Bewertung: 3.5 / 5
Die Mitglieder der Punk-Rock-Band Aint Rights Pat (Anton Yelchin), Sam (Alia Shawkat), Reece (Joe Cole) und Tiger (Cullum Turner) touren wenig erfolgreich durch die Staaten. Das Geld, welches sie durch ihre Auftritte verdienen investieren sie in das Benzin ihres Band-Busses. Gerade als ihnen abermals das Geld auszugehen droht, nimmt die Band ein Konzert in einem abgelegenem Laden auf dem Land entgegen. Das Publikum besteht vorwiegend aus Neo-Nazis und so beschließt die Band ein Protestelied zu spielen, welches die Meute provozieren soll. Der Abend verläuft dennoch relativ friedlich, bis die Band unfreiwillig Zeuge eines Mordes wird. Daraufhin verschanzt sich die Band zusammen mit der Skinhead-Dame Amber (Imogen Poots), bis der Ladenbesitzer und Nazi-Anführer Darcy (Patrick Stewart) sein Geschäft betritt.
Ideologien sind schon recht beeindruckend, wenn man sie sich in ihrer Gänze mal zur Gemüte führt. Betrachtet man das Ganze von Außen, so verfällt man leicht der Arroganz, man würde sich ja nie darin verlieren. Steckt man mittendrin, so werden die allermeisten Gräueltaten für gut geheißen, oder runtergespielt. Wenn eine Punk-Band auf engem Raum unter Neo-Nazis spielt, so ist der Ärger eigentlich vorprogammiert. Immerhin gibt es vermutlich kaum unterschiedlicherere Vorstellungen der Welt, wie diese beiden. Doch gleich zu Beginn macht Jeremy Saulnier in seinem Werk Green Room deutlich, daß es ganz so einfach auch nicht geht. Zwar wäre es ein leichtes gewesen die Situation auch ohne ein Mordopfer sofort eskalieren zu lassen, dennoch schafft der Film es trotzdem einen anderen, einen durchaus eleganteren Weg zu finden, dieses Fass zum Überlaufen zu bringen.
Trailer zu Green Room
Und wenn es dann mal so weit ist, und sich auch das Kammerspiel entflammt, so erlebt der Zuschauer die pure Panik. Was sollte man tun. Wie kommt man aus dieser Situation. Was passiert als nächstes. Fast spielend leicht schafft es der Film durch seine triste und schauderhafte Atmosphäre eine Spannung zu erzeugen, die selten an Wirkungskraft verliert. Unsere Helden sind von Grund auf sympathisch. Immerhin sind sie Antifaschisten und leben diese Überzeugung auch zu jedem Zeitpunkt. Dabei wird auch deutlich, wie menschlich und nachvollziehbar ihr Handeln in dieser Beengtheit und auch ob der nahestehenden Bedrohung ist. Sie sind Jung, und haben keine Ahnung was auf sie zukommt. Dabei spielt das Alter natürlich nur marginal eine Rolle, wenngleich die Wut und der Drang nach Veränderung eben deutlich höher ist, als im gesetzten Alter.
Dieses wird eindringlich und brilliant von Patrick Stewart verkörpert. Der Brite der vornehmlich für die Science Fiction-Ikone Jean-Luc Picard und den Herzensguten Mutanten Charles Xavier bekannt ist, gibt hier eine großartige Performance ab. Dies liegt zum einen an der Cleverness und gleichzeitigen Brutalität, die seinen Skinheadführer Darcy Banker ausmacht. Zudem hat er eben auch etwas manipulatives und Nahbares, wenn er etwa den Dialog mit den eingespeerten Punkern sucht. Zu jeder Zeit wirkt Stewart hier in Höchstform und funktioniert eben großartig als Parabel auf die führenden Köpfe hinter faschistischen Bewegungen. Und gleichzeitig gibt einem der Film damit zu verstehen, daß man Faschisten niemals unterschätzen sollte. Erinnere man sich dabei an Spike Lees BlacKkKlansman, der ebenfalls Faschisten in den Vordergrund rückte, so fällt auf, daß Lees Fehler - nämlich so gut wie alle Nazis als Idioten abzustempeln - nicht gemacht wird.
Der Film kommt zudem mit einer gewissen Härte daher und zeigt Szenen, die deutlich explizit gedacht sind, aber in ihrer Ausführung doch etwas an Glanz verlieren. Denn sicherlich ist die Gewalt im Film nicht zimperlich, allerdings findet auch die meiste Spielzeit in Dunkelheit statt. Wenn es mal blutig wird, so sieht man wenig davon. Natürlich sind diese Momente prädistiniert für Jump-Scares und allerlei Horrorfilmklischees. Immerhin ist nichts so interessant und gruslig zugleich wie das Dunkel. Dennoch schafft der Film es hier nicht die Bedrohung konsequent genug aufrecht zu erhalten. Gleichzeitig ist der Film auch in gewissen Momenten zu vorhersehbar und man erahnt dann schließlich doch, wohin er sich entwickelt.
Doch bis dahin ist es eben auch ein langer Weg und den Protagonisten, die hier eben unter dem Druck des Feindes zu zerbrechen drohen und dadurch die nötige Härte aufbringen um zu Überleben, ist ihr psychischer Vefall deutlich anzusehen. Dies ist besonders intensiv, da die Gewalt sich hier nicht zurückhält und auch ganz klar Blut fließt.
Ein Raum voller Punks, umgeben von Neonazis war vermutlich nie spannender, als in Green Room. Sicherlich ist diese Indie-Perle keine geschichtliche Neuerfindung, schafft es aber aufgrund der starken und explizieten Inszenierung, wie druch die realitätsnahe Darstellung ihrer Akteuere zu überzeugen und bleibt dadurch auch im Gedächtnis seiner Zuschauer.