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Die abhandene Welt

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Prädikat: besonders wertvoll

Die abhandene Welt Kritik

Die abhandene Welt Kritik
0 Kommentare - 08.03.2015 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 4 / 5

Eigentlich kann es nicht sein. Und doch glaubt Paul bei einem Blick auf das Foto der Opernsängerin Caterina Fabiani seine verstorbene Frau zu erkennen. Er bittet seine Tochter Sophie, nach New York zu fliegen, um Caterina aufzusuchen und diesem Geheimnis auf den Grund zu gehen. Wie zu erwarten, reagiert Caterina zunächst abwehrend auf die Fragen Sophies. Nur langsam öffnet sie sich der Tatsache, dass hier etwas nicht stimmen kann. Und nach und nach entblättert sich die Geschichte einer Familie, die beide Frauen für immer verändern wird. Und der sie sich beide stellen müssen...

Margarethe von Trotta ließ sich von nichts Geringerem als der eigenen Geschichte für ihren neuen Film Die abhandene Welt inspirieren. Diesen Mut, diese Nähe und diese Emotion spürt man dann auch in jeder Szene des Films. Dazu tragen auch die beiden exzellenten Hauptdarstellerinnen bei. Katja Riemann und Barbara Sukowa verkörpern Sophie und Caterina intensiv sowie glaubwürdig und verleihen den komplexen Figuren Tiefe und Empathie. Auch musikalisch schenken beide dem Zuschauer große Momente.

Trailer zu Die abhandene Welt

Geschickt verwebt von Trotta in ihrem Drehbuch Zeiten, Figuren, Erlebnisse und Gefühle. Neben der sehr persönlichen Geschichte entsteht so auch ein allumfassender Eindruck von dem, was Familie bedeutet. Eine gemeinsame Vergangenheit, gemeinsame Lügen und Geheimnisse, aber auch die gemeinsame Hoffnung auf zukünftiges Glück. Die Bilder sind klar und strukturiert. Auch das Setting, dominiert von kühlen Farben und moderner kühler Architektur, unterstützt diesen beherrschten Eindruck, der doch oft nur Fassade ist. Denn durch einzelne Fahrten, Einstellungen oder auch der Musik - von Soft Jazz bis hin zur Opernarie - bildet der Film interessante und vielschichtige Spannungsverhältnisse, die dem Zuschauer unter die Haut gehen.

In ihrem vorherigen Film Hannah Arendt hatten Margarethe von Trotta und Barbara Sukowa versucht, ein ihnen fremdes historisches Milieu so glaubwürdig wie möglich zu rekonstruieren und einer bekannten Persönlichkeit aus jener Zeit gerecht zu werden. Hier können sie dagegen völlig aus dem ihnen Vertrauten schöpfen. Eine ähnliche wie die erzählte Geschichte ist der Regisseurin und Drehbuchautorin von Trotta selber widerfahren, außerdem spielt der Film in dem heutigen gutbürgerlichen Künstlermilieu, in dem sie heimisch ist. Barbara Sukowa lebt wie die von ihr gespielte Opernsängerin Caterina in New York. Wie auch Katja Riemann ist Barbara Sukowa professionelle Sängerin, sodass viel von ihrem eigenen Metier in ihre Rollen mit einfließen konnte.

Diese Nähe der Geschichte und der Figuren zur Regisseurin und den Hauptdarstellerinnen ist wohl der Grund dafür, warum in Die abhandene Welt so entspannt und souverän erzählt wird. Dabei gibt es kaum einen Plot, der melodramatischer ist als jener von den Schwestern, die beide füreinander verloren waren und erst nach dem Tod ihrer Mutter zueinanderfinden. Doch von Trotta ist nicht an opernhaften dramaturgischen Effekten interessiert. Sie konzentriert sich ganz auf die Figuren, zeichnet sie sehr subtil und komplex. Und das Rätsel des Plots ist so raffiniert verschachtelt, dass von Trotta eine erstaunliche Spannung aufbauen und bis zum Schluss halten kann. Jede Nuance ist im Buch, der Regie und der Darstellung vom gesamten Ensemble meisterlich gestaltet. Und so ist dies zugleich ein tiefer und ein leichter, ein kunstvoller und ein unterhaltsamer Film.

Prädikat: besonders wertvoll

Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung

Die abhandene Welt Bewertung
Bewertung des Films
810

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