Bewertung: 2.5 / 5
Wäre Fifi Coco 1989 Köchin im Restaurant Katzs Delicatessen gewesen, hätte Sally ihrem Kumpel Harry den wohl berühmtesten Orgasmus der Filmgeschichte wohl nicht vorspielen müssen: Unbändige Lust empfinden alle, die Fifis Speisen probieren. Doch ungeachtet dessen zweifelt die junge Gastronomin fortwährend an ihren Fähigkeiten - bis zu dieser einen Nacht, die alles verändern soll. Vor sieben Jahren schon stellt der Ire Anthony Byrne, der mittlerweile vorwiegend für das britische Fernsehen arbeitet, seine Komödie Short Order - Das Leben ist ein Buffet fertig. Und es erschließt sich leider recht schnell, warum der episodenhafte Film trotz deutscher Förderung und namhafter Besetzung hierzulande so lang unbeachtet im Vorratsschrank lag.
Dabei ist der erste Eindruck kein schlechter: In farbenfroh gestalteter Kulisse legt die noch farbenfroher gekleidete Hauptfigur Fifi (Emma de Caunes, Mr. Bean macht Ferien) erst einmal eine Musicalnummer hin, inklusive Tänzer und ausgeklügelter Regenschirm-Choreografie. Ohne inhaltliche Relevanz, aber mit der gleichen Selbstverständlichkeit, mit der Anthony Byrne gern mal aus der Vogelperspektive und der Sicht eines Münztelefons filmen oder seine Figuren im Gespräch immer wieder zum Kinopublikum schielen lässt. Um den schrägen Restaurantbesitzer Paolo (in Topform: Rade Serbedzija) vorzustellen, wendet sich Fifi gar direkt an die Zuschauer, während um sie herum die Zeit stillsteht.
Paolos Geschichte ist noch die, die am ehesten als solche bezeichnet werden kann. Denn während er einen Kneipengast (Jack Dee) folgenschwer verdächtigt, ein weltweit gesuchter Zechpreller zu sein, hangeln sich Fifi und ihre Freundin Catherine (Cosma Shiva Hagen) in ihren Episoden eher plan- und ziellos von einem ausschweifenden Dialog zum nächsten. Ob zwielichtiger Restaurantbesitzer (John Hurt), mysteriöse Barbesucherin (Vanessa Redgrave) oder russische Prostituierte (Tatiana Ouliankina), mit jedem philosophieren die beiden Schönheiten fröhlich fluchend über das Leben, Sex und Essen.
Short Order erweckt sehr schnell den Eindruck, krampfhaft einer dieser Filme sein zu wollen, aus dem sich Zuschauer Zitate herausschreiben können, vielleicht sogar eine locker formulierte Lebensweisheit ziehen. Nur sind die vielen, vielen Sätze, die Anthony Byrne seine Figuren aneinanderreihen lässt, längst nicht so scharfsinnig und pointiert, wie sie dazu hätten sein müssen. Schlimmer noch: Momente, denen unkommentiert wohl eine herrliche Skurrilität innewohnen würde, werden in akzentreichem Englisch totgeredet, visuelle Experimente zugunsten der Rederei im zähen Mittelteil fast völlig eingestellt. So zerfließt etwas, das durchaus auch ein feiner Happen europäisches Kino hätte sein können, zu einem zähen Brei, dessen hochwertige Ingredenzien sich - erst recht nach sieben Jahren Garzeit - nur noch erahnen lassen.
Short Order - Das Leben ist ein Buffet bekommt 2,5 von 5 Hüten.
(Quelle: teleschau - der mediendienst | Annekatrin Liebisch)