Knapp sechs Wochen ist das tödliche Unglück am Set des Low-Budget-Westerns Rust nun her, bei dem Kamerafrau Halyna Hutchins tödlich verwundet und Regisseur Joel Souza im Krankenhaus notversorgt werden musste. Eine irrtümlich mit echter Munition geladene Waffe hat zu dem tragischen Ereignis geführt. Neben den andauernden Ermittlungen zum fahrlässigen Vorgehen auf der Bonanza Creek Ranch in New Mexiko wird eine mitunter hitzige Debatte über Sicherheitsbeschränkungen an Filmsets in den USA geführt.
Jetzt meldet sich der Mann zu Wort, der die Unglückswaffe in den Händen hielt und deshalb unter besonderer Beobachtung der Justiz steht: Filmproduzent und Schauspieler Alec Baldwin.
In einem exklusiven Interview mit dem amerikanischen Nachrichtensender ABC News legt Baldwin seine Sicht auf die Dinge dar und beteuert dabei nicht nur sein Mitgefühl für alle, die dem Opfer Halyna Hutchins nahe standen, sondern auch seine Leidenschaft für die Filmwelt. Gern würde er alles ungeschehen machen, was zu dem tragischen Vorfall führte. Joel Souza sei ein langjähriger Freund von ihm und er habe Halyna Hutchins in der kurzen Zeit, die ihnen zur Verfügung stand, ebenso zu schätzen gelernt.
Als ausführender Produzent und gleichzeitiger Hauptdarsteller von Rust war Baldwin mit einer Doppelfunktion versehen. Trotz der bestehenden Sicherheitsvorkehrungen könne er sich nicht erklären, wie echte Munition in die mittlerweile konfiszierte Waffe gelangte. Er geht sogar noch weiter, indem er sagt, dass für diese Waffe niemals echte Munition vorgesehen gewesen sei.
Darüber hinaus lässt Baldwin die Welt wissen, dass die vielfach in der Medienlandschaft gemutmaßte Überbeanspruchung der Film-Crew kein Faktor war, der die Sicherheitsbedingungen beim Dreh von Rust beeinflusste.
Ganz im Gegenteil: Baldwin habe sich darum bemüht, für die Mitarbeiter ein angenehmes Drehumfeld zu gewährleisten und hätte sich deshalb im stetigen Austausch mit seinen Beratern gefunden. Dennoch betont er, dass die Hauptaufgabe seiner Tätigkeit als ausführender Produzent darin lag, das Casting voranzutreiben und am Drehbuch zu feilen.
Der Hauptdarsteller habe deshalb auch eine passende Alternative zur Verkürzung der Fahrtzeit zur Unterkunft nach den Drehtagen erwägt. Darüber hinaus teilt er auf Nachfrage bezüglich möglicher Einsparungen bei der Low-Budget-Produktion mit, dass die Sicherheitsbestimmungen zu keinem Zeitpunkt bei Rust ein streitbarer Kostenpunkt waren:
Nach Befinden Alec Baldwins teilten alle Filmproduktionen das Problem, dass sie mit begrenzten Mitteln eine Vision zur Realität werden zu lassen versuchen. Selbst ein Steven Spielberg oder ein Tom Cruise müsse bei einer 205 Mio. Dollar-Produktion hin und wieder den Rotstift ansetzen, damit das jeweilige Projekt glücken könne. Filme zu drehen sei eine Gemeinschaftsaufgabe und er beteuert, dass im Falle von Rust alle Mitarbeitenden ihr Bestmögliches gaben, damit das Resultat überzeuge und alle Beteiligten wohlbehalten zum nächsten Auftrag schreiten könnten.
Auf die Frage seines Interviewpartners George Stephanopoulos, weshalb Baldwin den Abzug der Waffe in einem Szenen-Dreh betätigt habe, deren Handlung gar nicht im Skript vorgesehen war, gibt er zu Protokoll, dass er den Abzug nicht betätigt habe. Als Stephanopoulos nachhakt, antwortet der Schauspieler mit ernstem Ton: "Ich würde niemals eine Waffe auf jemanden richten und den Abzug betätigen, niemals." (Originalton: "I would never point a gun at anyone and pull a trigger, never.”)
Brisant wird es auch, als Baldwin die Frage gestellt wird, ob die für Rust in einer Doppelrolle als Waffenmeisterin und Requisiteurin auserkorene Hannah Gutierrez-Reed bereit für diese verantwortungsvolle Aufgabe war. Seine Antwort kann äußerst ambivalent wahrgenommen werden: "Ich nahm an, dass sie es wäre."
Das dreiteilige Interview von ABC News könnt ihr folgend einsehen und euch so selbst einen Eindruck über die Sachlage zu Alec Baldwins Gedanken und Gefühlen bezüglich des Unglücks am Set von Rust verschaffen: