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Match Point

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Match Point Kritik

Match Point Kritik

Match Point Kritik
0 Kommentare - 25.06.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Match Point" ist.

Bewertung: 4 / 5

Chris Wilton (Jonathan Rhys-Meyers) ist ein talentierter, aber auch fauler Tennisspieler. Daher nimmt er den Job als Trainer in einem Londoner Club an. Er erhofft sich dadurch einen Zugang zur Upper Class der britischen Gesellschaft. Es dauert nicht lange, bis er sich mit dem arroganten und reichen Tom Hewett (Matthew Goode) anfreundet und sich anschließend in dessen Schwester Chole (Emily Mortimer) verliebt. Auch deren Eltern Alec (Brian Cox) und Eleanor (Penelope Wilton) gefällt er auftrebende Mann. Daher bietet Alec eine Geschäftskarriere an und auch eine Hochzeit mit Chloe steht im Raum. Alles scheint perfekt, bis Chris die hübsche Nola (Scarlett Johansson), Toms Verlobte, kennenlernt und sich verliebt.

Woody Allen beginnt seinen Film mit einer großen Wahrheit und einer Erkenntnis, die noch lange nicht in den Köpfen und Geistern des Großteils der Gesellschaft angekommen scheint. Das Leben hat selten etwas mit Talent zu tun, sondern ist das Resultat von Glück. Zumindest, wenn man von einem logischen Standpunkt heraus agiert. Und das ist natürlich auch schon ein Statement, denn diese Erkenntnis lässt sich dann auch auf das Individuum übertragen und man kann grob erahnen, was da auf einen zukommt. Nun beginnt der Film mit einer sehr unsympathischen Figur. So wäre zumindest eine Wahrnehmung. Und der Zuschauer verfolgt diese Figur auf ihrem Weg zum Aufstieg. Daß orientiert sich natürlich an New Hollywood, also der Zeit, aus der Woody Allen selbst stammt. Etwas frustrierend kann das schon sein, wenn man sein Leben lang eigentlich immer und immer wieder die gleiche Thematik bedienen muss. Das wusste auch schon der Kabarettist Volker Pispers, der seine Karriere mit dieser Erkenntnis beendete. Geld, Macht und Frauen. Das sind die drei kleinen Träume, die Vertreter der Aufstiegsideologie Neoliberalismus immer wieder zum Gewinnen anspornen. Dabei ist das grundsätzlich erstmal materiell, und auch das Benutzen der Mehrzahl vom weiblichen Geschlecht in diesem Zusammenhang zeigt, wie entmenschlicht diese Wesen doch agieren. Ob man solche Filme nun aber wirklich noch braucht, daß zeigen ja die Vermögensverhältnisse und die gesellschaftsinternen Verteilungsprobleme. Etwas durchdachtere Menschen jedoch kennen das, wenngleich sie es nicht verteufeln wollen.

Auch wenn allen seine Geschichte keineswegs in Amerika ansiedelt, so ist doch klar, welches Land er im Besonderen meint. Das ist vielleicht ein wenig blind und arrogant, doch gibt es nun mal Länder, die in der Ausübung von Dekadenz gerne mehrmals den Vogel abschießen. Dabei steht im Zentrum des Films eine wirklich kleinliche, und immer wieder aufkeimende Parole. So ist es die Rettung des gutbürgerlichen Lebens, vor der Zerstörung der Unangepasstheit. Dieser Kontrast wurde natürlich schon tausende Male skizziert. Man erinnere sich da nur American Psycho (2000). Doch gerade dieser Konflikt und Trugschluß, der so auf Außenwirkung und das vermeintliche Kennen des Gegenübers aus ist, ist in diesem Werk mehr als nur Famos. Die Konflikte, die hier auftreten, entstehen eigentlich nur, weil die Hauptfigur sich nach einem Leben sehnt, in dem sie nicht in den sozialen Kreislauf von Verantwortung gedrängt wird. Familie, Finanzen und Ehre bilden die Grundpfeiler der Motivation für die Hauptfigur Chris Wilton. Doch eigentlich sehnt er sich auch immer danach, seine gesamten Gelüste ausleben zu können. Daß ist dann tatsächlich wieder einmal hochkomplex, weil die Figur einerseits den klassischen unerbittlichen Aufsteiger porträtiert und dieser dabei keinerlei Rücksicht auf Verluste nimmt, um letztlich in eine Situation zu geraten, die mit einem Kontrollverlust einhergeht. Daß heißt also, daß ein Alphatier auf Widerstand stößt, was tatsächlich zu einer durchaus komplexen Darstellung von Gefühlen führt. Gleichsam entwickelt sich die Geschichte ab einem gewissen Punkt in eine Richtung, in welchem der Anarcho der Unterschicht, versucht sein gutbürgerliches Leben zu retten. Daß mutet Paradox an und zeigt nur ein weiteres mal auf, für wie kaputt Allen diese Gesellschaft hält.

Wenn man dann in der Geschichte ist, bekommt man zu Weilen das Gefühl, als wüsste Allen nicht, was er täte. Denn ein klarer Fokus wird lange nicht ersichtlich. Und dennoch ist es gerade die Faszination an beiden Hauptfiguren, die den Zuschauer irgendwie an das Geschehen bindet. Daß liegt vor allem daran, daß sich immer mehr und mehr Intrigen und Lügen um die beiden herum aufbauen und man einfach weiß, daß sich das auf eine bestimmte Art irgendwann entladen muss. Doch auch hier wählt Allen einen ganz anderen Weg und spinnt seinen Film als Hommage an Hitchcock-Werke wie Bei Anruf Mord (1954). Man hat es nicht kommen sehen, obwohl es so offenkundig vor den Augen der Zuschauer lag. Nämlich sind es vor allem die Verhaltensweisen der handelnden Figuren, die einfach mit den Motiven des Ablaufes komplett übereinstimmen. Es ist logisch und offenkundig, doch durch den Wechsel von ruhigem Melodram zu einem Psychothriller, wird man immer wieder von allen überrascht. Im Nachgang wirkt die Hauptfigur dabei eigentlich wie der letzte lebende Freigeist. Wenngleich das überspitzt dargestellt wird, sucht er dennoch die Flucht aus dem konservativen Lebensmuster und muss dann entsetzt feststellen, daß er vermutlich in ein weiteres geraten ist. Wobei die Figur sich eher davor fürchtet, von ersterem Muster erwischt zu werden und dann natürlich auch widersprüchlich bleibt.

Um Reichtum, ergo ein System zu verstehen, muss man immer auch verstehen, wo Reichtum letzten Endes herkommt. Daß wäre zumindest die zentrale These von Burning (2018). Und wenn man so will, ist Match Point eine Art Prototyp für den südkoreanischen Thriller. Dieser Umstand lässt sich dann genauso auch auf die Charaktere übertragen und es zeigt auf, daß allen seine Zuschauer ein weiteres Mal vorführt. In einem normalen Kontext, wäre eine Geschichte, wie sie Chris Wilton erlebt keinesfalls möglich. Niemand würde einen Menschen, den man kaum kennt, in einen Kreis lassen, der ihm Macht ermöglicht. Man kann das schnell als Drehbuchfaulheit auslegen, weil es augenscheinlich keinen Sinn ergibt. Doch dann nähme man den Figuren auch ihren symbolischen Charakter, der tatsächlich wesentlich ausschlaggebender ist. Es geht nämlich nicht darum, daß die Geschichte sinnig ist, sondern im Gegenteil. Weil auch die Funktionäre des Kapitalismus in unserer Welt oft verschleiert agieren, tun es auch die wohlhabenden Menschen in Allens Werk. Daß heißt aber auch, daß Frauen letztlich einen ganz anderen Charakter zu sich haben, als ihn Männer in dieser Welt haben. Denn die von Scarlett Johansson gespielte Nola Rice bleibt das Objekt der Begierde. Und während ein Scoresese in Werken wie Casino (1995) oder The Wolf of Wall Street (2013) relativ nüchtern und extrem zynisch darauf reagiert, nutzt allen diesen Umstand, um auch ein soziales Problem aufzuzeigen. Das mag ebenfalls zunächst kitschig und klischiert wirken und dennoch wirft er die Frage in den Raum, was denn einer Frau bleibt, die nichts außer ihrer Schönheit hat. Sie steht letztlich im Abhängigkeitsverhältnis zu den Männern, wie der Film immer und immer wieder betont.

Man könnte den Film natürlich jetzt hier auch enttarnen und das als puren Zynismus oder gar Sexismus auslegen. Denn auch der Umstand, daß Idealisten und zu Objekten degradierte Menschen in diesem Werk nicht überleben können, ist eine Erkenntnis, die bitter sitzt. Denn diese Menschen sind nicht auf den puren Erhalt von materiellem Gut und dem konservativen Spießbürgertum aus. Es geht da um Flucht. Dann gibt es eine Ideologie, die wie nichts anderes an die Romantik erinnert. Nämlich die, daß es Liebe geben muss. Die wahre Liebe und es gibt dann nur einen Wandel für diese Figur, wenn dieser Ausweg letztlich zu ist. Dabei kommt es natürlich zur Gegenüberstellung der beiden Figuren. Sowohl Chris als auch Nola kommen aus der gleichen Welt. Dem finanziellen Minderwert, ausgedrückt durch einen Überlebensinstinkt. Hier führt allen dann letztlich alle Fäden zusammen und kommt unweigerlich zu der einzigen Lösung, zu der man in diesem Kontext kommen kann. Sie versuchen alles, um aus dem Leben, welches für sie nicht lebenswert erscheint, und welches es in vielerlei Hinsicht einfach auch nicht ist, herauszukommen. Diese Welt besteht dann nur aus Material und auch Menschen werden hier zu diesem. Das heißt also, daß man sich, mithilfe von Sexappeal oder Charme in eine andere, wohlhabendere Welt einkaufen will. Natürlich zeigt das aber auch auf, da0 Menschen letztlich keinen Wert in dieser Welt haben.

Vielleicht war es Match Point nie vergönnt, ein richtig großer Film zu sein. Nicht im kommerziellen Sinne, aber auf inhaltlicher Ebene. Denn dafür ist das Werk in mancher Hinsicht nicht wirklich aussagekräftig, beziehungsweise wählt die Aussagen, die man bereits verstanden hat, wenn man denn involviert ist. Darüber hinaus ist es ein spannendes Werk, daß sich irgendwann in eine unerwartet, erfrischende Richtung entwickelt und von einer Flucht und gleichsam dem Erhalt von Zuständen berichtet. Schauspielerisch können vor allem die Hauptdarsteller beeindrucken und hinterlassen einen bitterbösen Hieb in der Magengrube.

Match Point Bewertung
Bewertung des Films
810

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