Love, Death + Robots bleibt ein Aushängeschild kreativer Animationskunst - und auch Staffel 4 unterstreicht das eindrucksvoll. Die neue Season umfasst zehn Kurzfilme, die von kosmischem Horror bis zu skurrilem Humor reichen, produziert erneut von Tim Miller und David Fincher.
Jeder davon ist für sich ein visuelles und erzählerisches Unikat: David Finchers Beitrag „Can’t Stop“ zeigt die Red Hot Chili Peppers als groteske CGI-Marionetten, während Tim Millers „Der Schrei des Tyrannosaurus“ Dinosaurier im Gladiatorenstil durch den Orbit toben lässt. Mit „Spider Rose“ inszeniert Jennifer Yuh Nelson eine melancholische Adaption von Bruce Sterlings Geschichte über Verlust und Trauer im All.
Im Gespräch mit The Hollywood Reporter gewährt Miller nun spannende Einblicke in die Entstehung, spricht über Kontroversen wie Mr. Beasts umstrittene Sprechrolle und verrät seine Pläne für die Zukunft der Reihe, die auch weiterhin ein Schaufenster für visionäres, kreatives Erzählen bleiben soll.
„Wir hatten 1300 Stories zur Auswahl - es war, als müsste man sein Lieblingskind wählen.“ Ein verbindendes Thema gebe es absichtlich nicht: „Meine Vorgabe ist kein Thema - das gibt unseren Regisseuren Freiheit.“ Besonders die Dino-Schlacht sei ein Kraftakt gewesen - laut Miller „ein Albtraum für die Animatoren“.
Die Entscheidung, den YouTuber Mr. Beast als sadistischen Spielleiter in „Der Schrei des Tyrannosaurus“ zu besetzen, sorgte bereits im Vorfeld für Diskussionen. Doch Miller verteidigt den Coup: „Er ist ein Fan der Serie und bringt genau die überdrehte Energie mit, die wir brauchten. Er hatte richtig Spaß daran, böse zu sein.“
Zur inhaltlichen Qualität zeigt sich Miller bisweilen selbstkritisch. Nicht jede Episode sei ein Volltreffer: „Manche Geschichten, wie ‚Intelligente Haushaltsgeräte, dumme Besitzer:innen‘, waren solide - aber nicht unser Bestes.“ Immerhin: Die Besetzung mit Kevin Hart und Amy Sedaris habe Schwung gebracht. „Sie waren witzig, aber die Story war einfach schwer umzusetzen“, so Miller.
Ein zentraler Erfolgsfaktor der Serie bleibt für Miller die internationale Zusammenarbeit: „Wir hatten Studios in Japan, Spanien, den USA - das macht die Serie so vielfältig.“ Auf die Frage nach den Produktionskosten bleibt er realistisch: „Animation ist teuer, aber Netflix gibt uns die Freiheit, Risiken einzugehen.“
Trotz der noch fehlenden Zusage von Netflix zeigt sich Miller optimistisch für eine fünfte Staffel. „Wir haben bereits Ideen. Mirrorshades und SNAFU sind Quellen, die ich liebe“, verrät er im Interview - beides Kurzgeschichten-Anthologien, die für ihren innovativen Mix aus Cyberpunk, Kriegssatire und Science-Fiction bekannt sind. Auch Spielfilm-Adaptionen kämen für ihn in Frage: Besonders „Sonnies Vorteil“ - eine düstere Geschichte über eine Kämpferin, die mit einem monströsen Biowesen verbunden ist, oder „Spider Rose“ böten laut Miller genug Stoff für eine größere Leinwanderzählung.
Love, Death + Robots Staffel 4 zeigt jedenfalls eindrucksvoll, dass die Serie mit ihrer Vielfalt und Mut zu Experimenten auch weiterhin einzigartig bleibt. Tim Millers Leidenschaft und die Zusammenarbeit eines internationalen Teams machen die Anthologie zu einem echten Highlight für Animations- und Sci-Fi-Fans. Ob Staffel 5 oder ein Spielfilm folgt - die Zukunft verspricht auch künftig spannende, irrwitzige Geschichten.
