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Watchmen

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Staffel 1 kann sein hohes Tempo nicht halten

Watchmen Review

Watchmen Review
8 Kommentare - 06.01.2020 von MobyDick
In dieser Userreview verrät euch MobyDick, wie gut "Watchmen" ist.
Watchmen

Bewertung: 3.5 / 5

Für die die es eventuell nicht mitbekommen haben. Die Serie Watchmen ist eine Fortsetzung des Comics Watchmen, und hat prinzipiell nicht viel mit der Verfilmung von Zack Snyder gemein. Wer nur den Film kennt, dürfte ein paar inhaltliche Probleme bekommen, aber irgendwann wird trotzdem alles haarklein so erklärt, dass so ziemlich jeder versteht was vor sich geht.

Als es hiess, Damon Lindeloff würde eine Serie namens Watchmen machen, war ich sofort misstrauisch. Nicht dass ich dem Mann kein Talent zugestehen würde, nein, er war mir zu glatt, und war für mich mittlerweile das Synonym für es allen recht machen müssen (und damit sind die Studio-Oberen und deren Meinung, was richtig ist) und dadurch es der Qualität nicht recht machen. So hat dieser Mann im Alleingang für mich als Skript-Doktor sowohl World War Z als auch Prometheus komplett zerstört, zudem hat er das Ende von Lost in den Sand gesetzt und sich dann jahrelang als mißverstandenes Opfer in den Medien zelebriert. Wenn er nur einmal den Mumm hätte, das Ding komplett und rigoros durchzuziehen, wie es auch qualitativ funktioniert, dann wäre ich prinzpiell wieder voll da. Dennoch ein Riesenzweifel, was diesen Typen angeht, war immer noch gegeben.

Trailer zu Watchmen

Dann kam der erste Trailer und die ersten Informationen: Es würde ganz offensichtlich eine allegorische Erzählung zum zeitgenössischen Amerika werden, so wie es die Comic-Vorlage damals war. Also musste ein akutes Thema herangezogen werden. Und welches Thema ist gerade nunmal schwer angesagt, dass es für so ziemlich jede Serie mittlerweile gefühlt missbraucht wird: Ganz richtig. Rassismus! Als hätten wir gerade nicht genug solcher Serien, die sich dieses Themas durchaus auch ambivalent annehmen und etwas brauchbares daraus machen (When they see us) oder einfach mal das Thema über die Handlung stülpen, nur um gerade auf den zeitgeist aufzuspringen (The Man in the High Castle, wo in der letzten Staffel plötzlich, die im Handlungsgerüst komplett aus dem Nichts kommende Black Power Bewegung die Japaner besiegt!). Aber nein, auch im Filmwesen wird derzeit gefühlt jeder Film zu diesem Thema frenetisch abgefeiert: Green Book, Black Panther, Blakkklansman, The People vs OJ Simpson, Sorry to bother you, Dear White People, Slim and Queenie, American Son, Fruitvale Station, Get Out und und und). Und tatsächlich hat jeder dieser Filme und Serien irgendwo ihre Daseinsberechtigung. Denn wie bei einer Zwiebel gibt es nicht nur eine Schale und etwas darunter, sondern Schicht um Schicht, Sicht um Sicht wird dadurch ein Kaleidoskop freigelegt, dass deutlich aufzeigt, dass Rassismus und der Umgang damit keine Einbahnstrasse.ist. Gerade in den letzten Jahren hat die schwarze Künstlerseele mal aufrichtig zu sich mainstreamtauglich zu sich gefunden (Childish Gambino als prominentes Beispiel und sein absolut überragendes This is America, das in sehr vielen Ländern auch sehr sensationell gecovered wurde -> wenn ihr mich fragt, finde ich beispielsweise das Cover von Falz - This is Nigeria sogar noch besser!) oder geheuchelt (Man denke nur an die selbst ernannte Queen Bee und ihren Milliardärsgöttergatten). Was den meisten (ja eigentlich allen) diesen Werken gemein ist, ist das sie von schwarzen Künstlern stammen und daher auch die mannigfaltigen Facetten aufgedeckt werden konnten.

Und jetzt kommt der weisse Lindeloff, sieht die Zeichen der Zeit, und nimmt sich dieses Themas an, indem er eines der schwärzesten (ironischerweise in diesem Kontext das komplett falsche Wort) Kapitel der USa aufgreift: Das Massaker an der schwarzen Bevölkerung in Tulsa und die fast 100 Jahre dauernde Vertuschung und Totschweigung seitens der Stadt, den menschen und der Regierung. Das ist schonmal ein harter Einstieg.

Und Lindeloff legt diese harte Gangart erst mal fest, indem er sein rassistisches Thema mit solcher Vehemenz und Innbrunst breit tritt, das man wirklich das Gefühl bekommt, dass die Watchmen als Titel nur benutzt wurden, damit dieses wichtige Stück Geschichte sein Echo in der medialen Aufmerksamkeit bekommt. Bis hierhin könnte es irgendeine Vigilanten-Comic-Verfilmung sein und wäre kein Deut schlechter (beispielweise ein The Boys als Anti-Marvel-Serie funktioniert auch extrem gut, also wieso nicht einfach irgendeinen anderen Titel wähnen!). Im Gegenteil, mit zunehmender Dauer wird diese Anti-Watchmen-Fortsetzung tatsächlich immer besser, weil sie einfach fokussiert auf ihr Thema bleibt, und ganz klar aufzeigt, warum die aufgestaute Wut so berechtigt ist. Und mit der Folge 6 wird ein Stück Seriengeschichte erzählt, wie ich es als Filmjunkie oder Serienjunkie noch nicht gesehen habe. Das ist ganz große Kunst und pure Magie. Hier wird DC Comics, die Watchmen Comics und das Rassenthema so miteinander verwoben, dass ich diese Folge zu der besten Serienfolge des abgelaufenen Jahrzehnts krönen möchte (zugegeben etwas übertrieben, aber ihr merkt, was ich meine!).

Und dann verliert Lindeloff seinen Mut, hängt ein paar Folgen ran, die die Watchmen ins Zentrum rücken (zumindest wird so getan als ob), das Rassenthema wird ein bißchen auf Sparflamme zurück gefahren, ein Gott komplett degradiert, die Wut zurück gefahren und alles irgendwie zum Wohlgefallen aller aufgelöst. Und sollte es tatsächlich weiter gehen, hätten nun also eine schwarze Göttin - wie Zeitgeist.

Dieses Ende, was - so mein Gefühl - alle zufrieden zurück lässt, ist eine einzige Mogelpackung, und genauso verhält es sich mit Manhattans Aktionismus, er agiert nur, um die Story dahin zu bringen, wo Lindeloff und Team ihn haben wollen, Sein Charakter wird komplett verbraten.

Das Rassismusthema ist ein valides Thema, das mit Tulsa zudem auch noch eine reale Hintergrundgeschichte hat, wird aber nur halbherzig zu Ende gedacht.

Die Watchmen sind am Ende zwar da, aber für diese Story, wie sie 7-8 Folgen lang vorbereitet wurde, sind sie nicht wirklich hilfreich. Und ja, ich bin ir sehr wohl bewußt, dass es den einen oder anderen interessanten nebenhandlungsstarng gab, die aber auch genauso gut solche hätten bleiben dürfen für zukünftige andere Staffeln. So hätte man diese Figuren besser platzieren können.

Was also für mich zurück bleibt ist eine extrem interessante und unerwartet gute und überragende wütende erste 60-70%, welches allerdings durch dieses halbgare Ende mit einem völlig out-of-character blue god komplett aus dem Gleichgewicht gerät und dann mit diesem versöhnlichen Finale komplett aus dem Ruder läuft.

Sehenswert allemal, da wie gesagt, Folge 6 eine Wucht ist, und ab Folge 8 kommen die Watchmen und damit der KonforMIST (Absicht!) Lindeloff wieder zum Vorschein!

Insgesamt bekommt die Serie daher 7 Punkte von mir - und sollte es eine Fortsetzung geben, die inständige Bitte an WB und HBO, jemand anderen als Lindeloff da ran zu lassen!

Watchmen Bewertung
Bewertung des Films
710

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8 Kommentare
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filmfreak180 : : Verfluchter
20.01.2020 22:26 Uhr | Editiert am 20.01.2020 - 22:54 Uhr
0
Dabei seit: 11.07.11 | Posts: 972 | Reviews: 10 | Hüte: 13

@MobyDick

Ja, Lindelof ist schon ein kleiner Träumer und Romantiker und dementsprechend kann man vielleicht auch erahnen, wie The Leftovers endet^^. Nur fühlt sich das Ganze hier am Ende im Kontext der Serie viel passender und befriedigender an als bei Lost oder Watchmen. Alleine die Schlussszene fasst die Quintessenz der Serie so grandios zusammen. Aber ich will natürlich nichts vorwegnehmen^^.

@RonZo

Was Dr. Manhatten angeht:

DEIN SPOILER Also dass Dr. Manhatten in der Serie noch eine mehr oder weniger große Rolle einnehmen wird, war ja eigentlich von Anfang an klar. Immerhin wurde schon in der Pilotfolge in Frage gestellt, ob er sich überhaupt auf dem Mars befindet. Und im Laufe der Staffel nahm seine Präsenz ja zunehmend zu, sei es bei den Telefonanrufen mit Agent Blake oder in dem Erklärvideo am Anfang von Episode 4. Da wurde schon sehr deutlich auf ein Finale mit ihm im Fokus hingearbeitet. Nur hatte ich dann in Episode 8 ähnlich wie Moby Dick das Gefühl, dass hier der Charakter missbraucht wird, damit Lindelof und sein Autorenteam ihre Vision durchsetzen können (Liebe als Schlüssel). Das wirkte plötzlich so typisch Hollywood und stand dann ein bisschen im Kontrast zu der bis dahin sehr gewagten und unkonventionellen Erzählung. Ob das Ganze Charaktermissbrauch war, kann ich natürlich nicht hundertprozentig beurteilen, da ich die Comics nie gelesen habe.

Ich als Anti-Superheldenfan würde trotzdem sagen, dass Watchem für mich die beste Comicverfilmung ist, die ich kenne. Bin Lindelof sehr dankbar für diese Serie. Für mich war es definitiv ein Highlight im letzten Jahr und steht bisher sogar auf Platz 1 bei mir (wird dann wahrscheinlich von der letzten Staffel The Deuce getoppt, die ich unbedingt noch nachholen muss).

Ps: Bin bei Mr. Robot damals nach der ersten Staffel ausgestiegen. Vielleicht sollte ich der Serie doch noch mal eine Chance geben, wenn ich mir die ganzen Lobeshymnen hier so ansehe^^.

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MobyDick : : Moviejones-Fan
17.01.2020 16:06 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Ronzo

kann dich verstehen, Staffel 2 von Mr Robot war schon zäh, aber ab Staffel 3 geht es wirklich gut ab. Man in the High Castle wurde für mich immer mehr zu einem Ärgernis, und das Ende finde ich gelinde gesagt ziemlich dumm. Es ist zwar als ein Ende okay und vielleicht sogar gut, aber im Vergleich dazu wie sie anfingen ist es fast so als ob man direct nach Rocky 1 zu Rocky 4 mit Adonis Creed in der Hauptrolle umschwenkt...

Dünyayi Kurtaran Adam
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RonZo : : Last Jedi
14.01.2020 13:05 Uhr
0
Dabei seit: 07.11.14 | Posts: 1.099 | Reviews: 4 | Hüte: 77

@MobyDick

Angela & Carl Abar! Ja okay -jetzt erschließt sich mir das (gelungene) Wortspiel. War mir nicht aufgefallen das A Bar zusammen geschrieben wurde.

Die Darstellung von Jon / Dr. Manhattan ist ja für viele Leute der ultimative Kritikpunkt an der Serie bzw. der Auflösung und des Showdowns in den letzten beiden Folgen. Und auch für mich persönlich war Jons Darstellung und Entwicklung teilweise überhaupt nicht nachvollziehbar.

Nach dem Angriff auf New York 85 verschwindet er (und hat sich ja eigentlich vom menschlichen Dasein losgelöst) auf den Mars / Europa und wird zu einem Gott / Schöpfer.Warum er dann ca. 20 Jahre später an den Ort seines größten Fehlers (Vietnam -sein Eingriff in den Krieg bereut er) zurückkehrt um sich in ein von ihm gebranntes Kind (Angelas traumatische Kindheit ist ein Ergebnis von Jons Intervention) zu verlieben und sich damit selbst auszuliefern (bzw. zu opfern / erlösen) ist jetzt nicht sonderlich schlüssig erklärt. Vor Allem wenn man das Storytelling & World Building der ersten 7 Folgen dazu in Relation setzt.

Es wirkt als wäre Lindeloff zum Ende hin eingefallen dass er ja irgendwie Dr. Manhattan einbauen muss. Ich persönlich hätte komplett auf einen Auftritt von ihm verzichten können. Aber gut -er baut ihn ein. Kurz vor knapp. Und dadurch und die Art wie er ihn darstellt (wie Du schon sagst -er nutzt seine Kräfte wie es dem Drehbuch passt und nicht wie es "logisch" wäre) leidet halt mMn das Finale da dort dann alles & Jeder (Zyklop / Die 7. Kavallerie, Laurie, Adrian, Looking Glass, Lady & Mother Trieu) doch etwas zu kurz kommt. Vllt hätten da 30 Minuten mehr oder einfach eine 10. Folge schon geholfen...

Aber sei es drum: Wie gesagt: Das ist meckern auf hohem Niveau. Ich danke HBO / Lindeloff das Sie diese Geschichte gemacht & erzählt haben. Aber ich perönlich brauche keine 2. Staffel oder eine Antohologie-Serie unter dem Label Watchmen.

Zu Deinen Anmerkungen zu Mr. Robot & Witcher:

Witcher hab ich sogar an einem Abend durchgeguckt (etwas das mir sehr selten passiert) . Hat mir mega gut gefallen. Ich kenne aber weder die Bücher noch die Games und ich bin einer der wenigen die nix von GoT gesehen haben. Von daher kann ich diese nervenden Vergleiche zwischen GoT und Witcher nicht beurteilen.

Bei Mr. Robot hab ich bisher nur S01 & 02 gesehen. Bin dann bisher nie dazu gekommen weiter zu gucken. Hab ich aber auf der Watchlist und auch den Plan zu finishen. Davor steht aber noch The Expanse S04, Titans S02 und The Man in The High Castle S04.

Und jetzt hab ich gestern Abend auch noch mit Treadstone angefangen... Ich bräuchte einfach mehr Zeit^^

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MobyDick : : Moviejones-Fan
14.01.2020 08:37 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Ronzo:

Erstmal vielen Dank für den Hut :-)

Und zum zweiten nur ganz kurz zur Folge 8: A God Walks into Abar (ist ein Wortspiel mit dem Nachnamen):

Die Folge selbst finde ich alleinstehend auch ganz stark, vor allem da hier Manhattan von Grund auf auch erklärt wird und völlig neu definiert wird, aber wie er seine Kräfte einsetzt, dass er sie mal einsetzt mal nicht, ist hier schon sehr willkürlich, und irgendwie wirklich nur dazu da, damit Lindeloff seine Geschichte so zu Ende erzählen kann, wie er es anscheinend haben möchte. Wenn man dann auch noch die letzte Folge in diesen Zusammenhang schmeisst, grenzt das schon für mich an einen Charaktermord.

Aber wie gesagt, selbst das Ende ist Meilen von einem Lost-Ende entfernt, nur halt dann ein extremer Abfall gegenüber dem, was in der ganzen Staffel über davor geleistet wurde. Hinzu kommt für mich persönlich, dass ich Woche für Woche auch noch den Vergleich mit der letzten Staffel Mr Robot hatte, was ja von vorne bis hinten abgeliefert hat. Und dann gab es diese neue recht unbekannte Serie namens Witcher, welche qualitativ zwar nicht mithalten konnte, wo ich aber immer begeisterter wurde und mich am Ende auch auf eine zweite Staffel gefreut habe. Bei Watchmen war das eben nicht der Fall, hier benötige ich keine Fortsetzung mehr zu.

Ansonsten wäre meine Wertung sicherlich bei 8 Punkten oder sogar mehr gewesen, trotz dem Ende.

Da du Leftovers nun auch so lobst, werde ich die Serie dann doch auf meiner To-Do-Liste behalten :-)

Dünyayi Kurtaran Adam
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RonZo : : Last Jedi
13.01.2020 11:51 Uhr | Editiert am 13.01.2020 - 12:08 Uhr
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Dabei seit: 07.11.14 | Posts: 1.099 | Reviews: 4 | Hüte: 77

@MobyDick

Nachdem ich dann jetzt endlich mit A God Walks Into A Bar & See How They Fly die beiden letzten Folgen gesehen habe möchte ich kurz meinen Senf zu Deiner Topp-Review abgeben:

Ich stimme Dir in fast allen Belangen zu (die 6. Folge An Extraordinary Being ist auch in meinen Augen eine der Besten Folge einer Serie die jemals gesehen habe) kann aber Deine Enttäuschung über die vorletzte Folge nicht ganz teilen. Das was Lindloff mit Dr. Manhattan anstellt ist schon sehr seltsam und irgendwie auch nicht nachvollziehbar. Aber Folge 8 in der er Angela in der Bar "aufreißt" und Jons Werdegang seit 1985 (und die Kindheitserinnerung -Stichwort Adam & Eva-) zeigt fand ich persönlich auch großartig. Nebenbei wird die dann doch vorhersehbare freaky Storyline um Adrian erklärt und alle Fäden laufen (mal mehr mal weniger elegant) zusammen.

Schade ist dann nur das die finale Folge doch recht vorhersehbar daherkommt (ganz schlimm finde ich, dass in gefühlt 2 Minuten aus dem interessanten Charakter Lady Trieu einfach ein 0815 MCU-Bösewicht wird) und dem Zuschauer ein "Happy End" gibt welches keines ist. Denn auch auch wenn der KKK-Ableger Zyklop vernichtet ist und Laurie Adirian & auch Präsident Redford vor Gericht bringen will... An der Ausgangssituation im Bezug auf das Kernthema Rassismus in der Gesellschaft hat sich nix geändert. Auch nicht am Thema Kolonialismus welches mit der Vietnam als 51. Staat Idee leider nur kurz angeschnitten (Folge 7 & 8) wird.

Für das was da über 8 Folgen aufgebaut wurde ist das Finale einfach zu stumpf (wobei hier auf hohen Niveau gemeckert wird). Da hätte es mehr Mut gebraucht um der Serie ein "würdigeres" Ende zu geben.

Ich persönlich möchte keine 2. Staffel von Watchmen. Lasst diese Geschichte so stehen und gut ist. Ich brauche Angela jetzt nicht als Göttin die Jons Werk (welches Werk muss man da ja auch fragen) fortführt .

Wobei ich befürchte das da noch was kommt. Mit Daniel/Niteowl II hat man noch einen Original-Watchmen für S02 in petto (kurz vor Ende sah man ja noch Archy) und Lindloff würde sich bestimmt irgendwas für 8-10 weitere Folgen aus den Fingern saugen. Dafür kommt die Serie auch einfach viel zu gut an (und das auch zu Recht).

Mein Fazit: Großartige Serie die zum Ende etwas schwächelt. Mit Fanboybrille 9/10.

Und zu The Leftovers: Ich hab mich teilweise auch durch einzelne Folgen gequält. Aber das war es am Ende wert. Tolle Serie.

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MobyDick : : Moviejones-Fan
08.01.2020 12:30 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Filmfreak180

Das ist genau der Grund, warum ich ja Leftovers trotz meiner Vorbehalte immer noch auf meiner Liste habe. Nur bist du prinzipiell der erste, der meine Meinung zum Ende von Watchmen teilt, daher war ich schon sehr unsicher, ob ich Leftovers überhaupt noch anfangen sollte...

Und nicht falsch verstehen, ich halte Lindelof auch für einen der Top 5 Serienmacher der letzten Jahre, nur weiss ich bei ihm halt nicht, ob er sein Ding einfach durchziehen kann, bei mir ist er unter so eine Spielbergtype abgespeichert: Weiss wie es geht, orientiert sich aber am Ende immer am kleinsten gemeinsamen Nenner, des Erfolges und der Konformität Willen.

Wenn sein Legtover dieses eine Versprechen einlösen kann, wäre ich schon sehr zufrieden smile

Dünyayi Kurtaran Adam
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filmfreak180 : : Verfluchter
07.01.2020 01:01 Uhr
0
Dabei seit: 11.07.11 | Posts: 972 | Reviews: 10 | Hüte: 13

@MobyDick

Ich kann deine Review im Großen und Ganzen vollkommen unterschreiben, halte Damon Lindelof aber dennoch für einen der besten und ambitioniertesten Serienerzähler, der innerhalb einer Zeitspanne von 15 Jahren 3 großartige und außergewöhnliche Serien geschaffen hat. Im Gegensatz zu seinen Filmen, die ja mehr oder weniger Auftragsarbeiten für große Filmstudios waren, was Lindelof in diversen Interviews immer wieder dezent durchsickern lässt, hat er bei seinen Serienprojekten viel mehr kreative Freiheiten bekommen. Und ja, sowohl das Ende von Lost als auch von Watchmen waren alles andere als perfekt. Bei letzterem werden die Fäden zwar etwas besser zusammengesponnen als bei Lost, aber auch ich fand es etwas schade, dass diese so großartig unkonventionelle Serie in einem Mainstream-Blockbuster-anmutendem-Finale beendet wurde. Das war dann auch mir etwas zu gefällig und politisch teilweise etwas zu linksorientiert. Trotzdem fühlte sich das Ende zumindest aus meiner Sicht befriedigend an. Die ersten 7 Folgen würde ich wohl starke 8-9 Punkte geben, den letzten beiden Folgen dann nur noch solide 7 Punkte. Und dennoch: Durch die Serie habe ich im Gegensatz zu Synders Film (habe den leider nie gemocht) ein Gefühl dafür bekommen, warum die Comics und die erschaffene Welt von Alan Moore so bahnbrechend war/ist.

Ich liebe Damon Lindelofs Gespür für intensives Charakterdrama und sein grandioses World-Building und ja, seine Visionen stoßen nicht immer auf Anerkennung (auch bei mir nicht uneingeschränkt). Aber es gibt immerhin eine Serie, die ich zu den besten aller Zeiten zähle, die nicht nur wie Lost oder Watchmen überaus unkonventionell und gewagt ist, sondern tatsächlich auch von Anfang bis Ende absolut perfekt ist: The Leftovers! Diese Serie beschäftigt sich mit so universellen Themen wie Glaube/Religion, Lebenssinn, Trauerbewältigung etc. und ist damit thematisch stellenweise sehr nah an Lost dran, aber man merkt hier tatsächlich wie sehr sich Lindelof die Kritik an seinem ersten Serienprojekt zu Herzen genommen hat und erzählerisch sichtlich gereift ist. The Leftovers macht nicht den Fehler, in Cliffhanger-Hagel unterzugehen und versucht gar nicht erst, dem Zuschauer plakative Antworten zu liefern. Alle relevanten Fragen werden geklärt und doch überlässt Lindelof die Antworten auf universelle Fragestellungen dem Zuschauer. Die Serie verabschiedet sich in aller Ruhe, ganz unkonventionell und ohne übertriebenes Pathos vom Publikum. Dass The Leftovers praktisch ohne große Fanbase auskam und etwas unter dem Radar lief, kam ihr definitiv zu Gute. Wenn dir die ersten 6-7 Folgen von Watchmen gefallen haben, bin ich mir ziemlich sicher, dass dir alle 28 Folgen Leftovers gefallen werden^^. Gerade ab Staffel 2 wird es richtig abgefahren (hier aber im positiven Sinne^^). Und spätestens, wenn du Folge 2.08 gesehen hast, wird dir die sechste Watchmen Folge nur noch wie eine seichte Kopie vorkommen^^. Also ich würde Lindelof zumindest noch eine letzte Chance geben; es lohnt sich hier definitiv ;)…

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MobyDick : : Moviejones-Fan
06.01.2020 23:21 Uhr
1
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Mein Problem mit dieser Serie und dem Resultat ist nun, dass ich seit geraumer Zeit Leftovers (von Lindeloff!) auf meiner To-Do-Liste habe, besser gesagt hatte. Denn die Serie wird extrem über den Klee gelobt, und endlich soll er hier auch ein gutes Ende hervorgebracht haben. Aber nach Sichtung von Watchmen und meiner Erfahrung mit diesem Kerl, traue ich mich nicht recht da ran, da ich kein Bock darauf habe, wieder so einer Gurke zu erliegen...

Dennoch wie gesagt, sehenswert ist die Serie allemal!

Dünyayi Kurtaran Adam
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