Das Wochenende ist vorbei und die Rauchschwaden verziehen sich langsam. Was wir sehen, ist ein geschundener Weltraumheld in John Carter - Zwischen zwei Welten. Das Wochenendergebnis in Höhe von 30,6 Mio. $ wäre für viele andere Filme ein stolzes Ergebnis, für eine Großproduktion wie diese ist es jedoch eine herbe Niederlage.
Nur Platz 2 hinter Der Lorax war gestern das traurige Ergebnis in den US-Charts. Immerhin international sah es besser aus, dort spielte der Film knapp 70 Mio. $ ein, was das Ergebnis nach drei Tagen weltweit über die 100 Mio. $ katapultiert. Ein kleiner Hoffnungsschimmer, an einem ansonsten eher traurigen Wochenende für Disney. Selbst unser MovieMeter deutete hierzulande ein eher durchwachsenes Interesse an dem Film an.
Wieder einmal zeigt sich, wie viel bei der Promotion eines Films falsch gemacht werden kann. Unter üblichen Umständen wäre John Carter - Zwischen zwei Welten ein garantierter Hit in der Altersgruppe 12-16 in den USA geworden. Doch Disney tat alles mit einem inkohärenten Marketingunterfangen, die Zuschauer mehr zu verwirren, als über den Film aufzuklären und für ihn einzunehmen.
John Carter - Zwischen zwei Welten ist kein schlechter Film, der so ein Abschneiden an den Kinokassen verdient hätte. Es gibt beileibe viele schlechtere Filme, die zu Kassenhits werden und sowohl vom Publikum als auch den Kritikern vernichtet werden. Das Zauberwort hier ist gelungenes Marketing, etwas, was Disney zu keinem Zeitpunkt bei John Carter gelang. Dies spiegelte sich bereits seit einem Jahr auf der Filmbörse HSX wider: Vor einem Jahr noch als moderater Hit gehandelt, nahmen die Aktienkurse des Films seitdem spürbar ab und sanken bereits Ende letzter Woche auf knapp 75 $, was erwarteten US-Einnahmen von 75 Mio. $ in den ersten vier Wochen Laufzeit entspricht. Wenig förderlich war auch die späte Entscheidung, "vom Mars" aus dem Filmtitel zu streichen, da hier die deutliche Buchreferenz zum Tragen kommt. John Carter klang als purer Titel dagegen immer platt - John Carter, John Rambo, John Smith. Alles nichtssagend, wenn das Fundament nicht gelegt wird.
Alles, worauf Disney im Moment nur hoffen kann, ist, dass John Carter - Zwischen zwei Welten genügend Stehvermögen hat, um in den USA wenigstens die 100 Mio. $ zu erreichen und dass der gute internationale Lauf anhält. So könnte man immer noch mit einem blauen Auge davonkommen. Sollte das spekulierte Budget von 250 Mio. $ aber korrekt sein - und das Marketing dürfte bei diesem Film ebenfalls die 50-100 Mio. $-Marke erklommen haben - ist mehr als fraglich, ob Disney mit dem Kinolauf die Ausgaben decken kann. Hier muss auf die späteren Blu-ray- und DVD-Verkäufe gesetzt werden.
Durch den schlechten US-Kinostart dürfte damit jede Ambition für eine Fortsetzung im Keim erstickt worden sein.