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The Long Walk

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Ist The Long Walk realistisch?

"The Long Walk" – Wie lange hält der Körper das durch?

"The Long Walk" – Wie lange hält der Körper das durch?
5 Kommentare - Mo, 15.09.2025 von MJ-GPJ
Im Film marschieren Jugendliche ununterbrochen mit drei Meilen pro Stunde (4,8 km/h). Auf den ersten Blick ein zügiger Spaziergang, doch ohne Schlaf, ausreichende Nahrung und Pausen wird daraus schnell ein medizinisches Desaster.

Drei Meilen pro Stunde klingen harmlos. Wer regelmäßig spaziert, kennt das Tempo: zügig, aber nicht rennend. In The Long Walk liegt die Grausamkeit genau darin, dass dieses Tempo zur Bedingung für ununterbrochenes Weitergehen wird.

Der Film ist durchaus sehenswert, wir sprechen eine Empfehlung aus. Doch wenn ihr im Kino sitzt, werdet ihr euch sicher fragen: wie realistisch ist The Long Walk in Bezug auf die Laufleistung der Teilnehmer? Also, vorausgesetzt man akzeptiert die Prämisse, dass die Regierung zu Motivationszwecken diesen Lauf organisiert. Wir versuchen uns an einer Antwort:

Körperliche Arbeit ist kumulativ: jede Stunde addiert Belastung, Flüssigkeitsverlust und Mikroverletzungen an Haut und Muskel. Nach einigen Stunden tauchen erste Warnsignale auf: Schwindel, Muskelermüdung, Blasen. Nach einem ganzen Tag ohne vernünftige Pause wächst das Risiko ernsthafter Komplikationen: Kreislaufinstabilität, starkes Flüssigkeits- und Elektrolytdefizit, und Stoffwechselstress.

Der Schlafmangel verschärft das Problem dramatisch. Nach 24 Stunden ohne Schlaf sinken Aufmerksamkeit und koordinative Fähigkeiten messbar; nach 36–48 Stunden treten oft Wahrnehmungsstörungen und Mikro- oder Makrohalluzinationen auf. Körperliche Erschöpfung und schwindende Urteilsfähigkeit bilden eine gefährliche Kombination: Fehler beim Gehen, falsche Mengen an Wasseraufnahme oder das Übergehen von Schmerzen können katastrophale Folgen haben. Bei andauernder Belastung drohen außerdem Belastungsfrakturen, schwerwiegende Muskelzerstörung und als Folge Nierenprobleme. Im Film schaffen es relativ viele Läufer, mehr als zwei Tage durchzuhalten, das ist allerdings schon völlig utopisch.

Was könnte die Chancen verbessern, wenn man sich trotzdem am The Long Walk versuchte? Ausrüstung kann Zeit kaufen, sie kann den Körper aber nicht unendlich machen. Sinnvoll wäre: gut gedämpfte Laufschuhe mit stabiler Ferse (Road- oder leichte Trailrunning-Schuhe je nach Untergrund), hochwertige Funktionssocken und ein Wechselset, Blasenpflaster und Fußtape, isotonische Getränke und energiedichte Nahrungsgels, Elektrolyt-Tabletten, Kompressions- und Stützbandagen für empfindliche Gelenke sowie ein kleines Erste-Hilfe-Set. Schuhe mit ausreichender Dämpfung und gutem Sitz vermindern Blasen und Gelenkbelastung; Sockenwechsel ist oft entscheidender als das „beste“ Modell. Aber im Film ist das kein Thema, keiner scheint sonderlich auf die Ausstattung geachtet zu haben, einer der Läufer trägt sogar Chucks.

Also: Mit perfektem Equipment ließe sich das Leiden verlängern, nicht aber die biologische Grenze verschieben. The Long Walk ist eine sehr gelungene Parabel über Willenskraft und Grenzüberschreitung, keine realistische Anleitung für einen Langstreckenmarsch.

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5 Kommentare
MJ-Pat
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sid : : Smasher
16.09.2025 11:06 Uhr | Editiert am 16.09.2025 - 11:07 Uhr
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Dabei seit: 01.10.12 | Posts: 2.512 | Reviews: 18 | Hüte: 62

Man ahnt bereits beim Trailer, dass der Film nichts für Leute mit ganz schwachen Nerven ist. Aber beim Lesen dieser praktischen Analyse musste ich doch schmunzeln ^^. Und wer weiß, wann man die Tipps einmal brauchen kann.

The Long Walk ist zwar für mich kein Film, den ich im Kino sehen müsste, aber später bestimmt.

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GPJ : : Moviejones-Fan
16.09.2025 09:05 Uhr
0
Dabei seit: 26.09.24 | Posts: 759 | Reviews: 4 | Hüte: 38

Hamill ist wirklich nicht sonderlich bedrohlich in seiner Rolle. Und einige werden ihn unter seiner Mütze und der Sonnenbrille vermutlich auch kaum erkennen. Auch aus meiner Sicht kein sinnvolles Casting.

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move : : Moviejones-Fan
15.09.2025 10:38 Uhr | Editiert am 15.09.2025 - 10:50 Uhr
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Dabei seit: 08.08.23 | Posts: 490 | Reviews: 0 | Hüte: 23

Ja. Ist halt ein Film. Wer schon einmal eine Strecke von 50 km am Stück gelaufen ist weiß, wie unrealistisch das Ganze ist. Ich bin sehr sportlich, mache das öfters und brauch danach mind. einen Tag Pause. Bei Blasen dann auch eine Woche. Und durch die Reibung und Feuchtigkeit würden sich bei Jedem früher oder später Blasen bilden; selbst mit den besten Laufschuhen der Welt.

Das Buch habe ich vor vielen Jahren mal gelesen, als ich noch keinerlei Ahnung vom Laufsport hatte. Offenbar wie King, als er den Roman verfasst hatte. Da waren es noch 4 Meilen. Das wurde dann offenbar zur "Glaubwürdigkeit" für den Film schon etwas reduziert. Wenn ich mich richtig erinnere, waren es im Buch am Ende auch über 100 h Laufzeit und dem entsprechend weit über 400 Meilen (müssten fast 700 km sein). Das würde nicht mal der beste IronMan Teilnehmer am Stück schaffen.

Aber bei King geht es oft nicht um Realismus, sondern um eine Art Symbolik. Hier, wie weit jemand "gehen" würde, um sein eigenes Leben zu retten; mit Aussicht auf das Paradies. Und zumindest im Buch war der Weg ganz klar das Ziel. Der gezeigt hat, wie sehr jemand abstumpfen kann, um sein Ziel zu erreichen. King hat mit diesen Roman begonnen, als er selbst noch ein Jugendlicher war und die Usa sich mitten im Vietnamkrieg befand. Da kam ihm sicher die Überlegung, was würde ein Soldat auf sich nehmen, um wieder lebend aus dieser Hölle herauszukommen und wie weit wächst er dabei über sich hinaus. Und inwieweit dieser dabei sein Leben über das der Anderen (Soldaten) stellen würde.

Die Verfilmung werde ich mir aber sparen. Das Casting mit Mark Hamill als "Major" gefällt mir schon mal gar nicht. Natürlich mag ich ihn als Luke Skywalker. Aber der Mann kann nicht wirklich schauspielern und den "Bösen" werde ich ihm nicht abnehmen können. Und ich möchte mir das immer noch sehr intenstive Gefühl des Buches nicht verwässern. Das hat leider schon die furchtbare Verfilmung zu "The Beach" geschafft.

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MrBond : : Imperialer Agent
15.09.2025 08:24 Uhr | Editiert am 15.09.2025 - 08:24 Uhr
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Dabei seit: 03.12.14 | Posts: 3.891 | Reviews: 24 | Hüte: 607

Interessante Überlegung, die natürlich "eigentlich" völlig sinnlos ist ^^. Wie sagte Michael Mittermeier einst so treffend: "Hier geht`s nicht um Realismus... außerdem heißt der Film Auf der Flucht und nicht Gekriegt nach 5 Minuten". Aber trotzdem lustiger Artikel... bitte mehr davon.

Sehe ich so aus als ob mich das interessiert?!"

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SpiderFan : : Moviejones-Fan
15.09.2025 07:57 Uhr
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Dabei seit: 06.05.22 | Posts: 1.661 | Reviews: 0 | Hüte: 33

Death Stranding - the movie.

Oder der eine Kollege ist weiterhin ein Android, wie in Alien Romulus, dann würde seine Leistung Sinn ergeben. laughing

Aber Spaß beiseite... Bin gestern direkt zum Kinofest im Film gewesen, Saal voll bis auf den letzten Platz und hab gute Unterhaltung vorgefunden.

Groß drüber nachdenken darf man natürlich nicht, aber der Film würde sonst nicht funktionieren.

“You have fought long enough, Galadriel. Put up your sword.”

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