Der Zug - für viele das bevorzugte Fortbewegungsmittel, sofern es nicht gerade zu Verzögerungen im Betriebsablauf, außerplanmäßigen Stopps irgendwo im Nirgendwo oder ähnlichen Späßen kommt. Und auch immer wieder gerne als Film-Setting genommen. Denn man weiß ja nie, wer mit an Bord ist...
Der beengte Raum, den man mit fremden anderen Passagieren teilt, das Reisen von Station zu Station, ohne unterwegs einfach aussteigen zu können, das tägliche Pendeln auf der immer gleichen Strecke, alles Zutaten, aus denen sich wunderbar Spannung generieren lässt. Und die Filme im Zug, die wir euch hier näherbringen, haben es ganz besonders gut hingekriegt. Also alles einsteigen, wir legen direkt los! Falls jemand nur Bahnhof versteht, kann er sich ja unten bemerkbar machen. ;-)
The Commuter
Wenn man so will die Initialzündung für dieses Special. Liam Neeson ist für Lieblingsregisseur Jaume Collet-Serra wieder Non-Stop in Action. In dem Thriller The Commuter pendelt er schon seit Jahren mit dem Zug zur Arbeit. Für ihn ist das längst zur Routine geworden, bis ihn eines Tages eine geheimnisvolle Fremde, gespielt von Vera Farmiga, anquatscht. Sie "bittet" ihn darum, eine kleine Sache zu erledigen: Da er ja weiß, wer sonst immer mitfährt, soll er eine bestimmte Person in dem Zug zu finden, die nicht dorthin gehört. Schafft er es vor dem letzten Halt, winkt ihm eine Belohnung. Wenn nicht... tja, dann wird es unschön.
Mord im Orient Express
Welche Verfilmung man auch wählt, den alten Mord im Orient-Express aus dem Jahr 1974 oder den neueren Mord im Orient Express von und mit Kenneth Branagh, die Geschichte ist die gleiche. Und gleichermaßen spannend, Agatha Christie weiß eben, wie es geht. Als der Luxuszug im Schnee stecken bleibt und einer der Passagiere ermordet aufgefunden wird, ist jeder verdächtig. Zum Glück befindet sich Meisterdetektiv Hercule Poirot unter den Reisenden und übernimmt den Fall. Die Auflösung gehört zu den bekanntesten der Krimi-Geschichte, aber der Weg ist das Ziel. Ganz zu schweigen von dem Genuss, solchen Starensembles bei der Arbeit zusehen zu können.
Darjeeling Limited
Zugfahren nach Art von Wes Anderson bietet die Tragikomödie Darjeeling Limited. Und wer mit Andersons Handschrift vertraut ist, weiß, was das bedeutet: viel skurriler Humor und ebenso skurrile Charaktere. Drei amerikanische Brüder - Owen Wilson, Adrien Brody und Jason Schwartzman - treten eine gemeinsame Reise durch Indien an, um sich wieder näher zu kommen. Seit dem Tod ihres Vaters vor einem Jahr haben sie sich nicht mehr gesehen, nun treffen sie an Bord des "Darjeeling Limited" wieder aufeinander. Allerdings sind nicht alle drei so begeistert von diesem Trip. Und bis sie wirklich wieder zusammenfinden, müssen sie erst noch ein paar turbulente Abenteuer bestehen.
Express in die Hölle
Beim Originaltitel Runaway Train hat man automatisch einen Wurm im Ohr: Es war das Jahr 1985, als Jon Voight und Eric Roberts den Express in die Hölle bestiegen und dafür anschließend beide für den Oscar nominiert wurden. Zu Recht! Die Aussicht, lebenslang hinter Gittern zu sitzen, schmeckt ihnen nicht, also brechen sie aus ihrem Hochsicherheitsgefängnis im winterlichen Alaska aus und verstecken sich in einem Zug aus vier Loks - der außer Kontrolle gerät und immer schneller wird, ein Zug auf Speed sozusagen. Nun ist es an ihnen, das stählerne Ungetüm zu bändigen, aber wie soll das gehen? Wer halsbrecherische Actionthriller mag, kommt an diesem Klassiker kaum vorbei.
Train to Busan
Wer sagt denn, dass Zombiefilmen nichts mehr einfällt? Train to Busan hebt sich wohltuend vom untoten Einheitsbrei ab, nicht zuletzt durch das beklemmende Zug-Szenario. Der Südkorea-Export von Yeon Sang-ho vermag es, bei allem Horror und aller Action auch eine emotionale Geschichte zu erzählen. Man fiebert mit den beiden Protagonisten mit, einem arbeitsgestressten, geschiedenen Vater und seiner kleinen Tochter, der er zum Geburtstag den Wunsch erfüllen will, ihre Mutter zu besuchen. Nichtsahnend besteigen sie einen Hochgeschwindigkeitszug, in dem wenig später die Hölle los sein wird. Äußerst temporeich inszeniert, aber gerade auch in den ruhigen Momenten stark.
Howl - Endstation Vollmond
Manchmal muss man einfach die Notbremse ziehen, etwa dann, wenn einem ein Hirsch vor den Zug läuft. Dumm nur, wenn es im Revier eines hungrigen Werwolf-Rudels passiert. Nachts. Bei Vollmond. Im Regen. In einem abgeschiedenen Waldgebiet. Ohne Handy-Netz. Schnell zurück in den Zug, heißt es da, aber zu spät - das Geheul signalisiert, was auf die bemitleidenswerten Passagiere zukommt. Bis wir es mit eigenen Augen sehen, dauert es eine ganze Weile, doch das Rauszögern ist der Spannung durchaus zuträglich. Und wenn es so weit ist, kann Howl - Endstation Vollmond seine Stärken voll ausspielen, die da wären: handgemachte Effekte und furchterregendes Kreaturendesign.
Snowpiercer
Da wollte man die globale Erwärmung stoppen und hat eine globale Eiszeit ausgelöst - ziemlich dumm gelaufen. Jetzt ist die Erde ein einziger Schneeball, und die paar Überlebenden sitzen in einem Zug fest, der unaufhörlich rund um den Planeten rast. Hinten zusammengepfercht die Unterschicht, die unter erbärmlichsten Bedingungen lebt, vorne die elitäre Oberschicht, die im Luxus schwelgt. Es kommt, wie es kommen muss: Aufstand! Bong Joon-hos Snowpiercer, nach einer französischen Graphic Novel, erweist sich als packend-postapokalyptische Gesellschaftsstudie, deren Reiz man sich nur schwer entziehen kann. Mehr Film-im-Zug geht nicht, eine schrägere Tilda Swinton auch nicht.
Die Entführung der U-Bahn Pelham 123
Auch was unterirdisch auf Schienen fährt, lassen wir natürlich als Zug gelten. Denzel Washington erlebt Die Entführung der U-Bahn Pelham 123 hautnah mit, wobei ältere Semester vielleicht den Originalfilm Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 123 von 1974 vorziehen. Sein Gegner: John Travolta, der mit seiner Bande eine New Yorker U-Bahn überfällt und die Insassen des ersten Waggons als Geiseln nimmt. Innerhalb einer Stunde muss das geforderte Lösegeld da sein, sonst, droht er, wird mit jeder Minute Verzögerung ein Passagier abgeknallt. Wohl dem, der einen toughen Fahrdienstleiter wie Washington an Bord hat. Und jetzt alle: "Atemlos durch den Schacht..."
Unstoppable - Außer Kontrolle
Was hatten Denzel Washington und Regisseur Tony Scott nur mit ihren Zügen? Gerade mal ein Jahr nach der Entführung der U-Bahn Pelham 123 stellten sie auch schon die Weichen für Unstoppable - Außer Kontrolle - es sollte Scotts letzter Film sein. Ein unbemannter und zu allem Überfluss mit explosiven Chemikalien beladener Güterzug wird zur rollenden Bombe, als er sich selbstständig macht, Tempo aufnimmt und unaufhaltsam über die Gleise brettert. Nicht auszudenken, was passiert, wenn er in einer Wohngegend crasht ... Aber der Lok-erfahrene Washington, dem diesmal Chris Pine zur Seite steht, ist zügig zur Stelle und gibt alles, um die Katastrophe zu verhindern.
Girl on the Train
Für Girl on the Train, basierend auf dem Bestseller-Roman von Paula Hawkins, musste Emily Blunt ihre gute Laune zu Hause lassen. Im Film ist sie geschieden, depressiv, Alkoholikerin und insgesamt ziemlich am Ende. Jeden Morgen fährt sie mit dem gleichen Zug zur Arbeit, und jeden Morgen hält er an der gleichen Stelle, was ihr jeden Morgen die Gelegenheit gibt, das Haus eines scheinbar glücklichen Pärchens zu beobachten und über dessen scheinbar perfektes Leben zu sinnieren. Bis sie eines Morgens etwas sieht, das sie besser nicht hätte sehen sollen... Von da an nimmt der Pendler-Thriller, der mit Suspense und unerwarteten Wendungen statt mit Action punktet, Fahrt auf.
Source Code
Und täglich grüßt das Murmeltier... im Zug. Mit Source Code ist Duncan Jones ein cleveres, kleines Sci-Fi-Juwel gelungen. Wo sich andere Zeitreise- bzw. Zeitschleifen-Filme leicht verzetteln, behält er den Kurs bei und reißt uns mit. Jake Gyllenhaal wacht in einem Nahverkehrszug nach Chicago auf, sitzt der umwerfenden Michelle Monaghan gegenüber, ist offenbar nicht er selbst und hat keine Ahnung, wie er dorthin gekommen ist. Acht Minuten später explodiert der Zug mit allen darin. Und dann geht das ganze Spiel von vorne los, wieder und wieder, bis er im Wettrennen gegen die Zeit den Bombenleger gefunden und seine Mission erfüllt hat. Doch damit gibt er sich nicht zufrieden...
Der Polarexpress
Ein kleiner Junge, der nicht an den Weihnachtsmann glaubt, wo gibt es denn so was? Bei Robert Zemeckis zum Beispiel! Doch dieser Junge wird bald eines Besseren belehrt, als in der Weihnachtsnacht Der Polarexpress vor seiner Haustür hält und ihn Schaffner Tom Hanks (der mittels Motion Capture auch alle anderen Hauptrollen spielt) zum Einsteigen auffordert. So beginnt ein fantasievolles CGI-Abenteuer, mit allem, was dazugehört: Landstreicher auf dem Dach, Karibus auf dem Gleis, rasanter Achterbahnfahrt und Schlitterpartie und schließlich einem Showdown am Nordpol. Ho ho ho!