Die Idee klingt nicht schlecht und auch auf dem Papier wirkt das Tudum-Event vielversprechend. Doch so richtig rund lief das alles nicht. Und wirklich begeistert waren wir leider auch nicht. Es wirkte doch alles etwas aufgeblasen für dann vergleichbar wenig Neues, was man präsentiert bekam.
Vor allem anfangs war das Event etwas gewöhnungsbedürftig. Die Fans vor Ort schrien im Grunde durchgängig, sodass nie klar war, worauf sie jetzt eigentlich reagierten und auch so manch versuchter Witz der Anwesenden auf der Bühne ging dadurch ziemlich ins Leere. Es gab nicht wirklich eine gefühlte Verbindung zwischen den Fans und den Stars auf der Bühne. Zudem hatte man mit einigen technischen Schwierigkeiten zu kämpfen. Man hat schlicht und einfach gemerkt, dass so ein Event vor Ort mit dutzenden Menschen sowohl für die Zuschauer vor Ort als auch dem Veranstalter nach Jahren der Pandemie etwas ist, an das man sich erst wieder gewöhnen muss. Es wurde mit der Zeit aber dann doch besser, vor allem das Zusammenspiel zwischen Fans und den Stars.
Dennoch waren die knapp drei Stunden einfach viel zu lang. Die Stars, die auf die Bühne kamen, haben oft viel zu viel geredet, ohne wirklich etwas zu sagen. Und fast immer wurde das Gleiche gesagt: Toll hier zu sein, wir lieben euch Brasilien, ihr seid klasse, wir hatten so viel Spaß beim Drehen, wir tun es für euch, euch erwartet etwas Herausragendes, das Beste, was wir je gemacht haben und so weiter. Das meiste wurde von den Stars von einem Teleprompter abgelesen und es wurde nach einer Weile nicht nur nervig, sondern auch etwas peinlich immer wieder dasselbe zu hören. Man hätte die Veranstaltung mindestens um die Hälfte kürzen können.
Und dann gab es diese Momente, wo sich z.B. der Cast der Serie Noch nie in meinem Leben ..., die jetzt nach vier Staffeln beendet wurde, auf der Bühne auf eine dramatische Weise von den Fans nach so vielen großartigen Jahren verabschiedet haben, dass man kurz den Eindruck gewinnen konnte, dass hier eine Serie zu Ende geht, die seit 20 Jahren die komplette Welt begeistert hat. Oder als hätten gerade die Beatles ihre Trennung bekannt gegeben. Wir gehören sicherlich nicht zur Zielgruppe der Serie, aber das wirkte einfach ein wenig überdramatisiert.
Es gab auch gute Momente. Henry Cavill wurde von den Fans bejubelt wie kaum jemand an diesem Abend, was ihn sichtlich rührte. Und auch der Cast sowohl von Avatar - Der Herr der Elemente als auch One Piece hatten sichtlich Spaß auf der Bühne. Vor allem hier wirkte es auch endlich mal so, als würden die Stars frei auf der Bühne sprechen, und nicht einfach etwas Langweiliges vom Prompter ablesen.
Gamer-Fans kennen das alles nur zu gut. Denkt man vor allem an frühere Veranstaltungen, wie vor zehn Jahren noch die Shows auf der E3 bspw. abgehalten worden, kommen einige schlechte Erinnerungen wieder hoch. Doch hier hat die Industrie gelernt und mittlerweile wird bei den heutigen Shows nicht groß auf der Bühne irgendetwas Langweiliges und Nichtssagendes von sich gegeben, sondern es werden schlicht Trailer nach Trailer rausgehauen.
Insgesamt war es kein schlechtes Event, aber wir hätten durchaus einige Verbesserungsvorschläge. Dafür, dass es jedoch zum ersten Mal tatsächlich live an einem Ort vor Publikum stattfand, darf man mit dem Ergebnis wohl zufrieden sein. Schaut Netflix sich einiges aus der Gamer-Industrie ab, könnte es im nächsten Jahr schon eine wesentlich rundere Veranstaltung werden.
Hier könnt ihr euch das ganze Event in voller Länge übrigens auch gerne noch einmal selber angucken:
