Bewertung: 3.5 / 5
Peter Berg und Mark Wahlberg bleiben sich auch bei Boston treu und liefern einen spannenden Thriller ab, der auf einer wahren Begebenheit beruht. Die großartige Leistung Wahlbergs macht diesen Film dabei fast zu einer One-Man-Show, bei der viele andere tolle Darsteller schnell in den Hintergrund rücken. Doch trotz seiner sehr guten Umsetzung und durchgängigen Spannung bleibt Boston einer der Filme, die man nicht zwingend gesehen haben muss, denn dafür vermittelt er zu wenig neue Informationen, die die Ereignisse rund um den Boston Marathon greifbar werden lassen.
Boston Kritik
Wie jedes Jahr findet am 15. April 2013 der Marathon in Boston statt. Wie jedes Jahr haben sich Tausende Läufer, aber auch unzählige Zuschauer versammelt, um am Ereignis teilzunehmen oder ihm beizuwohnen. Es ist ein schöner Tag, aber er soll in einer Tragödie enden, denn unerwartet explodieren zwei Sprengsätze nahe des Ziels und Panik ist vorprogrammiert. Inmitten des Chaos versucht Polizist Tommy Saunders (Mark Wahlberg) einen klaren Kopf zu bewahren und für Ordnung und Sicherheit zu sorgen, doch niemand weiß, ob nicht noch weitere Explosionen möglich sind. Während Tommy mitten im Geschehen ist, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, den Täter zu fassen...
Trailer zu Boston
Gerade erst hatten Mark Wahlberg und Peter Berg bei Deepwater Horizon zusammengearbeitet, welcher im November im Kino zu sehen war, da steht auch schon die nächste Produktion der beiden in den Startlöchern. Mit Lone Survivor haben wir es nun mit der dritten Gemeinschaftsarbeit zu tun und spätestens mit Boston dürfte klar sein, dass es sich hierbei um ein ausgezeichnetes Gespann handelt, welches immer wieder gute und spannende Filme hervorbringt. Dabei unterscheidet sich der aktuelle Film bis auf die Thematik gar nicht so sehr von den Vorgängern, denn erneut wird ein Ereignis genommen, jedoch Heldentum und die menschlichen Schicksale in den Mittelpunkt gestellt.
Berg konzentriert sich einmal mehr auf ein heroisches Thema und setzt dabei auf ein Starensemble bestehend aus Wahlberg, J.K. Simmons, Kevin Bacon, John Goodman und Michelle Monaghan. Das liest sich gut auf dem Papier, doch viel zu tun hat ein Großteil dieser Darsteller nicht, denn sind wir mal ehrlich, die Poster deuten bereits die große Mark-Wahlberg-Show an. Dies ist nicht einmal negativ gemeint, denn Wahlberg hat es in den letzten Jahren geschafft, sich als ernstzunehmender Schauspieler zu etablieren. So ist es für ihn inzwischen kein Problem, banale Actionfilme wie Transformers 4 - Ära des Untergangs aufzuwerten und gleichzeitig in deutlich anspruchsvolleren Filmen wie Deepwater Horizon zu glänzen. Oscarwürdig ist dies zwar noch nicht, aber verdammt sehenswert und vielleicht die beste Performance von Wahlberg bisher.
Boston ist kein Film für zwischendurch, dafür sind die Ereignisse noch zu frisch und das wird dadurch verstärkt, dass gedrehtes Material mit Originalaufnahmen vermischt wird und dem Zuschauer so noch einmal deutlich gemacht wird, dass es sich hierbei um ein reales und kein fiktives Ereignis handelt. Dennoch hat man sich beim Drehbuch und der Umsetzung einige Freiheiten herausgenommen, damit am Ende auch ein wirklicher Thriller herauskommt. Dadurch kommt es immer wieder vor, dass einige Elemente simplifiziert werden und das Heldentum zu sehr in den Vordergrund rückt. Auch Tommy verkommt dadurch mitunter zum Übermenschen, der gewissermaßen die Verschmelzung vieler realer Helfer an zu vielen Orten gleichzeitig ist.
Gleichzeitig gelingt es Berg nicht im vollen Umfang, dem Sachverhalt neue Facetten abzuringen. Der Film wird zu sehr auf der sicheren Seite produziert, wenn auch extrem souverän, bietet dem Zuschauer dadurch aber keinen echten Grund, ihn sich anzusehen. So bleibt ein guter und spannender Thriller, dem aber, man verzeihe uns die Wortwahl, die letzte zündende Idee fehlt, so dass daraus wirklich etwas Großes hätte werden können. Ebenso stellt sich die Frage, ob es einen Film wie Boston im Moment eigentlich braucht, wo terroristische Anschläge inzwischen überall auf der Welt stattfinden und für viele Menschen traurigerweise allgegenwärtig sind - dahingehend dürfte es nur begrenzt Zuschauer geben, die dies auch noch im Kino erleben wollen, vor allem da diese Attacke noch sehr frisch ist.