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The Crown

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Staffel 5: Eine Spiegelung des Jahres 2022

The Crown Review

The Crown Review
0 Kommentare - 30.12.2022 von luhp92
In dieser Userreview verrät euch luhp92, wie gut "The Crown" ist.
The Crown

Staffel 5

Die Staffel ist unbeabsichtigt genau zum richtigen Zeitpunkt erschienen, habe ich den Eindruck. Sie startet in der ersten Episode im Jahr 1991, während des Zusammenbruchs der Sowjektunion kämpft die Ukraine mit ihrer Unabhängigkeit von Russland. In der sechsten Episode wünscht sich Premierminister John Major, Boris Jelzin wäre ein stärkerer (und nüchterner) Anführer der neuen, erstmaligen Demokratie in Russland. Er befürchtet, Jelzin könnte in den Russen wieder den Wunsch nach einem starken, undemokratischen Führer wecken.

Trailer zu The Crown

Prinz Charles beginnt in der Staffel mit den vorbereitenden Arbeiten für seine künftige Zeit als König, er richtet sich ein eigenständiges Büro ein und versammelt um sich ein Team für verwaltungstechnische und politische Angelegenheiten. Wie in den vorherigen Staffeln wird Charles als progressiver Reformer der Monarchie gezeichnet, konspirativ sägt er dabei sogar am Thron seiner Mutter.

In der ersten Episode "Queen Victoria Syndrome" schildern die Drehbuchautoren den Konflikt mit Hilfe einer treffenden Metapher. In den 1950er Jahren hat Queen Elizabeth die royale Yacht Britannia vom Stapel gelassen, in den 1990er Jahren wird darüber diskutiert, ob die aufwendingen und teuren, vom Steuerzahler aufgebrachten Reparatur- und Wartungskosten für so ein altes Schiff, so einen Luxusartikel, überhaupt noch zu rechtfertigen sind. Ob man die Yacht nicht lieber außer Dienst stellen sollte oder zumindest das Königshaus die Kosten übernimmt. Beides wird von Elizabeth abgelehnt, John Major knickt ein.

Im Staffelfinale "Decommissioned" wird die Yacht schließlich doch ausgemustert, Tony Blair verweigert als neuer Primeminister endgültig die Kostenübernahme. Tony Blair und Prinz Charles verstehen sich als "Equal Men", Blair hat die Labour Partei der Sozialisten in eine große und glanzvolle Partei umgewandelt, Charles wünscht sich Ähnliches für die britische Monarchie, sobald er König ist. Er fordert Elizabeth mit der Frage heraus, wann es soweit sei, Charles versteht Elizabeth als Relikt des viktorianischen Zeitalters und möchte Großbritannien in ein neues führen. Daran anknüpfend wird Hong Kong im Staffelfinale an China übergeben, geleitet durch Charles vor Ort. Diese Übergabe markiert im Jahr 1997 das offizielle Ende des Britischen Imperiums, das Ende einer Jahrhunderte langen Ära und den Blick in die Zukunft mit Charles.

In einer anderen Episode findet sich eine artverwandte Metapher zu jener mit der Yacht, hier am Beispiel eines Fernsehers und der Umstellung von Antenne auf Satellit wiederholt, Elizabeth und Elizabeth The Queen Mother sind mit der neuen Bedienung und der Programmvielfalt überfordert und müssen sich vom 13-jährigen Prinz William helfen lassen.

Moderne Zeiten sind, wie es Charles treffend sagt, aber alleine deswegen schon eingetreten, weil sich immer mehr royale Ehepaare scheiden lassen, die Ehe nicht mehr als heilig gilt und sich das Königshaus somit bereits unbewusst an die moderne Gesellschaft angepasst habe. Nur halt nicht auf die Art und Weise, wie es sich das Königshaus vorgestellt hatte.

Ferner handelt es sich bei der fünften Staffel von "The Crown" um eine schöne Geschichte über das Altsein, mehrere Charakter wie Elizabeth, Philip und Margaret sind nun über 60 Jahre alt. Die Staffel erzählt von den mit dem Alter enhergehenden Probleme (zum Beispiel wird Imelda Staunton als Elizabeth während einer Routineuntersuchung beim Arzt eingeführt), über das individuelle Selbstbild und das Selbstbild von Ehebeziehungen, über Lebensfreuden, die zweifelnsohne immer noch vorhanden sind. In einer Szene kann man Elizabeth dabei beobachten, wie sie einfach nur mit ihren Corgis spielt und dabei ihre Welt im Döschen hat, absolut wholesome. In der vierten Episode "Annus Horribilis" kehrt Peter Townsend (bewegend: Timothy Dalton), früherer Liebhaber von Margaret, in die Serie zurück, nach zwei Staffeln und 34 Jahren ohne Kontakt verbringen die beiden nochmal einen leidenschaftlichen Abend miteinander, bevor Peter Townsend dann aus der Serie verabschiedet wird. Im Allgemeinen zahlt sich nun komplett aus, dass "The Crown" in den 1950ern begann, die Brückenschläge zurück, inklusive der früheren Schauspieler, führen den Zuseher in eine bekannte und mitverfolgte Vergangenheit.

Hinsichtlich des Castings von Imelda Staunton als Elzabeth halte ich es für bemerkenswert, dass sie die Rolle der Antagonistin Dolores Umbridge in den "Harry Potter"-Filmen spielte. Aufgrunddessen kam für mich beim Sehen der Staffel automatisch ein unbehagliches Gefühl auf, sobald Elizabeth strenger oder autoritärer agierte, in diesen Momenten konnte ich stets einen Schein von Dolores Umbridge entdecken.

Als historisch spannend empfand ich die sechste Episode "Ipatiev House", weil deren hochbrisantes Thema der Öffentlichkeit weniger geläufig sein dürfte und mir bisher gar nicht geläufig war. Sowohl Elizbeth als auch Philip waren über Großelternebene eng mit der zaristischen Familie der Romanows verwandt. Boris Jelzin war der Sowjetfunktionär, der das Ipatjew-Haus, in dem die Familie ermordert wurde, in den 1970er Jahren auf Parteibefehlt hin hat abreißen lassen. Elizabeth fordert Präsident Jelzin nun auf, die Gebeine auszugraben und den Romanows ein ehrwürdiges Begräbnis zu geben. Abseits davon hätten Elizabeth´ Großeltern, König Georg V. und Maria von Teck, die Romanows damals sogar retten können, entschieden sich jedoch dagegen, um die britische Monarchie vor einer Revolution zu schützen. Des weiteren, weil Zarin Alexandra als pro-Deutsch angesehen wurde, was im Großbritannien des Ersten Weltkriegs als No Go aufgefasst wurde.

Verwirrt bin ich über die dritte Episode "Mou Mou", die sich vollkommen auf Mohamed Al-Fayed und seinen jahrzehntelangen Werdegang vom Coca-Cola-Straßenverkäufer zum Unternehmensmilliardär fokussiert, außerdem nebenher Dodi Al-Fayeds Tätigkeit als Filmproduzent ("Die Stunde des Siegers", Oscars 1982) anschneidet. Ein Bezug zur Kernthematik der Serie lässt sich zwar schon herstellen, Mohamed Al-Fayed hat hier das Bestreben, in die britische High Society aufzusteigen und die Queen zu treffen, weil er die britische Kultur und Zivilisation als die hochwertigsten betrachtet. Er kauft und renoviert letztendlich auch die Villa Windsor, in der zuvor Edward The Duke of Windsor lebte, und lässt sich von dessen ehemaligem Valet in britischen Adelsgepflogenheiten unterrichten. Allerdings fühlt sich die Episode mehr wie ein Spin-Off an, der Bezug zum Königshaus ist eben gering und für einen dermaßen gesellschaftlich einflussreichen Akteur als Motivation für so eine Episode halte ich Mohamend Al-Fayed jetzt auch nicht. Man möge mich korrigieren. Darüberhinaus tritt Mohamed Al-Fayed danach nicht mehr in der Staffel auf und die Beziehung zwischen Dodi und Diana wird obendrein erst in der sechsten Staffel thematisiert. In Staffel 6 würde eine solche Episode größeren Sinn ergeben, in Staffel 5 fühlt sie sich mehr wie ein Füller an, um auf die üblichen zehn Episoden zu kommen.

Für Staffel 5 vergebe ich 8,5 von 10 Punkten.

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