Bewertung: 4 / 5
Wer noch nie von Florence Foster Jenkins gehört hat, ist sicher kein Kunstbanause. Gehörte die 1868 in Pennsylvania geborene Sängerin doch eher zu den Kuriositäten der Zunft. Das Spannende an ihrer Vita ist aber, dass sie sich nicht unterkriegen ließ und den Traum einer Gesangskarriere trotz überaus mäßiger Anlagen dermaßen vehement bestritt, dass Zeitgenossen ihre Konzerte gerade wegen der unterhaltsamen Komponente liebten.
Florence Foster Jenkins (Meryl Streep), wohlsituierte Erbin und Mäzenin der New Yorker Musikszene, hegt den Traum, neben gelegentlichen Auftritten in dem von ihr gegründeten Verdi-Club auch als Sopranistin erfolgreich zu sein. Dafür nimmt sie regelmäßig Gesangsstunden und engagiert mit Cosme McMoon (Simon Helberg) einen Pianisten, der ihre täglichen Mühen begleitet. Ihr sie überaus liebender Ehemann St Clair Bayfield (Hugh Grant) unterstützt sie in ihren Bestrebungen von ganzem Herzen und hält auch vernichtende Kritiken zurück, die seine von Herzen gute, aber sensible Gattin tief treffen würden. Mit großer Hoffnung und viel Zuspruch im Gepäck traut sich Florence eines Tages das Unglaubliche: Ein Auftritt vor großem Publikum in der namensträchtigen Carnegie Hall...
Trailer zu Florence Foster Jenkins
Florence Foster Jenkins Filmkritik
Moment mal, eine Frau die schief singt und unbedingt auftreten will? Erinnert frappant an Madame Marguerite oder Die Kunst der schiefen Töne, der im vergangenen Jahr in den Kinos zu sehen war. Doch wo sich Regisseur Xavier Giannoli nur inspirieren ließ, schuf Stephen Frears (Philomena, Die Queen) mit Florence Foster Jenkins und Meryl Streep in der Hauptrolle eine Biographie der wohl schlechtesten Sängerin aller Zeiten. Eine Biographie, die längst überfällig war, denn bei all ihren Unvollkommenheiten war Jenkins doch eine äußerst willensstarke und ambitionierte Frau, die sich nicht unterkriegen ließ.
Florence Foster Jenkins nimmt sich dabei die Freiheit heraus, Stationen aus dem Leben der Sängerin herauszugreifen, aber nicht alle Details absolut wirklichkeitsgetreu wiederzugeben. Zwar erleben wir die Kunstliebhaberin bereits durch Syphilis geschwächt und als betagte Dame in zweiter Ehe mit St Clair Bayfield, doch ihr eigentliches Leben in Philadelphia verlagert sich direkt nach New York, wo alles auf das Finale in der Carnegie Hall zusteuert. Jenkins, die sich im Film um die Aufmunterung der US-Truppen bemüht, denen sie für besagtes Konzert ein großes Kontingent an Freikarten zur Verfügung stellt, dürfte in der Realität vom schon Wochen vorher ausverkauften Event berührt gewesen sein.
Mit Meryl Streep in der Hauptrolle entsprechend erstklassig besetzt, ist es eine Freude, sich Florence Foster Jenkins anzuschauen und ihrem prätentiösen und zugleich sympathisch-naiven Schauspiel zu folgen. Hugh Grant überzeugt an ihrer Seite als ihr Ehemann, der ihr bedingungslose Liebe entgegenbringt und den Fels in der Brandung darstellt. Jemanden trotz all seiner offensichtlichen Eigenarten so unabdinglich zu lieben, ist eine wunderschöne Geschichte und wird emotional erzählt. Denn perfekt läuft es sicherlich nicht in beider Leben, doch gemeinsam ergeben sie ein Team, dass den Widrigkeiten trotzt und - auch dank der finanziellen Mittel, die Florence Foster Jenkins zur Verfügung stehen - ihren Wünschen entsprechen können.
Sicherlich darf man sich fragen, wie ihr fehlendes Talent so an ihr vorbeigehen kann und warum ihr Mann ihr dermaßen nach dem Munde redet und man ihr aus Liebe nicht eher rät, die Auftritte lieber zu verwerfen. Doch vielleicht sind es die exzentrischen Momente, die sich nur Reiche leisten können, zum anderen hat ihr Ehemann und Manager sehr viel Achtung vor der Beharrlichkeit seiner kranken Frau und möchte sie glücklich sehen.
Florence Foster Jenkins Bewertung
Frears erzählt kein Märchen, sondern lässt uns 110 Minuten lang am Leben einer historischen Persönlichkeit teilhaben, die bei allen Kuriositäten im Film nicht der Lächerlichkeit preisgegeben wird. Denn selbst wenn das Offensichtliche klar ist, wie auch Simon Helberg als Pianist schnell erkennt, wünscht man der Sängerin ihren glanzvollen Auftritt auf der Bühne und damit ein kleines Wunder. Und so ist Florence Foster Jenkins eine Hommage an eine mutige, sicherlich weltfremde, vielleicht auch ein bisschen ignorante Frau, die aber ein großes Faible für Kunst und Musik hatte und das tat, was uns allen ganz gut stehen würde: Weniger auf andere Meinungen geben und viel eher dem eigenen Herzen folgen.
"Die Leute können vielleicht behaupten, dass ich nicht singen kann, aber niemand kann behaupten, dass ich nicht gesungen hätte." (Florence Foster Jenkins)