"Melancholia" ist eine Wucht von einem Film, allerdings nicht im Unterhaltungswert, denn der Film ist "starker Tobak".
Für mich ist der Film die perfekte Projektion und Darstellung der depressiven und melancholischen Stimmung und Gefühlslage eines Menschen, der psychisch labil und krank ist, hier im Film also die Gefühlslage von Justine (Kirsten Dunst). Ihre Darstellung ist dabei so meisterhaft, wie auch die Regiearbeit von Lars von Trier. Ich "fühle" quasi direkt mit Justine.
Genauso überträgt der Film die Stimmung der Angehörigen einer psychisch kranken Person, hier die Schwester von Justine, Claire, und ihrem Mann John (Kiefer Sutherland), perfekt auf den Zuschauer. Ich selbst habe ein paar Jahre Erfahrung mit einer Person, die ähnlich wie Justine erhebliche Stimmungsschwankungen, Depressionen, Schwermütigkeit, Melancholie, aber auch Glücklichkeitszuständen hat. Eine sehr schwere Erfahrung für mich.
Zu Guter Letzt zeigt der Film, wie sich die echte Angst vor dem Ende der Welt anfühlen könnte. Diese Unwissenheit, was man tun soll und tun kann. Die Erkenntnis, dass man nichts tun kann und das Ende unabwendbar ist, man es aber nicht so richtig akzeptieren kann und will, aber doch muss. Die Tatsache zu sehen, dass alles, wirklich ALLES auf einen Schlag enden wird. Das gesamte Leben, die Erde, einfach weg, von jetzt auf gleich. Der Film bringt diese Stimmungslage aus Sicht einer depressiven Person rüber, die scheinbar in nichts einen Sinn sieht und sich daher auf das Ende freut, da sie die Menschheit als etwas schlechtes sieht. Ebenso aus der Sicht einer fröhlichen und lebensbejahenden Person, die Angst vor dem Ende hat und die Ansichten ihrer Schwester überhaupt nicht teilt.
Es ist schwer in Worte zu fassen, aber "Melancholia" hat mich von Anfang bis Ende gefesselt und die Spannung quasi bis auf die Spitze getrieben, obwohl ich wusste, wie das Ende aussehen wird. Der Film ist dahingehend schonungslos und eiskalt. Das Leben könnte auf einen Schlag plötzlich aus sein. "Melancholia" ist durchzogen von einer extrem bedrückenden Atmosphäre.
Ich sehe in dem Film übrigens nicht irgendwelche Metaphern oder einen tieferen Sinn oder die Übertragung der Gefühlslage des Regisseurs Lars von Trier. Solche Anspielungen, sollte es sie denn geben, sind mir völlig schnuppe. Der Film ist für mich ein Film und genauso betrachte ich ihn. Und als Film ist er für mich ein kleines Meisterwerk, das ich so schnell nicht vergessen werde. Allerdings weiß ich nicht, ob ich mir den Film noch einmal ansehen würde. Die Stimmung ist mir einfach zu heftig negativ, das wirkt alles so real und realistisch, einfach ZU real.
10/10 Punkte - Geringer Wiederschauwert