Bewertung: 3.5 / 5
Fortune favors the bold - das Glück ist mit den Mutigen. In seinen bisherigen Abenteuern auf der Playstation hatte Nathan Drake so einiges davon. Doch wenn diese Aussage stimmt, dann sollte Sony Pictures nicht mit allzu viel Glück an den Kinokassen rechnen, denn mutig ist es nicht, was die Macher mit Uncharted abgeliefert haben.
Uncharted Kritik
Der clevere Dieb Nathan Drake (Tom Holland) wird von dem erfahrenen Schatzsucher Victor "Sully" Sullivan (Mark Wahlberg) angeworben, um ein Vermögen zu bergen, das Ferdinand Magellan vor 500 Jahren verloren hat. Was als große Heist-Aktion beginnt, entwickelt sich für das Duo zu einem rasanten Wettlauf um die Welt, um den Schatz vor dem skrupellosen Moncada (Antonio Banderas) zu erreichen. Nate und Sully müssen alle Hinweise entschlüsseln und eines der ältesten Rätsel der Welt lösen. Das schaffen sie aber nur, wenn sie lernen zusammenzuarbeiten...
Trailer zu Uncharted
Im Jahr 2007 ging Nathan Drake, damals noch auf der Playstation 3, auf sein erstes Abenteuer. Es war der Beginn einer Erfolgsgeschichte. Während in Hollywood seit 20 Jahren darüber gerätselt wird, wie man den alternden Harrison Ford als Indiana Jones ersetzten oder beerben könnte, zeigte die Reihe, dass es auch durchaus möglich ist, unterhaltsame Abenteuer mit neuen Figuren zu erzählen.
Auch aufgrund der vor allem filmischen Umsetzung der Spielereihe gab es seit jeher Gespräche um eine tatsächliche Adaption der Geschichte ins Kino. Die Planungen reichen so weit zurück, dass einst sogar der jetzige Sully, Mark Wahlberg, ursprünglich mal Nathan Drake spielen sollte. Jetzt hat dies endlich geklappt, doch kann der Film mit den Videospielen mithalten?
Wir können beruhigt sagen, dass es keine Katastrophe geworden ist. Unter den Videospielverfilmungen gehört diese definitiv zu den besseren. Das hohe Niveau der Spiele wird jedoch zu keiner Zeit erreicht. Die Adaption hat ihre Probleme und diese werden umso größer, wenn ihr zu denjenigen gehört, die sich mit den Spielen auskennen. Wir selbst haben jeden Teil der Reihe gespielt, unser Vorteil dadurch ist, dass wir erkennen, was alles aus den Spielen übernommen wurde. Unser Nachteil ist, dass wir auch sehen, was alles in Uncharted fehlt.
Wer sich schon darauf freut, wie in den Spielen mit Nathan Drake durch die Welt zu reisen, exotische Orte zu besuchen, durch Urwälder zu laufen und Ruinen zu erkunden, der wird etwas enttäuscht das Kino verlassen. Ein Großteil des Films spielt in New York, ein weiterer in Barcelona. Die Zeit, in denen man sich in Ruinen befindet, kann in Minuten gemessen werden und exotische Orte bekommt man nur sehr wenige zu sehen. Hinzu kommt, dass Elemente aus allen vier Spielen mit Nathan Drake vereint werden. Die Flugzeugszene dürfte euch bereits in den Trailern aufgefallen sein, bekannt aus dem dritten Teil. Wir werden euch mal nicht verraten, welche Elemente es noch in den Film geschafft haben.
Was nicht aus den Spielen übernommen wurde, sind die bekannten Schießereien. Und vielleicht ist dies sogar besser so. Manches kann einfach nur schlecht aus einer Vorlage kopiert werden, und ein Nathan Drake, der sich durch die Welt schießt und am Ende eines Abenteuers mal eben 100 Leute umgebracht hat, wenn nicht gar mehr, macht sich im Kino als Film, der auch ein junges Publikum ansprechen möchte, nicht so gut.
Dadurch ergibt sich für uns aber ein Problem: Man erlebt nichts Halbes und nichts Ganzes. Es gibt von allem ein bisschen, aber eben nicht genug und spielt damit zu sehr auf Sicherheit. Einerseits will man das Publikum nicht überfordern, anderseits wollte man offensichtlich den Fans der Spiele viel Bekanntes liefern. Auf der Strecke bleibt dabei leider ein eigenständiger Streifen, der das Zeug gehabt hätte, neben den bisherigen Geschichten zu bestehen. Es wirkt hier enttäuschenderweise alles zu klein.
Und hier ist das wirklich ärgerliche, denn Uncharted hat durchaus reichlich Potenzial, welches jedoch nicht genutzt wird. Zu gerne würden wir jetzt schreiben, Indiana Jones hat seinen würdigen Kino-Nachfolger gefunden, doch bedauerlicherweise fehlt dafür zu viel. Der Film bringt alle Elemente mit, die Uncharted ausmachen, er spielt sie nur nicht gekonnt aus. Vielleicht ist dies am besten an der Action zu sehen. Oder eben nicht zu sehen. Denn es werden einige wirklich tolle Szenen und Ideen geboten, doch die Inszenierung lässt ein wenig zu wünschen übrig. Zu viele Schnitte und zu schnell muss jede Szene erledigt werden, sodass die Action nicht richtig atmen kann. Ähnliche Probleme sahen wir schon bei Venom, wo ebenfalls Ruben Fleischer für die Regie verantwortlich war.
Man kann erahnen, dass die Kämpfe toll gemacht sind, doch richtig genießen kann man sie nicht. Blinzelt man an der falschen Stelle, hat man schon etwas verpasst. Dies tut einem besonders für Tom Holland leid, denn man merkt ihm seinen Einsatz durchaus an. Doch so manche Stunts haben einfach nicht die Wirkung, die sie mit einer besseren Inszenierung hätten haben könnten.
Bleiben wir bei Tom Holland, denn seine Besetzung hat für reichlich Kontroversen gesorgt. Wie wir schon angedeutet haben, hängt er sich merkbar in die Rolle hinein. Viele Stunts macht er selbst. Körperlich hat er sich einiges antrainiert, was im Film auch deutlich zu sehen ist. Er kämpft, er klettert, er springt durch die Gegend und tut dies alles äußerst glaubhaft. Er liefert genau das ab, was man von einem Nathan Drake erwartet.
Doch die Figur hatte in den Spielen eben auch einen einnehmenden Charakter, einen besonderen Charme. Nachempfunden wurde die Figur sowohl äußerlich wie auch namentlich Nathan Fillion. Für viele Fans war er jahrelang die Traumbesetzung für die Rolle. Tom Holland ist nicht Nathan Fillion und er hat auch nicht den Charme eines Nathan Fillion. Er hat seinen eigenen und diesen bringt er auch in die Rolle mit ein. Ob einem das gefällt oder nicht, muss jeder für sich selbst bewerten. Wir hatten uns schnell daran gewöhnt und können akzeptieren, dass es jetzt zwei Nathan Drakes gibt.
Etwas anders sieht es da bei Mark Wahlberg aus. Die Chemie zwischen ihm und Tom Holland stimmt, doch so richtig sehen wir ihn noch nicht als Sully, dafür spielt er auch hier zu sehr seine typische Rolle. Auch seine Charakterentwicklung im Film finden wir nicht so gelungen, denn zum Ende hin geht alles ein wenig zu schnell und zu plötzlich. Wir können uns gut vorstellen, dass sich die Fans am meisten an seiner Performance stören werden.
Antonio Banderas mimt den Bösewicht. Es ist immer schön, ihn mal wieder auf der großen Leinwand zu sehen, aber einen nachhaltigen Eindruck kann er leider nicht hinterlassen. Zu erwähnen wäre noch Sophia Taylor Ali als ebenfalls aus den Spielen bekannte Chloe. Sie überzeugt in ihrer Rolle und schafft es durchaus aufzufallen, und wir freuen uns auch darauf, sie in zukünftigen Abenteuern wiederzusehen.
Wir müssen noch auf die Story eingehen. Hier hatte Sony das Problem, dass sie es einfach nie hätten allen recht machen können. Orientiert man sich an den Games, spricht man von einer Kopie, und kritische Fans würden sich fragen, warum sie stattdessen nicht einfach besser das Spiel spielen. Erschafft man eine eigene Version, werden kritische Fans rufen, dies sei nicht ihr Uncharted und in den Spielen sei es alles anders und besser. Wir persönlich finden es gut, dass der letzte Weg gewählt wurde. Dies schafft mehr Freiraum auch für zukünftige Originalität und Überraschungen. Die Fans sollten sich darauf einstellen, dass Nat und Sully sich hier anders kennenlernen als in den Spielen und ihre Dynamik dadurch auch eine etwas andere ist.
Uncharted kann nicht komplett überzeugen. Er bietet aber genug, um mehr zu wollen. Dies könnte der gelungene Auftakt einer unterhaltsamen Reihe von Abenteuerfilmen sein. In der Fortsetzung sollte man aber mit mehr Selbstbewusstsein agieren, größer denken und sich gerne auch mehr an Erwachsene richten, denn dann könnte auch etwas wirklich Großes entstehen.
Wiederschauwert: 75%