Bewertung: 3.5 / 5
Mani Ratnams Dil Se.. (1998) ist ein faszinierendes, aber auch widersprüchliches Werk, das die Zuschauer auf eine emotionale Achterbahnfahrt durch Liebe und Terrorismus mitnimmt. Der Film, der als dritter Teil in Ratnams "Terror-Trilogie" folgt, knüpft an die Erfolge von Roja und Bombay an und stellt ein großes Aufgebot an Talenten und technischen Errungenschaften vor. Doch trotz seines ambitionierten Ansinnens und vieler beeindruckender Elemente, ist Dil Se.. nicht ohne Schwächen.
Handlung:
Die Geschichte von Dil Se.. entfaltet sich in einem komplexen Netz aus romantischer Obsession und politischem Extremismus. Shah Rukh Khan spielt Amarkant Verma, einen Programmausführenden bei All India Radio, der sich in die geheimnisvolle Meghna (Manisha Koirala) verliebt, die sich später als Moina entpuppt. Diese Enthüllung ist zentral für die Erzählung, da Moina Teil einer separatistischen Gruppe ist, die sich durch Terrorakte gegen die indische Regierung wendet.
Filmkritik:
Die filmische Darstellung von Ratnam ist stark und visuell beeindruckend, besonders in der Art, wie sie den romantischen Plot mit den politischen Spannungen verwebt. Die Begegnungen zwischen Amar und Meghna sind poetisch und intensiv, und die visuelle Pracht der Landschaften – von den Wüsten von Ladakh bis zu den grünen Hügeln Keralas – trägt zur Gesamtstimmung bei. Doch die nonlinear erzählte Geschichte kann manchmal verwirrend wirken und verlangt von den Zuschauern eine hohe Aufmerksamkeit. Die ständigen Sprünge zwischen verschiedenen Handlungssträngen und Zeitebenen könnten die Zuschauer überfordern, besonders diejenigen, die mit dem Genre nicht vertraut sind.
Shah Rukh Khan liefert eine solide Leistung als Amar, der von einer anfänglichen Besessenheit für Meghna zu einer tiefen und verzweifelten Liebe übergeht. Koirala ist ebenso fesselnd in ihrer Darstellung der komplexen und innerlich zerrissenen Moina. Ihre Darstellung der Frau, die zwischen Liebe und Pflicht hin- und hergerissen ist, bietet eine interessante Dimension zum Film. Preity Zinta, in ihrer ersten großen Rolle, bringt frischen Charme in den Film, auch wenn ihre Rolle als Preeti etwas unterentwickelt erscheint.
A. R. Rahmans Soundtrack ist ohne Zweifel eines der Highlights von Dil Se... Die Musik – besonders "Chaiyya Chaiyya", das mit seinem energetischen Rhythmus und seinen kraftvollen Texten besticht – wurde ein Hit und bleibt bis heute populär. Rahmans innovative Kompositionen tragen maßgeblich zur Atmosphäre des Films bei und sind ein wesentlicher Bestandteil seiner Wirkung.
Visuell ist Dil Se.. atemberaubend. Die Wahl der Drehorte und die Bildsprache von Santosh Sivan sind herausragend. Die Szenen, die in der Wüste von Ladakh und den grünen Landschaften Keralas gedreht wurden, sind visuell beeindruckend und unterstreichen die emotionale Tiefe der Geschichte.
Trotz der vielen Stärken gibt es berechtigte Kritikpunkte. Die Verschmelzung von Liebesgeschichte und Terrorismus-Thematik könnte einigen Zuschauern unangemessen oder unvollständig erscheinen. Während die Darstellung von Terrorismus als Mittel zur Darstellung von politischer Verzweiflung dient, kann der Film in seiner Darstellung der politischen Realität vereinfachend wirken und wichtige Nuancen der regionalen Konflikte in Indien auslassen. Außerdem könnte die Darstellung von Amar als rettendem Helden, der seine Liebe gegen alle Widrigkeiten verteidigt, als stereotyp und unkritisch empfunden werden. Die romantische Obsession, die Amar gegenüber Moina hegt, wird nicht immer auf eine Weise dargestellt, die die Grenzen zwischen Liebe und Besessenheit klar differenziert.
Dil Se.. ist ein mutiger und visuell beeindruckender Film, der sowohl romantische als auch politische Themen aufgreift. Mani Ratnam gelingt es, eine beeindruckende audiovisuelle Erfahrung zu schaffen, die durch herausragende Musik und Cinematographie unterstützt wird. Dennoch könnten die komplexe Erzählweise und die etwas vereinfachte Darstellung politischer Konflikte einige Zuschauer abschrecken. Der Film bleibt ein bemerkenswertes Beispiel für Bollywoods Fähigkeit, emotionale und politische Themen in einer packenden Narration zu vereinen, auch wenn er nicht alle seine ambitionierten Ziele vollständig erreicht.
