Die Darsteller machen ihre Sache in Fargo Staffel 2 allesamt wirklich hervorragend und hauchen damit den seltsamen Figuren überzeugend und kultig Leben ein. Besonders hervorheben müssen wir Zahn McClarnon (Longmire) als Auftragskiller Hanzee, den alle meist nur den Indianer nennen. Ein schweigsamer äußerst tödlicher Geselle. Auch Kirsten Dunst (Spider-Man-Trilogie) als Kellnerin in Nöten auf Feminismustrip und Jesse Plemons’ (Black Mass) Ed als einfach gestrickter Fleischer mit Herz sind einfach nur herrlich komisch, sowie Jeffrey Donovan (Sicario) als etwas dümmlicher Gangstersohn Dodd Gerhardt - und doch nimmt man all die Figuren auch genügend ernst. Mehr Comedyelemente sind tatsächlich vorhanden, dennoch ist es eher eine Dramedy, in der Balance vergleichbar mit Better Call Saul. Das Blut spritzt reichlich, dennoch nie allzu übertrieben sinnlos, es passt einfach. Wir können nicht mehr wirklich zählen, wie viele Tötungsarten thematisiert werden, aber so ziemlich jede kommt vor, allen voran natürlich die klassischen Bandenschießereien oder Cop-Gangster-Szenerien. Gegen Ende auftauchende dusselige Cops aus South Dakota verstärken zudem das Tarantino-Feeling. Ronald Reagans Wahlkampf kommt tatsächlich vor, spielt aber nur eine untergeordnete Rolle, doch für die Darstellung der Zeitepoche passt der Part gut rein und wird witzig eingebunden, ebenso die Anspielungen auf Watergate und der damalige Hype um UFO-Sichtungen.
Fargo Staffel 2 Fazit
Die zweite Staffel ist witziger als Staffel 1 angelegt, was aber hervorragend zum 70er Jahre-Stil passt. Die Story ist spannend und nicht weniger skurril als in Staffel 1, fühlt sich aber satter und epischer an durch den vergrößerten Cast mit mehr Handlungsspielräumen. Einerseits fühlt sich die Staffel wegen der Neuerungen wie ein eigenständiges Spin-off an, andererseits aber sind genug Ähnlichkeiten und Verlinkungen zur ersten Runde zu erkennen, genau richtig für eine Anthologieserie. Was in True Detective Staffel 2 etwas gekünstelt erneut versucht wurde zu erzeugen, wirkt hier kultig, frisch und einfach nur äußerst unterhaltsam und cool. Absolut gelungen und damit nur zu empfehlen. Sollte man irgendwann über ein Spin-off nachdenken, dann bitte ein Prequel zu Hanzee aka Der Indianer. Staffel 2 des Spin-offs könnte dann ein Sequel zu Staffel 2 von Fargo sein, das wiederum vor Fargos Staffel 1 spielt, wenn ihr die neue Runde gesehen habt, wisst ihr, warum. Staffel 2 ist seit heute komplett bei Netflix anschaubar, auch in der deutschen Fassung.
Ausblick auf Fargo Staffel 3
In einem Interview mit Serienschöpfer Noah Hawley wurde bereits bekannt, dass Fargo-Fans sich bis Frühling 2017 für eine neue Runde gedulden müssen, da der Zeitplan es nicht hergibt, diesen Winter noch eine neue Staffel zu drehen. Da die Serie aber nunmal das Winterambiente braucht, wird sie wohl erst im Winter 2016 produziert. Während das Sioux Falls-Massaker aus Staffel 1 zur Story von Staffel 2 führte, soll Staffel 3 keinen solchen Aufhänger haben. Zuvor wurde auch schon bekannt, dass die neue Runde wieder mehr in der Gegenwart spielt, im Jahr 2010. Also ein paar Jahre nach den Ereignissen von Staffel 1. Thematisch findet Hawley eine Story interessant, in der einfache Menschen in einer narzisstischen Zeit der Selfie-Generation versuchen, ihr Leben zu leben. Es soll zudem keiner der Charaktere der vorherigen Staffeln wiederkehren. Dennoch könnten storybezogene Verlinkungen eingebunden werden. Reichlich Zeit für die Entwicklung einer spannenden neuen Story hat Hawley ja nun.