Was das Spekulieren, Rätseln und aufstellen möglicher Theorien angeht, machte es uns die aktuelle sechste Episode von Der Herr der Ringe - Die Ringe der Macht leichter als die Folgen zuvor. Denn der große Unterschied war, dass wir hier nicht zwischen verschiedenen Handlungssträngen hin und her springen und alles relativ zentriert auf eine Handlung, einen Ort und eine bestimmte Gruppe an Charakteren war.
Und endlich gab es auch einige Antworten. So manches Rätsel können wir also endlich zu den Akten legen. Beginnen wir daher doch direkt mit dem großen Highlight dieser Episode.
Willkommen in Mordor
Eines der Rätsel vergangener Folgen von Der Herr der Ringe - Die Ringe der Macht war, was es mit dem Schwert auf sich hat. In der fünften Episode wurde offenbart, dass es sich dabei um einen Schlüssel handelt. Und wer vermutet hatte, es könne sich hier um einen Schlüssel für Mordor halten, lag richtig, wie die finalen Minuten offenbart haben.
Mordor Will Rise. TheRingsOfPower pic.twitter.com/fjy014P42q
— The Lord of the Rings on Prime (@LOTRonPrime) October 2, 2022
Der Schlüssel aktivierte die Umgestaltung der Südlande. Wasser wurde freigegeben und die Tunnel geflutet, welche von den Orks mühsam angelegt wurden. Wir wissen jetzt also auch endlich, was es mit eben diesen Tunneln auf sich hat und vor allem, wohin sie führen: Direkt in den Orodruin, des Vulkans, der schon bald unter dem Namen Amon Amarth bekannt werden wird, der Schicksalsberg.
Auch ist damit endgültig klar, dass wir uns die ganze Zeit dieser Südlande-Sequenzen in Der Herr der Ringe - Die Ringe der Macht bereits inmitten des Landes befunden haben, welches fortan als Mordor bekannt sein wird. Also genau die Heimat der Orks, welche Adar erschaffen wollte. Sein Plan ist also gelungen. Und falls es beim Spektakel einige übersehen haben sollten: Adar lebt noch, denn eine der letzten Einstellungen der Episode zeigte den Raum, in dem er gefangen gehalten wurde, und dort lagen nur noch leere Ketten.
Sicher kein Zufall dürfte zudem sein, dass Theo das Schwert auf eine Art beschreibt, die fast schon an den einen Ring erinnert. Und auch Arondirs Versuch, den Griff zu zerstören, erinnerte an den Versuch Gimlis, den einen Ring mit seiner Axt zu zerstören, mit ähnlichem Ausgang. Dies könnte darauf hindeuten, dass das Schwert von Sauron selbst erschaffen wurde.
Adar und Sauron
Sehr interessant ist die Geschichte, welche Adar in Gefangenschaft erzählt. So offenbart er, Sauron getötet zu haben. Dies passt zu der Vermutung, dass Adar nicht unbedingt ein Freund Saurons zu sein schien. Doch wir wissen: Entweder lügt Adar, oder er selbst wurde von Sauron hereingelegt, denn natürlich ist Sauron nicht tot. Oder er spricht mit dem Tod nur den Körperlichen an, während Saurons Geist über vielerlei Körper sich vernetzt, bis er sich selbst wieder eine körperliche Gestalt gibt, was zu der Story passt, die Adar über das Ziel einer Macht Saurons über das Körperliche hinaus entspricht.
Hier gibt es also mehrere Möglichkeiten in Der Herr der Ringe - Die Ringe der Macht. Eine ist natürlich, dass Adar selbst Sauron ist. Laut Vorlage trat er in sehr vielen unterschiedlichen Gestalten auf, möglich wäre dies also, inklusive der Vernetzungsidee, die zukünftig noch über die Ringe samt körperlichem Tod der Ringgeister stärker verfestigt und gebündelt wird. Adars Aussagen der letzten Folge und sein äußerlicher Verfall deuteten darauf hin, dass er ein Elb ist, welcher sich langsam zu einem Ork verwandelt. Nun könnte es auch einfach sein, dass Sauron seine Gestalt nur für eine begrenzte Zeit verwandeln kann, ehe ein Verfall eintritt. Eventuell wird diese Zeit auch immer kürzer. Dies könnte man mit der Vorlage kombinieren, wo er ab einem bestimmten Zeitpunkt der Geschichte in seiner boshaften Form dauerhaft gefesselt war und nicht länger in der Lage war, seine Gestalt zu ändern.
Wahrscheinlicher erscheint es uns aber tatsächlich, dass Adar in Der Herr der Ringe - Die Ringe der Macht genau der ist, der er vorgibt zu sein. Einer jener Elben, die einst von Morgoth zum Bösen gequält wurden. Unklar bleibt, warum er jedoch so wenig böse wirkt, denn seine Beweggründe sind sogar nachvollziehbar. Am Ende will er einfach eine Heimat für seine Leute schaffen, für die er überzeugend positive, fast väterliche (Adar ist elbisch für Vater) Gefühle hegt. Auch wurde gezeigt, dass er der elbischen Lebensweise noch nicht gänzlich abgeschworen hat und an einige Traditionen weiterhin festhält. Möglich ist aber auch, dass er nicht Sauron ist, aber dennoch für Sauron arbeitet und dessen Tod nur vortäuschen möchte.
Die Szene mit ihm und Halbrand hat uns aber auch vermuten lassen, dass Halbrand am Ende doch Sauron ist. Die aktuelle Episode lieferte uns dafür zwei mögliche Hinweise:
Zum einen wäre da das Gespräch zwischen ihm und Adar. Die beiden haben offenkundig eine Vergangenheit in Der Herr der Ringe - Die Ringe der Macht. Wäre Halbrand tatsächlich der König, als der er sich ausgibt, müsste man meinen, dass Adar sich an ihn erinnern würde. Sollte Halbrand Sauron sein, und Adar während der Episode schlicht die Wahrheit gesagt haben, so hat Adar tatsächlich versucht, Sauron/Halbrand umzubringen und es ist ihm zumindest körperlich scheinbar auch gelungen. Eventuell war Sauron so verwundet, dass er fliehen musste und versteckt sich seitdem in der Gestalt Halbrands. Dieser hätte dann natürlich einen ziemlichen Groll gegenüber Adar. Auch Adars überraschend stark interessierte Frage: "Wer seid Ihr?" an Halbrand könnte dies vermuten lassen, wie auch das Schweigen Halbrands darauf.
Der zweite Hinweis wären Halbrands Fähigkeiten. Schon in Númenor schien er im Umgang mit einem Schwert sehr bewandert. Hier wirbelt er diesmal gekonnt einen Speer hin und her. Die Folge zeigt sehr deutlich den Unterschied zwischen den einfachen Menschen der Südlande und den hohen Menschen von Númenor. Wie ein einfacher Mensch kommt Halbrand schlicht nicht rüber. Hinzu kommt seine unerklärliche Leistung, mit dem Pferd wesentlich schneller zu sein, als Galadriel und Adar, die zudem Elben-Magie nutzen, um ihre Pferde zu beschleunigen. Obwohl Halbrand als letztes losgeritten ist, taucht er plötzlich problemlos vor Adar auf. Wie hat er das geschafft?
Als zusätzlichen Hinweis möchten wir die angedeutete, romantische Beziehung zwischen Galadriel und Halbrand anführen. Denn hier muss man fragen, warum sollten die Autoren von Der Herr der Ringe - Die Ringe der Macht dies in die Geschichte einführen? Wo ist hier der Mehrwert? Aus dieser Beziehung würde nie etwas werden, wir alle wissen, dass Galadriel eine Verbindung mit Celeborn eingehen wird. Wo läge der Sinn, diese romantische Komponente bei Halbrand und Galadriel hinzuzufügen? Sinn würde es machen, wenn Halbrand Sauron ist und er versucht, Galadriel, seiner verbissensten Verfolgerin, auf diese Weise näher zu kommen, sie wie er selbst sagte, an sich zu binden - nur ganz anders als man es eigentlich so romantisch deuten würde.^^
Númenor in Mittelerde
Zunächst einmal scheint sich die Warnung, die Königin Míriel von ihrem Vater erhielt, zu bewahrheiten: In Mittelerde erwartet sie Dunkelheit. Ob damit bereits der Vulkanausbruch und die damit einhergehende Verdunkelung der Südlande gemeint war? Unklar ist auch noch, ob die Königin eventuell diesen Ausbruch nicht überleben wird. Elendil jedenfalls eilte bereits zu ihr, um sie zu beschützen. Ob es ihm gelingen wird? Ihr Ableben würde es Pharazôn jedenfalls erleichtern, in Númenor die Macht an sich zu reißen - eine mögliche Abweichung von Der Herr der Ringe - Die Ringe der Macht zu den Vorlagen, die aber letztlich zum gleichen Ergebnis führen würde.
Ein interessantes Detail: Wie wir wissen, haben die Orks vor allem einen Schwachpunkt, und das ist die Sonne. Während die Menschen von Mittelerde eher weniger eine Bedrohung für sie und Sauron darstellen, so wird Sauron die Menschen von Númenor aufgrund ihrer Stärke fürchten. Passend daher, dass das Symbol, welches die Streitkräfte Númenors in die Schlacht tragen, eine Sonne ist. Bekanntlich werden auch zukünftig ein Sonnen-Turm und ein Mond-Turm der Söhne Elendils entstehen.
Wie schon erwähnt, unterstreicht diese Episode von Der Herr der Ringe - Die Ringe der Macht erneut gut, was der Unterschied zwischen den niederen Menschen Mittelerdes und den hohen Menschen Númenors ist. Obwohl viele von ihnen erstmals in eine Schlacht reiten, besitzen sie bereits ein viel größeres Kampfgeschick als es die Menschen der Südlande besitzen.
Elendil-Darsteller Lloyd Owen hat dies in einer Featurette zu Episode 6 folgendermaßen beschrieben: Es ist, als würde man Sport gegen einen Olympioniken spielen, oder gegen einen Weltmeister. Sie, die Menschen Númenors, sind einfach so schnell und so schlau. Sie sehen alles aus einem anderen Blickwinkel.
Dies wird in der aktuellen Episode von Der Herr der Ringe - Die Ringe der Macht sogar vor der Schlacht, als sie sich noch auf dem Schiff befinden, in gewisser Weise angedeutet, als Isildur an Deck mit Galadriel spricht. Galadriel kann bereits mit ihren Elben-Augen die noch weit entfernte Küste Mittelerdes sehen. Doch auch für die Augen eines Menschen aus Númenor müsste sie jeden Moment in Sichtweite kommen, und so erblickt auch Isildur sie kurz darauf. Sie haben Fähigkeiten, die denen normaler, oder geringerer Menschen, übersteigen.
Ausblick
Mit nur noch zwei Folgen, die uns erwarten, wird es sehr spannend sein zu sehen, was uns jetzt noch erwartet. Die Entstehung Mordors wird sicher noch eine Rolle spielen. Und es wird spannend zu sehen sein, wie Gil-galad darauf reagiert.
In der kommenden Episode von Der Herr der Ringe - Die Ringe der Macht treffen wir auch wieder auf den Fremden. Und irgendetwas sagt uns, dass wir hier endlich mehr erfahren werden. Sie können einfach nicht jede Offenbarung in die letzte Folge packen. Zumal es dort sicher auch so schon genug Handlung geben wird. Immerhin muss der Bau der Schmiede noch eine Rolle spielen und bislang gab es noch kein Wort über irgendwelche Ringe.
Aus dem Trailer kennen wir auch noch eine Szene mit einem Balrog, die wir bislang noch nicht in der Serie gesehen haben. Die Vermutung liegt nahe, dass die Zwerge sich dazu entscheiden, den Elben zu helfen und beim Abbau des Mithril man zu tief gräbt (wie auch der Teaser nach der aktuellen Folge andeutet) und auf einen Balrog stößt, vielleicht sogar auf denselben aus der Legende. Vielleicht wird dies die letzte Szene der kommenden Folge, welche dann das Staffelfinale einleitet.
Was Sauron betrifft, so darf man mittlerweile wohl davon ausgehen, dass wir ihn frühestens im Staffelfinale von Der Herr der Ringe - Die Ringe der Macht sehen werden. Es wäre wohl nicht überraschend, wenn gar mit ihm die erste Season beendet wird. Es wäre schon fast zu offensichtlich, wenn die letzten gesprochenen Worte der ersten Staffel "Hallo, mein Name ist Annatar" lauten werden.