"Yippee-ki-yay, motherfucker!" - Denkt man an die Stirb langsam-Filme, kommt man über kurz oder lang unweigerlich auf die deftigen One-Liner des von Bruce Willis gespielten Allerweltspolizisten John McClance zu sprechen. Nun packt aber Stirb langsam 2-Regisseur Renny Harlin aus, dass der Actionstar für die Fortsetzung einen deutlich grimmigeren Helden im Sinn hatte, der auf derartigen Wortwitz verzichtet. Diese unliebsame Haltung sollte für dicke Luft am Set sorgen ...
Wie Renny Harlin gegenüber Empire verriet, sei für Willis mit dem bahnbrechenden Erfolg von Stirb Langsam eine neue Ära in seiner Karriere angebrochen. Zu diesem Zeitpunkt sei es ihm wichtig gewesen, seine Reputation dafür zu nutzen, Einfluss auf die Filmproduktionen auszuüben, bei denen er mitwirkte. Der Hauptdarsteller wollte demnach einen John McClane, der in Stirb Langsam 2 pflichtbewusst und ohne Witzchen den Tag rettet.
Harlin erklärte dem Draufgänger, dass dieser Ansatz für Stirb langsam 2 nicht funktionieren werde, da sich das Publikum in diese Rolle verliebt habe. Fortan sehe es ihn als Freund, den man unmöglich verlieren wolle. Willis wollte das jedoch nicht hören und erklärte, dass das Verhalten von John McClane in diesen brenzligen Situationen Unsinn sei, immerhin hingen von seinem Durchhaltevermögen Menschenleben ab. Harlin sagte dazu, dass das ein Film sei und nicht die Realität. Demgemäß zog er den Unterhaltungswert des Sequels eindeutig einer sattelfesten Charakterstudie vor.
Letztlich musste die Sache gemeinsam mit dem Produzenten Joel Silver in einem extra dafür anberaumten Meeting geklärt werden. Um einen angemessenen Umgang mit der Meinungsverschiedenheit zu finden, erklärten sich die Männer zu einem Kompromiss bereit: Willis wurde für Stirb langsam 2 eingeräumt, dass er so viele Takes drehen könne, wie er wolle. Die Gegenseite hatte allerdings das Recht, die identischen Passagen einmalig mit Humor geliefert zu bekommen, damit man diese im finalen Schnitt einbinden könne. Der Hauptdarsteller war mit dieser Lösung zwar nicht übermäßig glücklich, doch er stand zu seinem Wort und lieferte die entsprechenden Darbietungen ein ums andere Mal ab.
Letztlich habe man für Stirb langsam 2 jede noch so kleine Einstellung verwendet, die Willis von seiner verschmitzten und humorvollen Seite präsentiert - selbst ein Lächeln, das vor den eigentlich angesetzten Aufnahmen eingefangen wurde, habe es so in den finalen Film geschafft. Die ausführenden Produzenten hatten nach der Vorführung prompt gefragt, ob es nicht noch weitere Momente gebe, die McClane von seiner komischen Seite zeigen. Der Regisseur entgegnete darauf, dass man in dieser Hinsicht das gesamte Pulver von Willis verschossen und in den Film eingebaut habe.
Um ganz ehrlich zu sein, möchten wir uns John McClane ohne den schonungslosen Humor gar nicht vorstellen, da das eines der hervorstechenden Merkmale der Figur ist. Filme haben schließlich ihre eigenen Gesetzmäßigkeiten, sodass es nicht immer beinharten Realismus braucht. Dennoch wäre es durchaus interessant, eine alternative Schnittfassung mit einem bierernsten Cop zu sehen. Wie seht ihr das: Ist Stirb langsam 2 gut so, wie er ist oder hätte man lieber auf den Impuls von Bruce Willis hören sollen?