Als wir 2009 das erste Mal über Ich bin Nummer 4 berichteten, ging noch das Gerücht um, dass Michael Bay den Film dreht, der später nur als Produzent auftrat. Als Kurzinhalt war bekannt, dass "neun Aliens auf der Erde, deren Heimatplanet von aggressiven Außerirdischen zerstört wurde", Zuflucht suchen. Irgendwie rechneten wir dabei mit Außerirdischen, die eben wie Außerirdische aussehen, aber schnell war klar, dass diese das Äußere von US-Teenagern haben. Ein wenig Enttäuschung machte sich breit, aber nun haben wir Ich bin Nummer 4 gesehen und können von einem wirklich passablen, spannenden Abenteuer sprechen.
Alex Pettyfer spielt einen smarten Teenager, der sich gerade mit Freunden am Strand vergnügt, als ein Ziehen in seiner rechten Wade einsetzt. Ein geheimnisvolles leuchtendes Symbol brennt sich in seine Haut ein. Das Zeichen beweist, dass einer seiner Freunde getötet wurde und er das nächste Opfer sein soll - denn er ist kein gewöhnlicher Teenager. Der Junge ist ein Außerirdischer vom Planeten Lorien, der mit acht Freunden und seinem Beschützer Henri (Timothy Olyphant) auf der Erde Zuflucht suchte. Ihr Planet wurde von einer bösartigen Rasse vom Planeten Mogador zerstört und die Feinde sind den Lorianern weiterhin auf der Spur. Drei seiner Freunde, die irgendwo auf der Erde versteckt lebten, wurden bereits getötet und er ist Nummer 4. Der Junge nimmt den neuen Namen John Smith an und zieht mit Henri in einer Nacht- und Nebelaktion in einen Ort namens Paradise. Wieder und wieder schärft Henri ihm ein, äußerste Vorsicht walten zu lassen, doch was will man machen, wenn Bilder von einem prompt im Internet landen?! John fiel der hübschen Sarah (Dianna Agron) auf, die ihrem Hobby, der Fotografie, frönt, und es dauert nicht lange, bis sich beide ineinander verlieben. Doch der Außenseiter Sam (Callan McAuliffe) ist ein aufmerksamer Beobachter der Umstände, welcher ebenfalls ein Geheimnis mit sich herumträgt. Als die Mogadorianer Johns Spur in Paradise wittern, besteht Henri auf einer erneuten Flucht - doch John hat genug vom Wegrennen. Da tritt die faszinierende Nummer 6 (Teresa Palmer) auf den Plan...
Lauscht man den paar Zeilen, kann man nicht gerade von einer komplexen Geschichte sprechen. Nichtsdestotrotz ist es Regisseur D.J. Caruso (Disturbia, Eagle Eye - Außer Kontrolle) gelungen, einen spannenden und gar nicht mal so oberflächlichen Teenieabenteuerfilm auf die Leinwand zu bringen. Auch die Buchvorlage bekam gute Kritiken und es ist definitiv keine leichte Aufgabe, mit der Story auch Leute jenseits der 18 ins Kino zu locken. Die Teenager im Film, besonders die Mädchen, mögen zwar nach Aussehen gecastet worden sein, aber die Geschichten hinter den Figuren formen recht interessante Persönlichkeiten. An der Besetzung, Pettyfer, Olyphant, Agron, Palmer, ist nichts auszusetzen und besonders Olyphant wirkt erfrischend gereift, der in Ich bin Nummer 4 mal keinen Fiesling oder nervenden Kerl spielt wie z.B. in Dreamcatcher oder in einer Folge von Sex and the City. Die Szenen an der High School wirken sehr real und nicht durchgestylt wie in High School Musical oder Girls Club - Vorsicht bissig!. Es fällt auch mal Regen, es gibt Außenseiter und die Lehrer sind mitunter einsame, moppelige Mittvierziger. Auf der anderen Seite entwickelt der Film durch die fiesen Außerirdischen an mancher Stelle fast Horrorelemente, die wiederum recht amüsante Dialoge offenbaren (und um ihre Mundpartie an Ferengi erinnern). Auf jeden Fall erleben wir an einer Stelle eine wirklich üble kleine Foltermaschine... Und spätestens beim Auftritt von Teresa Palmer als Nummer 6 dürfte so mancher männliche Zuschauer Megan Fox in Transformers aus seinem Gedächtnis streichen.
Apropos Nummer 6. Hier müssen wir dennoch zwei Dinge anmerken. Zum einen wirkt ihr erster Auftritt in Ich bin Nummer 4 irgendwie deplaziert bezogen auf den Filmschnitt und wir erfahren erst recht spät, was es mit der hübschen Blondine auf sich hat. Zum anderen darf man sich fragen, warum John Nummer 4 ist und dann Nummer 6 auftaucht. Natürlich muss es kein chronologisches Get Together geben und Nummer 5 in Erscheinung treten, aber man erkennt im letzten Drittel des Films sehr deutlich, dass Ich bin Nummer 4 nicht als Einzelgänger ausgelegt ist und ein Franchise angestrebt wird. Schlussendlich ist auch die literarische Vorlage nur der erste Teil einer Buchreihe. Beim Schauen kommt man aber nicht umhin sich auch zu fragen, ob die Außerirdischen generell humanoide Formen haben oder auf ihrem Heimatplaneten eventuell ganz anders aussehen. Es macht es natürlich einfacher, auch vor dem romantischen Aspekt der Story, wenn man sich nicht mit Masken oder CGI-Verwandlungen herumschlagen muss. Es darf davon ausgegangen werden - wir müssen das einfach, da wir das Buch nicht gelesen haben - dass John und seine außerirdischen Freunde wirklich stets wie Menschen aussehen. Ob es sonst so einfach wäre, sich speziesübergreifend in ein Menschenmädchen zu verlieben, wir wissen es nicht.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass Ich bin Nummer 4 ein gut gemachtes Actionabenteuer ist, das einige überraschende Momente bietet, gerissene Außerirdische und was fürs Herz/Auge. Abseits der grassierenden Remakerities hat Caruso einen guten Film auf die Beine gestellt, dessen Geschichte locker daherkommt. Apropos: Sollte in den kommenden fünf Jahren jemand an ein Remake von Zurück in die Zukunft denken, Callan McAuliffe wäre nicht die abwegigste Wahl für Marty McFly (aber so weit möchten wir nicht denken). Wir vergeben 3,5 von 5 Hüten und sagen, mit einem Kinobesuch kann man nichts falsch machen, selbst wenn die Einspielergebnisse in den USA recht mau aussehen.
Der Ich bin Nummer 4 Filmstart ist am 17. März.
Ich bin Nummer Vier
Veröffentlicht am 23.12.2010 - 7 Kommentare