Als James Cameron die ersten Ideen für seinen neuen Film Avatar hatte, waren viele der baldigen Kinozuschauer noch nicht mal geboren. Seit Bekanntgabe des Projekts hat sich unter den wissenden Kinofans eine hohe Erwartungshaltung entwickelt, die im Gegensatz zum Großteil der Bevölkerung, die noch nichts von dem Film gehört hat, möglicherweise überzogen ist. Nicht umsonst deutete Cameron vor einiger Zeit einmal an, dass der Hype den Film umbringen wird und vielleicht ist das auch der Grund, warum er mit Infos so lange gewartet hat. Hier kommt jetzt aber womöglich der Avatar-Day zum Tragen.
Sicherlich ist der 21. August dafür gedacht, möglichst viel Publicity zu erzeugen und für Mund-zu-Mund-Propaganda zu sorgen. Es gibt derzeit noch zu viele potentielle Kinozuschauer, die nichts mit diesem Film anfangen können und auch wer sich "auskennt", ist höchstens im Besitz von bruchstückhaften Details. Zwar verzeichnen wir in den letzten Monaten ein wachsendes Interesse und auch die Berichterstattung auf Moviejones nimmt zu, aber wirklich viele Fakten liegen nicht vor. Daher ist Aufklärungsarbeit von 20th Century Fox bitter nötig. Der Film startet in nunmehr fünf Monaten und normalerweise beginnen Werbekampagnen früher, vor allem wenn es sich um einen so teuren Blockbuster handelt, der nicht bereits auf einer bekannten Franchise aufbaut. Doch bei Avatar scheint alles anders zu sein, durchsickern tut so gut wie nichts und wenn am 21. August zum ersten Mal der Trailer gezeigt wird und Fans die Möglichkeit haben, 15 Minuten in 3D zu erleben, wird nicht nur für die mögliche Publicity gesorgt, sondern der auch bei einigen Fans entstandene Hype auf ein gesundes Maß herabgeregelt.
Hype brachte schon so manchen Film zu Fall und gerade das sollte Avatar nicht passieren. Zuviel Geld hat 20th Century Fox in die Umsetzung gesteckt und auch wenn das Startwochende gigantisch wäre, heißt das noch lange nicht, dass der Film im weiteren Verlauf überzeugt. Passende Beispiele waren seinerzeit Matrix Reloaded und Matrix Revolutions. Sorgte Reloaded noch für ein strahlendes Lächeln bei Warner Bros., war Revolutions eine herbe Enttäuschung an den Kinokassen - und für die Fans. Vor allem, weil Avatar eine langfristige Einnahmequelle sein soll, ist es wichtig, die allzu hohe Erwartungshaltung etwas zu dämpfen, um die Erwartungen danach zu erfüllen oder womöglich mit einem überzeugenden Film zu übertreffen.
Die Vorführung von 15 Minuten in den IMAX-Kinos sorgt genau für das. Die Fans können sehen, was sie erwartet, ein kleiner Einblick in eine faszinierende Welt, den ein 2-Minuten-Trailer sonst nicht bieten könnte. Sie sehen die Szenen in der Form, wie Cameron sie für richtig hält. Gleichzeitig erkennen die Zuschauer sicherlich, dass auch bei Avatar nur mit Wasser gekocht wird. Zwar waren die Reaktionen der Comic-Con überwiegend positiv und Sigourney Weaver soll geweint haben, aber viele Zuschauer sagten auch, dass der Film weder Krebs heilen noch die Welt verbessern wird. Es ist nur ein Film, womöglich ein sehr guter, aber eben nicht mehr. Die 3D-Effekte gehören zwar zum Besten, was bisher geboten werden kann, aber wie teure Special-Effects machen sie noch lange keinen guten Film. Ein Klassiker wird nicht geboren, nur weil die Effekte gut sind, sondern weil die Geschichte zeitlos ist und von Effekten unterstützt wird. Aber eben darin war Cameron bisher ein Meister und darin liegt (nicht nur für uns) die Hoffnung bei Avatar. Dies sollten nur noch all jene erkennen, die überzogene Erwartungen in den letzten zehn Jahren entwickelt haben. Und wenn dann noch viele Kinos auf 3D-Technik umrüsten, kann diese in Zukunft wirklich eine tragende Rolle spielen.
So gesehen ist der Avatar-Day nicht nur einzigartig in seiner Form, er ist vielleicht eine der cleversten Ideen, die sich Cameron und 20th Century Fox ausdenken konnte. In einer Zeit, wo jeder Film zu Tode beworben wird, ist dies vielleicht das beste Zeichen, dass Avatar mit ein wenig Understatement ein Stück Kinogeschichte schreiben kann. Und wenn alles nach Plan läuft, erwartet uns am 21. August nur die Spitze des Eisbergs und - Achtung, Pathos - wie Cameron bereits 1997 zeigte, bringen ihm Eisberge Glück.