Bewertung: 3.5 / 5
Kamal Haasans Hey Ram (2000) ist ein ehrgeiziges, episches Drama, das sowohl in Tamil als auch in Hindi produziert wurde. Der Film taucht tief in die Konflikte der indischen Teilung und die politischen Spannungen der 1940er Jahre ein, und zwar durch die Linse eines fiktiven Charakters, Saket Ram (gespielt von Haasan selbst), der versucht, die Lehren von Mahatma Gandhi zu verstehen, während er gleichzeitig einen Mordplan gegen den Führer schmiedet.
Handlung:
Der Film entfaltet sich in zwei Zeitebenen: der Gegenwart, wo ein alter Saket Ram von seinem Enkel Saket Ram Jr. interviewt wird, und der Vergangenheit, die sich auf die Ereignisse rund um die Teilung Indiens konzentriert. Diese narrative Struktur ermöglicht es, die Konsequenzen der politischen und religiösen Konflikte auf persönlicher Ebene zu erkunden.
Filmkritik:
Die Erzählweise von Hey Ram ist sowohl episch als auch intim, und die filmische Darstellung von Gewalt und Trauma ist intensiv. Der Film untersucht die Brutalität des Chaos der Teilung und stellt die moralischen Dilemmata in den Vordergrund. Während diese Darstellung für die Zuschauer in der Regel eindringlich und aufwühlend ist, kann sie auch als überwältigend empfunden werden, besonders wenn sie durch die Verquickung von persönlicher Rache und politischer Ideologie verstärkt wird. Die Szenen, in denen Saket Ram Gandhi gegenübertritt und schließlich seine Überzeugungen ändert, sind besonders packend und zeigen Haasans Fähigkeit, komplexe emotionale und ideologische Konflikte darzustellen.
Kamal Haasan liefert eine kraftvolle Leistung als Saket Ram, sowohl in der Darstellung des emotionalen Zerrissens als auch in der physischen Darstellung des Charakters. Shah Rukh Khan, in seiner Tamil-Debütrolle, bringt eine beeindruckende Präsenz als Amjad Ali Khan, der Ram durch seine moralischen und philosophischen Dilemmata hilft. Naseeruddin Shah als Gandhi ist eine herausragende Besetzung, die dem Film eine authentische und respektvolle Darstellung der ikonischen Figur verleiht.
Die übrigen Darsteller, darunter Rani Mukerji als Rams erste Frau Aparna und Vasundhara Das als seine zweite Frau Mythili, liefern ebenfalls starke Leistungen, die das emotionale Gewicht des Films verstärken.
Die technische Ausführung des Films ist bemerkenswert. Die Kameraarbeit von Tirru und die Art Direction von Sabu Cyril tragen erheblich zur authentischen Rekonstruktion der Ära bei. Die Musik von Ilaiyaraaja, die durch die Budapest Symphony Orchestra aufgenommen wurde, ist sowohl majestätisch als auch tief emotional und verstärkt die filmische Erfahrung erheblich. Es ist jedoch erwähnenswert, dass der Wechsel von L. Subramaniam zu Ilaiyaraaja während der Produktion zu einer gewissen Verwirrung in Bezug auf den musikalischen Ton des Films geführt hat.
Obwohl Hey Ram viel Lob für seine ambitionierte Erzählweise und seine technische Brillanz erhält, gibt es auch kritische Stimmen. Einige Kritiker haben den Film als zu lang und zu komplex empfunden, was die Zugänglichkeit beeinträchtigen könnte. Die Darstellung der Gewalt, obwohl historisch relevant, kann für einige Zuschauer schwer verdaulich sein. Zudem wurde der Film in einigen politischen Kreisen kritisch aufgenommen, da er die Rolle von Gandhi in der Teilung Indiens und die religiösen Konflikte der Zeit in Frage stellt.
Hey Ram ist ein mutiges und beeindruckendes Werk, das sich mit komplexen historischen und moralischen Themen auseinandersetzt. Es bietet eine tiefgreifende Betrachtung der persönlichen und politischen Konflikte, die die Teilung Indiens prägten. Trotz einiger Kritikpunkte in Bezug auf seine Länge und Intensität bleibt der Film ein bedeutendes Stück indischer Filmkunst, das sowohl für seine technische Meisterschaft als auch für seine kühne thematische Exploration Anerkennung verdient.
