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"Twin Peaks" war schräg? Es geht schräger!

Review "Twin Peaks"-Revival: Skurriler als das Original, der neue Fall

Review "Twin Peaks"-Revival: Skurriler als das Original, der neue Fall
0 Kommentare - Mi, 31.05.2017 von S. Spichala
Wer hat Ruth Davenport ermordet? Ein neuer Fall ist die rote Linie im ansonsten sehr verwirrenden "Twin Peaks" Revival. Hier eine Review der ersten vier Folgen.
Achtung, diese Meldung enthält Spoiler!

Schaut man nur den Auftakt des Twin Peaks-Revivals mit der Doppelfolge, bleibt man furchtbar verwirrt zurück und muss schon sehr überlegen, ob man wirklich weitergucken will - für die, die das Original nicht kennen, ein schwieriger Start. Die Neugier, ob in die Verwirrung noch etwas Logik hineinkommt, treibt natürlich dazu, am Ball zu bleiben, es ist schließlich ein Twin Peaks-Revival der Originalschöpfer David Lynch und Mark Frost - und eben ein Mysterythriller. Das Original hatte den Vorteil, dass die Serie wie ein zwar düsterer, aber noch recht verständlicher Kleinstadt-Mysterythriller begann und die Black Lodge, in der Tote mit Lebenden sprechen können, erst später eingeführt wurde.

"Twin Peaks" Season 1 Trailer 4

Nun ist es umgekehrt, das Twin Peaks-Revival startet direkt mit FBI Agent Dale Cooper (Kyle MacLachlan), der seit 27 Jahren verschwunden ist und in der Black Lodge festsitzt. Natürlich bekommt er auch einen Besuch von Laura Palmer (Sheryl Lee), doch ebenso von einem seltsamen Einarmigen mit Glasauge und Lauras Vater. Ziemlich schräg ist eine Art toter blattloser Baum mit einem sprechenden Kopf in der Spitze, der wie ein Mix aus Sack und Gehirn aussieht. Und der hat einige kryptische Hinweise für Cooper, die selbst nach vier Folgen noch keinen Sinn ergeben. Dafür muss man wohl alle 18 Episoden gesehen haben. Zudem ist es eine Lynch-Produktion, manches wird sicher sinnfrei bleiben.

Der neue Fall von Twin Peaks dreht sich um Ruth Davenport, deren abgetrennten Kopf man drapiert über einem unbekannten männlichen Körper in ihrem Bett findet. Verdächtigt wird Hochschuldirektor Hastings, da man überall seine Fingerabdrücke findet. Ab Episode 2 wendet sich das Blatt bezüglich der Schuldfrage, wir verraten natürlich nicht, in welcher Form. Sicher ist, er ist nicht ganz unschuldig, aber auch nicht in der Form schuldig wie vermutet.

Es ergeben sich auch Hinweise auf die Verbindung des Falls mit Dale Cooper, allerdings einem bösen Lederjacke tragenden langhaarigen Doppelgänger von ihm - wie sich herausstellt, besessen von Dämon Bob, der auch Laura Palmer auf dem Gewissen hat. Und auch im Revival als Killer aktiv ist, wenn auch nicht zwingend als der Killer von Ruth. Der böse Zwilling hat wiederum eine kriminelle Verbindung zu einem Milliardär und wie sich später herausstellt, auch Ex-FBI-Agent namens Phillip Jeffries, der wiederum einen Studenten beauftragt hat, einen seltsamen Glaskasten mit Kameras im Auge zu behalten, erwartend, das darin etwas auftauchen könnte. Was auch in der ersten Folge bereits passiert und den Studenten wie auch seinem Liebchen äußerst blutig das Leben kostet...

Cooper muss im Twin Peaks-Revival jedenfalls weg aus der Black Lodge zurück in die Realität und nimmt dafür die Stelle eines weiteren Doppelgängers namens Dougie Jones ein. Die Rückkehr von Original-Cooper ist sehr skurril inszeniert und verläuft in mehreren Etappen, die wir euch hier nicht verraten. Die Nebenwirkungen sind beachtlich, denn Cooper in Dougies Körper verhält sich wie ein Kind, eine Art Memory-Reset scheint eingesetzt zu haben. Entsprechend lernt er durch Nachahmung, was für reichlich schräge und lustige Szenen sorgt. Eine Art Restverbindung zur Black Lodge ist aber auch noch existent, was ihm in einem Casino, in das er hineinstolpert, einen Jackpot-Run einbringt.

Irgendwann kommt er auch bei Dougies Zuhause an, dessen Frau Janey-E (Naomi Watts) erst ziemlich sauer ist, dass er für drei Tage spurlos verschwunden war. Doch der Sack Geld, den er mitbringt, sorgt für ein rasches Verzeihen wie auch nicht mehr groß sich wundern über den sehr offensichtlich äußerlich wie auch im Verhalten veränderten Dougie. Der böse Doppelgänger hatte im Moment des Austauschs wiederum einen Autounfall und sitzt nun im Gefängnis. Rasch erfährt das FBI, angeführt von David Duchovny als transsexuelle Denise, dass Cooper wieder aufgetaucht ist. Das Trio Deputy Director Cole, Albert und FBI-Lady Tammy stattet ihm einen Besuch ab und ist sich rasch einig, das etwas mit diesem Cooper nicht stimmt. Eine passende Referenz ist auch das Franz Kafka-Bild in Coles Büro.

Comebacks gibt es einige in bekannten Rollen in Twin Peaks, doch noch machen nicht alle Sinn. Herrlich ist eine Szene mit Lucy, Andy und Hawk: Letzterer bekam einen Hinweis, dass er etwas Vermisstes im Fall Laura Palmer auf Indianer-Art aufspüren soll. Wir nennen es mal die Bunny-Szene, wenn ihr sie seht, wisst ihr, was wir meinen. Lucy und Andy sind jedenfalls schräg wie eh und je, und sie haben einen Marlon Brando-like Sohn namens Wally. Die Szene mit ihm wirkt vollkommen sinnfrei, aber wer weiß, was noch kommt. Auch Shelly und James kehren zurück inklusive der Bang Bang-Bar und kultiger Indie-Konzerte. Sie werden in Episode 4 mehr in den Fall involviert, das Comeback bekommt also noch etwas Sinn.

Wir können hier nicht alles wiedergeben, doch von Folge zu Folge finden sich einige Puzzleteile zusammen, möglicherweise bleibt aber auch einiges offen. Solange die Grobstruktur einen Sinn ergibt, kann sicher jeder Lynch-Fan damit leben und auch pure Twin Peaks-Fans diese scheinbar noch schrägere Fortsetzung genießen. Ganz sicher nichts für Mainstream-Gewohnte, das Zielpublikum ist schon klar auf die existente Fangemeinde abgesteckt. In Deutschland ist die Serie seit dem 25. Mai im Pay-TV bei Sky Atlantic HD zu sehen.

Habt ihr schon reingeschaut?

Quelle: The Guardian
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