Bewertung: 3.5 / 5
Paris hat auch im Jahr 2022 noch nicht den Horror abgeschüttelt, der im Januar und November 2015 auf die Stadt einprasselte. Die unmenschlichen Attacken auf die Redaktion von Charlie Hebdo und, später im Jahr, die Anschläge vor dem Stade de France, auf die Terrassen in den Abendstunden und den Konzertsaal Bataclan, haben die Menschen schockiert. Jede:n hätte es treffen können, der Horror wurde greifbar. Inzwischen patrouillieren seit Januar 2015 regelmäßig Soldaten in der Stadt, die man immer wieder bei neuralgischen Punkten wie dem Louvre, dem Eiffelturm und in den Fußgängerzonen sieht ("Opération Sentinelle"), denn weiterhin gilt eine erhöhte Warnstufe in der Stadt.
November widmet sich den Nachstunden der Anschläge im Herbst 2015 und dem unermüdlichen Versuch der Ermittler, der noch lebenden flüchtenden Angreifer Herr zu werden.
Trailer zu November
Der 13. November war ein Tag wie viele andere in Paris. Ein Freitag, der Start ins Wochenende. Massen strömten ins Stade de France im Norden von Paris, um sich das Freundschaftsspiel Frankreich gegen Deutschland anzuschauen. Wieder andere wollten die Band Eagles of Death Metal im Bataclan im XI. Arrondissement sehen und noch viel mehr auf den Pariser Terrassen ins Wochenende gleiten. Doch eine Welle islamistischer Anschläge wälzte sich über die Stadt, die 130 Tote forderte.
Der Film unter der Regie von Cédric Jimenez setzt genau da an, bei den ersten Nachwehen der Anschläge. Wir begleiten das Team um Jean Dujardin und erleben, mit welchen Methoden die Aufklärung der Taten gelingen sollen. Doch nicht jeder Zweck heiligt die Mittel, den Ermittlern sind teilweise die Hände gebunden, die nahezu gegen Windmühlen kämpfen. So als ob es eine minimale Chance hätte geben können, das Ganze zu einem guten Ende zu bringen, das es nie gab.
Jimenez thematisiert die Stunden der Anschläge dahingehend nur so weit, dass sie als Einstieg für den Film gelten. Nicht mehr und nicht weniger. Wir sehen keine sich in die Luft sprengenden Islamisten, keine kreischenden Menschen, die aus dem Bataclan zu fliehen versuchen und keine blutverschmierten Toten vor den Cafés. November ist ein sehr distanzierter und dennoch nicht emotionsloser Film, der sich dahingehend stark auf die Protagonisten in den Einsatzzentralen konzentriert. Start besetzt mit Allzweckwaffe Jean Dujardin, lebt November durch seine Besetzung, darunter Anaïs Demoustier, Lyna Khoudri, Jérémie Renier, Sandrine Kiberlain sowie Sami Outalbali, den nicht wenige aus Sex Education kennen dürften.
November berichtet von den fünf Tagen im Herzen der französischen Anti-Terror-Behörden mit einer Mischung aus Distanz und Verzweiflung, ohne je stark ins Sentimentale zu kippen. So wie die Ermittler einen klaren Kopf bewahren, bewahren müssen, so distanziert werden die Zuschauer:innen an das Geschehen herangeführt. Damit wirkt der Film etwas unnahbar und kalt, was bedauerlich ist, aber sehr strukturiert. Im Mittelpunkt stehen die Franzosen und damit schlussendlich wir alle, die an freiheitliche Werte glauben.
Wiederschaufaktor: 30%