnik, um Max in die Moderne zu holen, behält aber den Geist der Reihe in jedem Moment am Leben. Eine Meisterleistung, die nur wenigen alten Filmreihen vergönnt ist.
Bewertung
Mad Max 4 - Fury Road ist das Actionfeuerwerk geworden, welches wir eigentlich von Avengers 2 - Age of Ultron erwartet haben. Hier haben die Trailer nicht gelogen. Wo sich auf der einen Seite ohne Konsequenzen Superhelden im CGI-Feuerwerk die Rübe einschlagen, ist hier die Welt noch in Ordnung, denn Effekte dienen nicht nur der Unterhaltung, sondern auch der Spannung. In Max' Welt wird jeder Fehler hart bestraft und jeder Tag könnte der letzte sein. Wir hoffen, dass Max noch viele Tage vor sich hat und dass wir ihn bald wiedersehen werden, dann gern auch mit etwas mehr Story.