Jetzt ist es da, das große, 73-minütige Finale der zweiten Staffel von Der Herr der Ringe - Die Ringe der Macht. Und wie bereits vor ein paar Wochen angekündigt, nutzen wir dies, um einen Blick zurück auf die neue Staffel zu werfen und um unser abschließendes Fazit zu ziehen. Konnte Staffel 2 überzeugen oder doch eher enttäuschen?
Wir haben bereits nach den ersten vier Episoden ein erstes Zwischenfazit gezogen, welches wenig positiv ausfiel. Aber da wusste man ja noch nicht, wie sich so manche Storyelemente noch entwickeln würde. Müssen wir rückblickend manche Kritik vielleicht gar zurücknehmen? Hier könnt ihr euch unser Zwischenfazit noch einmal durchlesen:
Unsere Review zu "Der Herr der Ringe - Die Ringe der Macht" Staffel 2
Schon die erste Staffel musste sich einiges an Kritik gefallen lassen. Zumeist ging es dabei um die Inhalte und die Figuren. Vor allem die Umsetzung von Galadriel stieß bereits in Staffel 1 nicht überall auf Gegenliebe. Sogar die von manchen als billig bezeichneten Effekte wurden bemängelt. Ein Umstand, der doch bei einigen für Stirnrunzeln sorgte. Und auch wir müssen hier einwenden, dass gerade die Kritik an den Effekten zeigt, dass man hier differenziert vorgehen muss und dass man nicht jede Kritik ernst nehmen sollte. Manche kritisieren nur, um der Kritik willens, aber nicht, weil es wirklich Anlass dafür gibt.
"Der Herr der Ringe - Die Ringe der Macht" Season 2 Trailer 1 (dt.)
Hier eine Unterscheidung zu machen, ist oft nicht leicht. Aber wenn es einen Punkt gibt, wo Kritik an der Serie unangebracht ist, dann ja wohl die Effekte. Aber wir leben nun einmal im Zeitalter der sozialen Medien, wo jeder frei ist, seine Meinung kundzutun, ganz gleich, welchen Wert sie hat und ob sie überhaupt begründbar ist.
Auch wir hatten unsere Probleme mit der ersten Staffel, waren im Großen und Ganzen am Ende aber soweit zufrieden, um uns auf Staffel 2 zu freuen. Immerhin war dies erst die erste Staffel, da ist es ok, wenn noch nicht alles rund läuft. Kritikpunkte sind ja dazu da, um es in der nächsten Staffel besser zu machen. So war zumindest unsere Hoffnung. Leider haben die Showrunner dies anders gesehen. Aber der Reihe nach.
Es gibt auch Licht in Mittelerde
Bevor wir uns der Dunkelheit verschreiben, wollen wir die positiven Aspekte von Der Herr der Ringe - Die Ringe der Macht ansprechen, denn die gibt es, das darf und sollte man nicht verleugnen. Da wären zum einen die bereits von uns angesprochenen Effekte. Wir verstehen absolut nicht, wie man die Serie in diesem Punkt auch nur irgendwie kritisieren kann. Denn wir sprechen hier von einer Serie, die Effekte auf absolut höchstem Kinoniveau abliefert. Noch nie sah eine Serie so unglaublich gut aus, da kann nichts anderes mithalten. Einzelne Beispiele zu nennen erübrigt sich hier, da einfach in jeder Episode hochklassige Effekte zum Einsatz kommen.
Tatsächlich hat es Der Herr der Ringe - Die Ringe der Macht in diesem Punkt sogar geschafft, eine neue Ära einzuläuten. Denn so gut Serien auch in den letzten Jahren schon aussahen, man denke nur an Game of Thrones oder Star Wars - The Mandalorian, so waren es immer noch erkennbar Serien, die es nicht in Gänze mit großen Kinoproduktionen aufnehmen konnten. Dies ist jetzt vorbei, denn Der Herr der Ringe - Die Ringe der Macht sieht in Teilen sogar besser als so manch effektlastiger Kinofilm der letzten Jahre aus.
Doch Effekte sind immer nur die halbe Miete. Zum Glück hat es die Serie geschafft, auch im Hinblick auf Sets und Ausstattung dieses hohe Niveau zu halten. Kostüme, Waffen, die fantastisch aussehenden Orks, die toll aussehenden Setbauten. Den Verantwortlichen ist es gelungen, das zweite Zeitalter Mittelerdes eindrucksvoll zum Leben zu erwecken.
Ebenfalls mithalten kann hier die Musik. Komponist Bear McCreary hat auch in Staffel 2 einen Soundtrack geschaffen, der einfach nach Mittelerde klingt und hörbar in der Tradition des tollen Soundtracks von Howard Shore steht.
Und auch wenn wir mit so mancher Umsetzung manches Charakters nicht ganz einverstanden sind, so ändert dies nichts an der schauspielerischen Leistung, die hier ebenfalls zu loben ist. Vor allem Charlie Vickers als Sauron und Charles Edwards als Celebrimbor müssen in Staffel 2 besonders hervorgehoben werden. Jede Szene mit diesen beiden war ein Genuss und es ist wohl einer der traurigsten Tatsachen nach dem Staffelfinale, dass wir diese beiden zukünftig nicht mehr zusammen sehen werden.
Die Dunkelheit breitet sich aus
Wenn wir so viele Aspekte einer Serie loben, wie kann es dann sein, dass wir ihr eher negativ gegenüberstehen? Es zeigt sich eben, dass das Fundament jeder Serie (und natürlich auch jedes Films) auf dem Drehbuch basiert. Und genau hier liegen die ganz großen Probleme von Der Herr der Ringe - Die Ringe der Macht.
Optisch sieht das alles wundervoll aus, aber das bringt leider nur wenig, wenn etwas im Inneren verrottet. Oberflächlich hui, innerlich pfui, um es ganz kurz auf den Punkt zu bringen.
Doch diese Kritik müssen wir zweiteilen, denn zu Teilen, das geben wir zu, ist sie der Serie gegenüber nicht ganz fair, wenngleich auch nicht völlig unberechtigt. Denn wir kritisieren die Serie auch als Kenner der Vorlage. Und diesen Aspekt möchten wir zuerst ansprechen.
Wissen ist ein Fluch
Wenn man Tolkien verfilmt, muss man Abstriche machen. Dies war auch bereits in der Filmtrilogie von Peter Jackson der Fall. Man darf und sollte nicht von Autoren erwarten, ein ähnliches Niveau zu erreichen, wie einer der größten Autoren aller Zeiten. So toll die Der Herr der Ringe-Filmtrilogie ist, sie reicht natürlich nicht zur Gänze an die von J.R.R. Tolkien geschriebene Vorlage heran. Und das ist ok, weil sie es im Kern geschafft hat, das Herz und den Geist Mittelerdes und dessen, was Tolkien geschrieben hat, auf die Leinwand zu bringen. Schafft man so etwas, verzeiht man einem auch so manchen Kritikpunkt und Abweichungen gegenüber der Vorlage.
Im Fall von Der Herr der Ringe - Die Ringe der Macht können wir leider nicht so gnädig sein, denn die Abweichungen sind mittlerweile einfach so groß, dass man hier schon eher von Fan-Fiction statt einer Adaption sprechen muss. Und durch die großen Abweichungen ist die Serie gezwungen, die Geschichte in großen Teilen neu und selbst zu schreiben. Und hier erreicht sie nicht nur nie ein ähnliches Niveau wie Tolkien, noch ist es wirklich gut, was die Autoren sich hier zurecht zaubern.
Denn natürlich vergleicht man als Kenner der Vorlage diese mit dem, was die Autoren sich für Der Herr der Ringe - Die Ringe der Macht ausgedacht haben. Und in so ziemlich jedem Punkt war Tolkien der weit bessere Autor mit der weit besseren Idee. Wie die Showrunner auf die Idee gekommen sind, sie könnten es besser machen, ist uns schleierhaft. Zumal vieles völlig unnötige Änderungen sind.
Würden wir auf alles eingehen, müssten wir ein Buch schreiben. Daher verzeiht uns, wenn wir nur einzelne Beispiele nennen. Schauen wir uns die Geschichte von Celebrimbor und den Ringen an:
Zunächst möchten wir noch einmal lobend die Leistung sowohl von Vickers als auch von Edwards als Sauron und Celebrimbor erwähnen. Für uns war deren Zusammenspiel das große Highlight dieser Staffel. Und auch wie Sauron es als Annatar schafft, sowohl Celebrimbor als auch die ganze Stadt zu manipulieren, hat uns sehr gut gefallen. Dennoch gab es auch hier Änderungen, sehr zu Ungunsten Celebrimbors. Bei Tolkien schmiedet er unter der Anleitung Annatars die Ringe der Macht. Der Unterschied hier ist jedoch, dass er Annatars Täuschung durchschaut und Saurons Plan mit den Ringen erkennt. Und so schmiedet er heimlich, ohne Saurons Wissen oder Beteiligung, drei weitere Ringe für die Elben, frei von Saurons dunklem Einfluss, als Waffe gegen Sauron und lässt sie den Elben zukommen. Am Ende stirbt er auch hier ziemlich brutal und wird sogar von den Orks aufgespießt und vor ihrer Armee als Banner zur Schau gestellt.
In der Serie hat man sich entschieden, die Ringe der Elben zuerst schmieden zu lassen. Celebrimbor erkennt hier viel zu spät Annatars wahres Gesicht. Seine einzige Heldentat am Ende besteht hier darin, die neun Ringe der Menschen an Galadriel zu geben, die dann diese dann natürlich direkt zu den Bösen bringt, aber dazu später mehr.
In der Vorlage stirbt Celebrimbor als Held und hat entscheidenden Anteil daran, dass Sauron am Ende besiegt werden konnte. In der Serie ist er einfach nur ein Trottel, der hereingelegt wurde. Was diese Änderung umso ärgerlicher macht, ist, dass sie ohne Not geschah. Wir erwähnen dieses Beispiel extra, weil dies mit einem weiteren Punkt zusammenhängt, auf den wir gleich noch eingehen werden, nämlich die Dummheit der Elben in der Serie.
Im Nachhinein muss man sich auch fragen, was das Ganze mit Adar sollte? In der Vorlage existiert diese Figur nicht, sie wurde extra für die Serie erfunden. Doch welchem höheren Zweck hat sie am Ende gedient? Eigentlich keinem. Es gab so viele Theorien. Ist es Morgoth? ist es Sauron selbst in anderer Gestalt? Ist es Galadriels verschollener Eheman? Ist er in Wahrheit doch die ganze Zeit mit Sauron verbündet? Was uns an Der Herr der Ringe - Die Ringe der Macht in den letzten Wochen aufgefallen ist: Es werden, wie in diesem Fall, sehr oft vor allem von Fans spannende Theorien entwickelt, die dabei helfen sollen, Figuren und Handlungen in der Serie mehr Sinn zu verleihen. Doch wie man an diesem Fall erkennen kann, waren alle Theorien besser als das, womit die Showrunner um die Ecke gekommen sind. Die Figur Adar hat am Ende keinerlei Mehrwert für die Serie. Brauchte man wirklich Adar, um Sauron zu "töten", damit dieser fliehen muss, um am Ende als Halbrand auf Galadriel zu treffen? Nein. Das hätte Sauron auch einfach so machen können.
Ein großes Rätsel wurde im Staffelfinale gelöst: Der Fremde ist Gandalf. Dies ist vielleicht der mit größte Bruch zur Vorlage, den die Serie sich bislang geleistet hat. Denn Gandalf kam erst im dritten Zeitalter in Mittelerde an. Zudem hat er selbst berichtet, nie im Osten gewesen zu sein. Wir finden diese Änderung in der Serie nicht katastrophal schlimm, aber auch hier fragen wir uns: Warum? Hätte man Zauberer gewollt, hätte man doch die eher unbekannten beiden blauen Zauberer verwenden können, über die fast nichts bekannt ist, außer eben, dass sie im Osten waren. Muss es wirklich Gandalf sein? Das wirkt stark wie purer Fanservice. Und die Tatsache, dass offenbar jeder weise Spruch von Gandalf gar nicht von ihm selbst, sondern von Tom Bombadil stammt, finden wir geradezu ärgerlich. In der Vorlage galt Gandalf als einer der weisesten unter den Maiar (zu denen die Istari, die Zauberer, gehören), laut der Serie kopiert er diese Weisheit nur von anderen. Mal ganz abgesehen davon, dass Gandalf gar nicht sein eigener Name ist noch der Name, der ihm gegeben wurde, als er in Mittelerde ankam. Aber die Serie macht in so unfassbar vielen Punkten so vieles falsch, dass wir uns über so etwas (eigentlich wichtiges) wie einen bekannten Namen, den die Zuschauer sofort erkennen sollen, schon gar nicht mehr groß aufregen.
In nahezu allen Punkten ist die Vorlage besser als das, was die Showrunner sich hier ausgedacht haben. Zumal deren zahlreiche Änderungen große Logiklöcher erzeugen, die sie zudem offenkundig nicht im Stande sind, selbst zu schließen. Dass man Änderungen vornimmt, ist nicht schlimm, dass tat Peter Jackson auch. Doch es sollte Sinn ergeben, dem Kern der Vorlage folgen und der Geschichte dienen. Dies ist bei Der Herr der Ringe - Die Ringe der Macht zumeist nicht der Fall.
Dumm ist der, der dummes tut
Bewegen wir uns mal weg von der Vorlage und schauen uns schlicht an, was die Serie selbst gemacht hat. Leider wird unsere Meinung dadurch nicht besser, eher im Gegenteil. Es zeigt sich offenkundig, dass das große Problem von Der Herr der Ringe - Die Ringe der Macht in den Drehbüchern liegt, denn diese lassen es an entsprechender Qualität für so eine hochwertige Serie deutlich missen.
Dies zeigt sich alleine schon an der Tatsache, dass nahezu alle Plots im Laufe der zweiten Staffel schlicht durch die Dummheiten der Charaktere vorangetrieben werden. Dies hat in Staffel 2 ausmaßen angenommen, die uns auf diesem Niveau schlicht fassungslos dreinblicken lassen. Nicht einmal wird in dieser Staffel die Geschichte dadurch vorangetrieben, indem Figuren gegenseitiger Parteien sich intelligent verhalten. Die Showrunner scheinen einen Plot ohne Figuren, die dumme Entscheidungen tätigen, schlicht nicht entwickeln zu können. Am ärgerlichsten ist dies im Hinblick auf die Elben, die in Der Herr der Ringe - Die Ringe der Macht unfassbar dumm dargestellt werden.
Elben sollten eigentlich die weisesten Wesen Mittelerdes sein, stark, intelligent, anmutig. Nichts davon sind sie hier in der Serie. Im Grunde sind es Menschen mit spitzen Ohren. Galadriel ist dabei die dümmste von allen. Da wird sie von Adar gefangen genommen und was macht sie? Erzählt ihm ALLES was er wissen will, einfach aus purer Dummheit heraus. Sie erzählt ihm von ihrem Ring, dass sie diesen Elrond gegeben hat und dass dieser mit einer Armee zurückkommen wird. Wie unfassbar dumm willst du sein? Wobei Adar hier nicht besser ist. Nachdem Elrond eingetroffen ist, kommt es im Ork-Lager in Adars Zelt zu einer Unterredung. Elrond ist unbewaffnet. Warum holt sich Adar hier nicht einfach den Ring? Weil Elrond sagt, dass er ihn nicht dabei hat? Ehrlich? Das war es? Adar hätte ihm die Kleider vom Leib reißen müssen um nach dem Ring zu suchen und Elrond anschließend einfach töten sollen. Stattdessen darf dieser einfach wieder gehen. Davor gibt er Galadriel natürlich noch komplett unauffällig (vorsicht: Ironie!) ein Hilfsmittel zu ihrer Befreiung. Das soll niemand gesehen haben? Wie dumm ist diese ganze Serie eigentlich geschrieben? Wir müssen aufpassen, dass wir uns hier nicht in rage schreiben. Denn die ganze Staffel ist voll mit solchen Beispielen.
Wir haben bis zum Ende auch noch gehofft, dass es eine gute Erklärung gibt, warum Adar, wie er Galadriel gegenüber erwähnt, plötzlich weiß, dass Halbrand in Wahrheit Sauron ist. Das erwähnt er einfach so. Seit wann weiß er das? Dies wird nicht erklärt, er weiß es einfach. Wusste er es bereits, als Halbrand zu ihm nach Mordor kam? Wieso tat Adar aber dann genau das, was Sauron wollte? Er hätte doch wissen müssen, dass er ihm in die Hände spielt. Wieso sich nicht mit den Elben verbünden, um Sauron zu besiegen? Warum stattdessen die Stadt so offen angreifen?
Dies führt uns zur großen Schlacht um Eregion. Auch hier ist optisch natürlich alles ganz toll. Doch inhaltlich macht nichts Sinn. Die torpedieren einen Berg in der Hoffnung, dass die Steine genauso herunterfallen, um einen Damm zu bilden? Okay... sagen wir, nehmen wir noch hin. Dann staut sich das Wasser und... bleibt einfach zurück? Wo geht das Wasser hin? Das tritt nicht über? Ist das Wasser intelligent? Denkt es sich: "Oh, da liegen Steine im Weg, wir hören jetzt einfach auf zu fließen und steigen nicht"? Hat da keiner der Autoren mal drüber nachgedacht?
Und noch eine Frage: Warum versucht niemand von den Orks mal über die BRÜCKE in die Stadt einzudringen? Da, wo es ein Tor gibt, welches man vielleicht aufbrechen kann. Nein, man rennt, buchstäblich, gegen die Wand. Eine Mauer, der die Katapulte, die gerade einen Berg zum Einsturz gebracht haben, nichts ausrichten kann, weswegen eine neue Waffe eingesetzt wird, die in der Lage ist, Steine aus der Wand zu reißen? Ok, die Mauer ist so stark, dass sie nicht zerstört werden kann, aber Steine rausziehen geht? Und natürlich hat man nur ein solches Gerät verfügbar und natürlich, obwohl dies für das Gerät gar nicht nötig ist, hängt man einen Eimer voller Öl direkt daran? Gut, das ein Brandpfeil direkt dort hineinfällt und dadurch das ganze Ding explodiert, ist ja auch eher unwahrscheinlich, oder? (Müssen wir die Ironie noch markieren oder ist sie erkennbar?)
Es gäbe allein hier noch so viele weitere Dummheiten (hat Elrond tatsächlich ein Katapult auf Eregion abgefeuert, nur um einen coolen Spruch wie aus einem Actionfilm zu bringen?). Ein anderer Punkt, der ebenfalls ärgerlich und zurück aufs Drehbuch geht: Während andere Figuren leicht sterben, haben andere deutliche Plot Armor. Arondir (warum ist der eigentlich überhaupt noch dabei?) wird von Adar deutlich sichtbar erstochen und geht zu Boden. Jede andere Figur, die so erstochen wird, wäre gestorben. Aber nicht Arondir, der steht in der nächsten Folge bei den anderen als wäre es nur ein leichter Kratzer. Warum muss die Serie dann überhaupt zeigen, wie er scheinbar getötet wird? Sollte dies ein Twist, eine Überraschung sein? Denn auch darin ist die Serie nicht gut. Ständig versucht man hier, einen Twist zu erzeugen. Dies war auch schon in Staffel 1 der Fall. Erinnert euch mal zurück: Wie viele Twists hatte die Herr der Ringe-Trilogie?
Doch eine Figur hat eine Plot Armor, als hätte sie in einem Videospiel den Unverwundbarkeits-Cheat eingegeben: Galadriel. Sie wird im Finale von Saurons Krone tödlich durchbohrt, nachdem sie durch den Kampf gegen ihn ohnehin schon verwundet war, und fällt dann auch noch einen Berg hinunter, ohne, dass etwas ihren Fall bremst. WAS ZUM MORGOTH?
Es gäbe noch so viel mehr Beispiele, die wir anführen könnte und wir haben ja auch all das dumme in Númenór noch gar nicht erwähnt, was zudem überhaupt nicht mehr zur Vorlage passt. So wie die Elben in der Serie zu dummen Menschen degradiert wurden, so ist dies auch mit den eigentlich hohen Menschen von Númenór geschehen. Gerade in dieser Storyline haben wir im Verlauf der Staffel immer stärker den Eindruck gewonnen, dass die Showrunner hier eine Art Game of Thrones draus machen wollen. Doch das funktioniert einfach nicht. Zum einen sind die Autoren nicht so gut, zum anderen passt dies nicht mit der Welt überein, die Tolkien geschaffen hat.
Und um das Problem mit den Autoren und den Drehbüchern noch einmal darzustellen, müssen wir auch erwähnen, dass die Serie nicht gut darin ist, eine Geschichte aufzubauen. Ereignisse und Figuren tauchen einfach aus dem Nichts auf und sollen einen Eindruck auf den Zuschauer machen, was aber schlicht nicht gelingt. So gibt es in der Schlacht um Eregion vor der Mauer eine Elben-Frau, die heldenhaft inszeniert wird und dann tragisch stirbt. Die ganze Inszenierung sagt uns: Wir müssen hier etwas fühlen. Doch diese Elben-Frau ist uns völlig egal, weil wir sie nicht kennen, weil sie bisher nie eine Rolle gespielt hat. Man stelle sich vor, sie wäre von Staffel 1 an dabei gewesen, wäre vielleicht eine gute Freundin und Vertraute von Elrond gewesen, wir als Zuschauer hätten sie über zwei Staffeln hinweg kennen und mögen gelernt. DANN hätte diese Szene einen Impakt gehabt. Und auch hier gibt es durch die ganze Staffel hinweg weitere ähnliche Beispiele.
Ein positives Gegenbeispiel aus Der Herr der Ringe - Die zwei Türme: Es ist wohl eine der epischsten Gänsehaut-Momente der Kinogeschichte, wenn Gandalf am Ende der Schlacht um Helms Klamm mit den Reitern von Rohan auftaucht. Diese Szene hat auch so eine so große Wirkung auf den Zuschauer, weil sie den ganzen Film hindurch bereits aufgebaut und vorbereitet wurde. Wir sehen noch recht am Anfang des Films, wie Èomer vom durch Saruman verzauberten König verbannt wurde. Wir sehen etwas später, wie er und die Reiter Rohans durch die Mark reiten, weiterhin für ihren König kämpfend. Wie sie gegen die Orks in den Kampf ziehen. Wir wissen, sie sind da draußen, treu zu ihrem König, obwohl dieser sie verbannt hat. Wir sehen, wie Gandalf los reitet, um Hilfe zu holen und dass er versprochen hat, im richtigen Moment wiederzukehren. Er sagt sogar genau, wann er eintreffen wird. Und dann steht er dort, hoch auf dem Hügel, wie versprochen. Und dann brüllt Èomer "Für den König". Kein Twist, keine Überraschung, etwas, dass fast drei Stunden aufgebaut wurde. Pure Gänsehaut. Nichts davon findet sich in Der Herr der Ringe - Die Ringe der Macht wieder.
Ein Fazit sie zu knechten
Ihr seht, wir können kein positives Fazit zu Der Herr der Ringe - Die Ringe der Macht ziehen. Auch nach dem Finale bleiben die großen Kritikpunkte bestehen und die Hoffnung, manches würde sich rückblickend erklären lassen, ist dahin.
Das ganze ist umso ärgerlicher, denn abseits der Drehbücher ist dies eine fantastische Serie. Eine, wie sie noch nie dagewesen ist. Man stelle sich vor, hätte man dieselbe Qualität in die Drehbücher gesteckt wie in deren Umsetzung, wir würden mit Sicherheit schon jetzt von einer der besten Serien aller Zeiten sprechen. Und es wäre nicht unmöglich gewesen, denn die Fehler, die mit den Drehbüchern gemacht wurden, sie wären vermeidbar gewesen. Leider scheinen die Showrunner in diesem Punkt resistent gegenüber Kritik zu sein.
Wird es eine dritte Staffel geben? Mit Sicherheit, dafür hat Amazon einfach bereits zu viel Geld in das Projekt gesteckt. Und auch wenn die Zuschauerzahlen im Vergleich zu Staffel 1 deutlich nachgelassen haben, so sind sie doch immer noch hoch genug. Und das ist verständlich, denn wie bereits mehrfach erwähnt, ist die Serie rein optisch ein purer Genuss. Wir können leider über die vielen (sehr vielen) Mängel was die Drehbücher betrifft nicht hinwegsehen. Für uns sind sie das Fundament, auf dem alles aufbaut, und wenn dies schon nicht stimmt, bricht alles in sich zusammen. Vielleicht geht es euch da besser, wir würden es euch wünschen. Und wenn Der Herr der Ringe - Die Ringe der Macht euch gefällt, sind wir sogar etwas neidisch, denn wir würden gerne dasselbe behaupten. Leider können wir es nicht.