Bewertung: 4 / 5
Dog lebt sein einsames Leben in einem kleinen Appartment Manhattans der 1980er Jahre, bis er sich dazu entschließt, zur Gesellschaft einen Roboter zu kaufen. Dog und Robot erleben zusammen einen wunderschönen Sommer, bis Robot eines Tages vom Salzwasser bewegungsunfähig gemacht am Strand liegen bleibt und von Dog zurückgelassen werden muss. Fortan erzählt "Robot Dreams" von ihren getrennten Leben und Abenteuern, wie sie sich häufig entlang von (Tag-)Träumen nacheinander sehnen, wie Dog dem nächsten Sommer entgegenblickt, um Robot vom Strand zu holen.
Bei "Robot Dreams" handelt es sich um eine spanisch-französisch produzierte Slice-of-Life-Tragikomödie über Einsamkeit, den Wunsch nach sozialen Beziehungen und über Zweisamkeit ganz im Allgemeinen, sei es nun eine innige Freundschaft oder (platonische) Liebe. Über Schicksalswege, Verlust und Loslassen, aber auch über die simplen und vorübergehenden Freuden des Lebens, über Hilfsbereitschaft und die Kraft kleiner Gesten. Der Film kommt dabei gänzlich ohne Dialoge aus und verlässt sich mit Bravour auf die Ausdrucksstärke seiner Animation und die Macht der Gefühle.
Bei den Animationen handelt es sich nicht einfach nur um Zeichentrick. "Robot Dreams" lässt sich abseits zeitgenössischer Filmreferenzen via Kameraarbeit und Schnitt von klassischen Hollywoodmärchen inspirieren, Regisseur Pablo Berger erweckt über die Zeichentrickanimation die Magie der Traumfabrik zum Leben, was sich nicht nur auf Hollywood bezieht, sondern sich auch hervorragend in Dogs und Robots Träumen und ihrer Imagination niederschlägt.
Musikalisch entwickelt sich "September" von Earth, Wind & Fire zum Themesong des Films und der Beziehung zwischen Dog und Robot, als Song aus dem Off, als Melodie vor sich hin gepfiffen wie bei einem Ohrwurm oder aus einer Boombox gespielt, die später im Film das Herzstück von Robots Körper darstellt.
Neben Dog und Robot zeichnet sich "Robot Dreams" auch durch seine Liebe für Manhattan aus, in einem Traum erstrahlt der Bezirk sogar als Smaragdstadt aus "Der Zauberer von Oz". Oft richtet sich der Blick der Kamera auf die Twin Towers, die im Hintergrund als Symbol für die soziale Zweisamkeit fungieren, auch für den Verlust und Schmerz, den Dog und Robot erfahren. Aus heutiger Sicht blickt "Robot Dreams", basierend auf einem US-amerikanischen Comic aus dem Jahr 2007, geradezu nostalgisch und melancholisch auf die Twin Towers, wie auch Dog und Robot in Gedanken an ihren gemeinsamen Sommer schwelgen. Ein Blick tief in die Wunde, die am 11. September 2001 in Manhattan, Ney Work, die USA und die Menschen geschlagen wurde; auf den Verlust, der erlitten wurde. Der Themesong "September" erhält hierbei noch eine tiefere, tragische Bedeutungsebene.
Doch "Robot Dream" möchte nicht auf dieser traurigen Note enden, der Film sieht zwar mit seinen beiden Protagonisten auf die schöne Zeit zurück, doch wendet sich danach der Zukunft zu. Eine andere Zukunft als jene, die man sich vorgestellt hat, sicherlich. Aber eine Zukunft, in der sich Freundschaft, Liebe und Freude ebenso finden lassen wie zuvor.
8,5 von 10 Punkten