Bewertung: 3 / 5
Es erschließt sich uns nicht wirklich, wie It Comes at Night von Kritikern als "Meisterwerk des Horrorgenres" gefeiert wird, denn bis auf eine durchweg präsente Unruhe und Anspannung bietet der Film nicht sehr viel mehr. Ohne Frage wird viel richtig gemacht mit tollen Darstellern und einer netten Grundidee, aber über "nett" kommt der Film dann doch nicht heraus. Und dabei braucht es keinen Splatterschauer, um Bestnoten zu erhalten - aber der Zuschauer sollte nicht so dermaßen am Ende hinausgeworfen werden.
It comes at Night Kritik
Paul (Joel Edgerton), Sarah (Carmen Ejogo) und ihr Sohn Travis (Kelvin Harrison Jr.) bewohnen ein Haus im Wald und haben sich so gut es geht in dem verbarrikadierten Gebäude eingerichtet. Eine tödliche, nicht näher erklärte Krankheit ist der Grund, der die Bewohner schon zu einer grausamen Entscheidung trieb. Eines Nachts überwältigen sie einen Einbrecher namens Will (Christopher Abbott), der schwört, ihnen nichts Böses zu wollen und auch nicht infiziert sei. Kurze Zeit später wird ihm erlaubt, mit seiner Familie ins Haus zu ziehen, um Schutz zu finden - doch ist Vertrauen nicht bloß eine schmale Brücke, die zum Fallen einlädt, besonders in Zeiten wie diesen...?
Trailer zu It Comes at Night
Mit großen Erwartungen gingen wir in diesen Film, denn unheimlich anmutende Poster und vielversprechende Aussagen ließen uns annehmen, dass wir es bei It Comes at Night wahrhaftig mit einem neuen Meisterwerk zu tun hätten. Doch das Ergebnis kann man nur als enttäuschend bezeichnen, denn selten lagen Intensität und Story so weit auseinander.
Unbestritten machen die Darsteller eine große Menge aus, allen voran ein souverän agierender und bei aller notwendigen Härte mitfühlender Joel Edgerton. Ob als naiv-vertrauter Ehemann in Loving, undurchsichtiger Besucher in The Gift oder als Boxer in Warrior, der charismatische Australier ist ein Garant für intensive Rollen und wagt sich auch an Stoffe abseits des Mainstreams. Auch die Darsteller an seiner Seite hauchen ihren Rollen sehr viel Glaubhaftigkeit ein, hier möchten wir im Besonderen noch den von Albträumen heimgesuchten Kelvin Harrison Jr. (The Birth of a Nation) erwähnen.
Und da wären wir bereits beim Knackpunkt angelangt. Wo Schauspieler, Aufmachung und Intensität eine Menge toller Details in den Film pumpen, lässt It Comes at Night die Zuschauer an anderer Stelle gnadenlos verrecken. Es ist nicht notwendig, jedes Detail zu erfahren, die Vorgeschichte darf obskur bleiben, ebenso die existente, nicht näher definierte Seuche. Doch der immer anschwellenderen Anspannung zum Ende hin bleibt der Film einfach ein befriedigendes Finale schuldig und selten ertappt man sich im Kino wie bei einem Coitus Interruptus. Jaa, jaaaaa ... UND AUS! Was soll das?!, möchte man erregt den oder die SitznachbarIn fragen, nur um in ebenso fragende Gesichter zu blicken, die noch auf Etwas, Irgendetwas gewartet haben.
Gewiss gibt es Filmfreunde, denen genau diese geerdete, auf Emotionen mit eingesprengten Albträumen reduzierte Dramaturgie genügt, aber für einen grandiosen Horrorfilm, wie beworben, gereicht das noch lange nicht. It Comes at Night ist ein vielversprechender Thrill, der jedoch zu wenig Story bietet und leider vieles offenlässt, und dazu gehören auch die eben angesprochenen, deutungshohen Albtraumsequenzen. Ja, irgendwie macht alles Sinn und irgendwie reimt man sich was zusammen, aber irgendwie auch nicht. Unsicherheit, die weit weg von spannenden Interpretationsmöglichkeiten ist, bleibt. Ein interessanter Ansatz mit einem mittelmäßigen Ausgang, in vielerlei Hinsicht.