Bewertung: 3.5 / 5
Wer hätte gedacht, dass wir bei einem Prequel bzw. Sequel zu einem Live-Action Remake eines der besten Animationsfilme von Disney noch überrascht werden. Verwirrt? Keine Sorge, wir erleuchten euch in der unserer Kritik zu Mufasa - Der König der Löwen.
Mufasa Kritik
Simbas (Donald Glover) und Nalas (Beyoncé) kleine Löwentochter Kiara (Blue Ivy Carter) erfährt Mufasas (Aaron Pierre) Geschichte von Rafiki (John Kani). An dessen Seite sind natürlich Timon (Billy Eichner) und Pumbaa (Seth Rogen), mit ihrer unverwechselbaren Art. Die Geschichte wird in Rückblicken erzählt und beginnt bei Mufasa als verwaistem Löwenjungen, der verloren und alleine ist, bis er Taka (Kelvin Harrison Jr.), den Thronfolger der Löwen, kennenlernt. Diese zufällige Begegnung ist der Start einer langen Reise, auf die sich eine außergewöhnliche Gruppe von Außenseitern begeben wird, die auf der Suche nach ihrer Bestimmung sind. Ihre Verbundenheit wird dabei auf die Probe gestellt, als die Freunde einem bedrohlichen und tödlichen Feind entkommen müssen.
Trailer zu Mufasa - Der König der Löwen
Damit ist das Rätsel vom Anfang auch schon aufgedeckt. Mufasa - Der König der Löwen versteht sich als 95%-iges Prequel, während 5% fast schon einem Sequel nahekommen. Wirklich weitererzählt wird Simbas Geschichte in Form seiner Tochter Kiara zwar nicht, doch endet sie mit einer kleinen Überraschung, die eine richtige Fortsetzung zu Der König der Löwen sehr wahrscheinlich macht.
Abseits von dieser Kleinigkeit sind die Szenen in der Gegenwart jedoch komplett überflüssig. Sie dienen lediglich dem Zweck, Figuren wie Timon und Pumbaa ein paar flotte Sprüche in den Mund zu legen. Diese sind dann schon wieder so selbstreferenziell, dass es wirkt, als wüssten sie um ihr Dasein in einem Film. Ihre Einschübe in die Handlung des Prequels bremsen Mufasa - Der König der Löwen nur unnötig aus und strecken die Laufzeit, die mit 118 Minuten ein klein wenig zu lang geraten ist.
Kommen wir zum Herzstück des Films und dem titelgebenden Löwen. Mufasas Geschichte ist eine die wir zwar nicht brauchten, die dem Vermächtnis von Der König der Löwen aber auch nicht schadet. Ein klassisches Prequel, wie wir es heutzutage regelmäßig im Kino sehen. Die Beziehung zwischen Mufasa und seinem Bruder Taka ist es, die den Film spannend hält, legt sie doch den Grundstein für das Original. Dabei ist es vor allem Taka, der die interessantere der beiden Figuren darstellt, da er derjenige mit den Charakterschwächen ist. Erst die Schwächen einer Figur machen sie interessant für uns Zuschauer. Umso glatt gebügelter wirkt Mufasa, der dennoch als Hauptfigur funktioniert, von Taka aber etwas die Show gestohlen bekommt.
Auf der Gegenseite wird uns mit Kiros (Mads Mikkelson) ein Bösewicht geboten, der blasser kaum sein könnte. Dafür überzeugt er durch seine Präsenz und Stärke, die ihn zu einer ernstzunehmenden Bedrohung werden lassen. An seiner Seite stechen insbesondere zwei Löwinnen aus dem Rudel hervor, die seinen Befehlen gehorchen. Da ihre Jagd nach Mufasa und Taka sie durch verschiedenste Biome führt, hätten wir uns hier jedoch etwas Aufmüpfigkeit gegenüber dem Anführer des Rudels vorstellen können.
Neben Mufasa sind es aber auch die Nebenfiguren, deren Hintergrundgeschichten in der Handlung beleuchtet werden. Zu Taka können wir ohne Spoiler nicht viel mehr sagen, doch ist seine Rolle in Mufasa - Der König der Löwen sehr absehbar. Dazu gesellt sich Rafiki, der ebenfalls auf der Suche nach Milele, einem mythischen Land hinter dem Horizont, ist. Vom dort lebenden Rudel der Löwen stoßen die letzten beiden Begleiter von Mufasa zur Gruppe hinzu. Zum Einen feiert Zazu (Preston Nvman) sein Comeback und zum Anderen trifft Mufasa auf seine zukünftige Geliebte Sarabi (Tiffany Boone). Beide erfüllen ihren Sinn in der Handlung und tragen gleichzeitig zum Comic-Relief von Mufasa - Der König der Löwen bei.
Abseits von ihren Hintergründen, werden auch die von Rafikis Stab und des berühmt geformten Königsfelsens ergründet. Davon wirkt zumindest letztere sehr erzwungen eingebaut. Nicht alles und jeder benötigt einen Unterbau oder eine auserzählte Herkunft. Die von Mufasa und Taka bleibt um Längen die interessanteste der erzählten Geschichten.
Genauso gemischt klangen Soundtrack und Score für unsere Ohren. Wenig überraschend reichen die Songs von Mufasa - Der König der Löwen nicht an die des großen Zeichentrick-Klassikers heran. Dennoch konnte die Hälfte der neu gesungenen Performances uns etwas im Kopf bleiben. Inwiefern diese sich als Disney-Klassiker etablieren werden, können wir zum momentanen Zeitpunkt jedoch nicht abschätzen. Ähnlich verhält es sich beim Score des Streifens. Kein Stück sticht sonderlich aus der Masse heraus. Schlussendlich sind es die Stücke aus dem Original, die uns Gänsehaut verliehen.
Werfen wir noch einen Blick auf die durchaus sehenswerten Animationen. Wie bereits Der König der Löwen, setzt auch Mufasa - Der König der Löwen auf fotorealistische Animationen, die zwar hübsch anzusehen sind aber die Emotionen der Tiere nicht angemessen transportieren können. Zeichentrick-Animationen bieten dahingehend mehr künstlerische Freiheit, um Emotionen auf den Zuschauer zu übertragen. Hier schießt sich Disney mit jedem Live-Action Remake eines Klassikers erneut ins eigene Bein.
Fazit
Es ist immer eine zum Scheitern verurteilte Aufgabe, ein Remake, Sequel oder Prequel zu einem etablierten Meisterwerk zu produzieren. Mufasa - Der König der Löwen schafft es unterdessen, sich stark genug von Der König der Löwen abzuheben, um eine sehenswerte Geschichte zu erzählen.
Die Songs bleiben hingegen überwiegend kaum im Ohr, die Handlung ist aufgrund des Animationsstils emotionsloser als im Original von 1994. Statt auf neue Figuren zu setzen, holt Disney jeden Charakter aus Der König der Löwen aus dem Ruhestand zurück und baut auf diese eine eigene kleine Vorgeschichte oder nutzt sie, wie im Fall von Timon und Pumbaa, für den Comic-Relief. Die Entscheidung, den Film in der Gegenwart spielen zu lassen und über Rückblenden das Prequel zu erzählen, schlägt sich negativ auf die Laufzeit. Hier hätte es schon gereicht, die Unterbrechungen von Rafikis Erzählung durch Timon und Pumbaa, zu streichen.
Unterm Strich sind wir dennoch sehr überrascht, wie gut diese Vorgeschichte uns gefallen hat. Klar, es kommt nicht an den Zeichentrick-Klassiker heran, doch bekommen wir hier eine durchaus erzählenswerte Geschichte geboten. Wen der Animationsstil nicht abschreckt und wer mehr über die Hintergründe der Figuren erfahren möchte, bekommt mit Mufasa - Der König der Löwen ein gelungenes Prequel. Dieses kann zwar im Gesamtpaket Überzeugen, bleibt jedoch in den Einzelteilen weit hinter dem Original zurück.
Wiederschauwert 50%